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Reptilia

Reptilia

Titel: Reptilia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Explosion stattgefunden, und zwar eine ziemlich gewaltige. Womöglich ist ihnen ihr Vorrat an TNT um die Ohren geflogen. Vielleicht hat einer von den Soldaten zu nah an der Sprengstoffkiste eine Zigarette geraucht, wer weiß? Sehen Sie sich die Leichen doch genau an. Die meisten tragen Verbrennungen am Rücken und am Hinterkopf. Leider haben wir nicht die Zeit und die Mittel, um sie nach Rückständen von Sprengstoff zu untersuchen, aber ich wette, wir würden etwas finden.«
    Maloney winkte mich zu dem umgestürzten Toyota. »Und wie passt das in Ihr Bild?« Er deutete auf die eingedrückte Tür, auf der sich ganz klar die Spur einer gewaltigen Pranke abzeichnete. »Wenn Ihr Freund nicht hier gewesen ist, wer hat dann diesen Abdruck hinterlassen?«
    Ich musste gestehen, dass ich das auch nicht erklären konnte. Alles, was ich hatte, waren ein paar Indizien und meine Intuition. »Ich weiß es nicht«, gab ich unumwunden zu. »Aber eines weiß ich genau: Wir sollten uns kein vorschnelles Urteil erlauben, ehe wir nicht mehr Fakten haben.«
    Maloney schnaubte. »Das sehe ich anders. Für mich ist die Sache klar. Jetzt sorgen wir noch für eine ordentliche Feuerbestattung, dann kehren wir zurück und sehen uns das zweite Lager an.«
     
    *
     
    Es ging auf die Mittagszeit zu, als wir die kümmerlichen Überreste des Lagers am See erreichten. Meine anfängliche Euphorie, endlich einen Anhaltspunkt über den Verbleib meiner Jugendliebe gefunden zu haben, wich rasch einer deprimierenden Erkenntnis. Nach nur wenigen Minuten war mir klar, dass hier nichts mehr zu finden war. Die Spur war kalt. Die Soldaten hatten die Gegend gründlich abgegrast und alles mitgenommen, was ihnen wichtig erschienen war.
    Enttäuschung machte sich in mir breit. Lustlos stocherte ich im Erdreich herum, ohne große Hoffnung, etwas zu finden. Meine Gedanken begannen abzuschweifen und um das Gespräch mit Maloney zu kreisen.
    Wie konnte er nur so borniert sein? Er war felsenfest davon überzeugt, dass Mokéle die Schuld an der Katastrophe trug. Es war immer dasselbe: Die Menschen sahen nur das, was sie sehen wollten. Selbst erfahrene Männer wie er bildeten da keine Ausnahme. Warum begriff er denn nicht, dass meine Entdeckung wichtig sein könnte? Sie warf ein ganz neues Licht auf das Tier, nach dem wir suchten, und auf das, was sich hier wirklich abgespielt hatte. Ich versuchte, der angespannten Stimmung zu entfliehen, um einen klaren Kopf zu bekommen, und entfernte mich von den anderen. Ganz wohl war mir zwar nicht, während ich durch die Ufervegetation ging und dabei versuchte, möglichst kein Tier aufzuscheuchen. Aber die Stille war es mir wert. Während ich über all das nachdachte, was bisher geschehen war, drangen plötzlich Wortfetzen an mein Ohr. Ich ging ihnen nach und stellte fest, dass es Maloney und Sixpence waren, die sich wohl ebenfalls abgesetzt hatten. Sie unterhielten sich, und ihr Gespräch trug eindeutig ernste Züge. Von Neugier getrieben, schlich ich näher, bis ich die Stimme von Sixpence deutlich vernahm: »… finde, du solltest die Finger von ihr lassen. «
    »Was geht dich das an? Bist du hier, um auf mich aufzupassen?«
    »Natürlich nicht, aber ich bin dein Freund und der Einzige, der sich traut, dir ab und zu mal die Meinung zu sagen. Und deswegen frage ich dich: Meinst du es ernst, oder suchst du nur ein schnelles Vergnügen?«
    »Ich wüsste nicht, was dich das angeht.«
    »Es geht mich sehr wohl etwas an. Ich war damals dabei, als deine Frau und dein kleiner Sohn bei dem Buschfeuer ums Leben gekommen sind. Ich war dabei, als du geschworen hast, nie wieder eine Frau lieben zu können. Du weißt, dass ich diesen Schwur immer für Unsinn gehalten habe und dass ich mich riesig gefreut hätte, wenn du eine neue Liebe gefunden hättest, aber Elieshi muss es ja nun wirklich nicht sein.«
    »Und warum nicht?«, entgegnete Maloney.
    »Sie ist viel zu jung für dich. Ein grünes Ding, gerade mal alt genug, um deine Tochter zu sein. Du liebst sie nicht und bringst uns damit nur alle in Gefahr.«
    »Blödsinn.«
    »Kein Blödsinn. Ist dir nicht aufgefallen, dass der junge Astbury sich auch für sie zu interessieren scheint?«
    Die Bemerkung traf mich völlig unvorbereitet. Ich duckte mich zu Boden. Elieshi und ich? Das war ja lächerlich. Sollte Sixpence irgendwelche Schwingungen zwischen uns bemerkt haben, dann wusste er mehr als ich. Trotzdem interessierte mich das Thema. Ich war mittlerweile so dicht herangekrochen, dass ich

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