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Reptilia

Reptilia

Titel: Reptilia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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zwischen den Grasstauden hindurch einen Blick auf die beiden werfen konnte. Maloney hatte sich hingesetzt und seinen Hut zurückgeschoben. Er ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen.
    »Die beiden? Die können sich nicht ausstehen, das sieht doch ein Blinder. Astbury ist es völlig egal, ob da etwas zwischen uns läuft. Ganz im Gegensatz zu dir, wie mir scheint.«
    Sixpence brummte verärgert vor sich hin. »Du hast keinen Funken Menschenkenntnis. Hast du nie gehabt und wirst du nie haben, sonst wäre dir längst aufgefallen, dass diese fortwährenden Reibereien zwischen den beiden eine Art Zuneigungsbekundung ist. Und noch eines sage ich dir: Wir können uns diesen Hahnenkampf nicht leisten. Nicht bei dem, was hier auf dem Spiel steht.«
    Ich musste erst mal durchatmen. Das war ja lächerlich. Ich war an dieser launischen Biologin nicht im Mindesten interessiert. Außerdem fühlte sie sich eindeutig zu Maloney hingezogen.
    Während ich noch über die verwirrende Behauptung nachgrübelte, hatte sich der australische Jäger drohend aufgerichtet. »Ich werde dir sagen, was los ist«, donnerte er. »Du bist nur eifersüchtig, das ist alles. Willst die Kleine für dich haben, stimmt’s?« Er lachte trocken. »Versuch’s doch. Das könnte interessant werden. Ich bin der Letzte, der einem guten Kampf aus dem Wege geht; das müsstest du doch eigentlich wissen bei deiner viel gepriesenen Menschenkenntnis.«
    »Ja, ja. Hauptsache du hast deinen Spaß. Was andere über dich denken, hat dich ja noch nie interessiert.«
    Ich hörte, dass Maloneys Stimme einen härteren Klang bekam. »Wenn es dir hier nicht gefällt, dann geh doch. Ich krieg das hier auch allein hin.«
    »Das kann ich nicht, und das weißt du ganz genau.«
    »Himmel, verschone mich bitte mit deinem ewigen Gerede von einem Blutschwur. Immer, wenn es zwischen uns zu Unstimmigkeiten kommt, muss ich mir diese alte Geschichte anhören. Und dann soll ich mich schuldig fühlen. Aber ich habe keine Lust mehr, verstehst du? Es hängt mir zum Hals raus, dein Moralgequassel. Verschwinde, ich erlöse dich von deinem Gelübde.«
    »Das kannst du nicht«, hörte ich Sixpence murmeln. »Das kann nicht mal ich selbst.«
    Nach einigem Schweigen sagte Maloney: »Na gut, dann bleib halt.« Und nach einer weiteren Pause fügte er hinzu: »Genau genommen bedeutet mir die Kleine doch gar nichts.«
    »Das sage ich doch die ganze Zeit. Aber dann kannst du auch genauso gut die Finger von ihr lassen«, murmelte Sixpence.
    »Kann ich nicht, ich bin Jäger – und das in jeder Hinsicht. Und du weißt doch, was man sich von den schwarzen Weibern erzählt.«
    »Keine Ahnung, aber vielleicht willst du mich ja aufklären?«
    »Komm schon, das weiß doch jeder. Er heißt, sie sind wie Tiere. Die warten nur darauf, besprungen zu werden, vorher geben sie keine Ruhe. Irgendwann werde ich es der Kleinen besorgen, und dann lasse ich sie wieder fallen. Ist doch nur eine harmlose kleine Affäre, die ebenso schnell endet, wie sie begonnen hat.«
    Ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen. Das war ja allerhand. Sixpence schien ebenfalls schwer getroffen zu sein.
    »Ach daher weht der Wind«, sagte er. »Ist dir eigentlich klar, dass Elieshi und ich die gleiche Hautfarbe haben?«
    »Mit dir ist das doch etwas völlig anderes. Du bist wie ein Bruder für mich.«
    »Und was, wenn sie eine weiße Hautfarbe hätte? Ich bin sicher, dass du dann ganz anders über sie reden würdest. Was glaubst du eigentlich, wie solche rassistischen Sprüche bei mir ankommen?«
    »Sei mal still! Da drüben ist irgendetwas.«
    Maloney war aufgesprungen und starrte in meine Richtung, das Gewehr, das er immer bei sich trug, im Anschlag. So schnell es mir möglich war und ohne dabei ein Geräusch zu machen, ließ ich mich zu Boden sacken. Verdammt, er hatte mich entdeckt! Der Typ würde mich zu Kleinholz verarbeiten, wenn er mitbekam, dass ich gelauscht hatte. Mir blieb nur eine Wahl. Abhauen, und zwar so leise wie möglich. Doch das war leichter gesagt als getan.
    »Hallo. Wer ist da?«, rief Maloney herüber. Er ging ein paar Schritte in meine Richtung. Ich hörte deutlich das Knirschen seiner ledernen Stiefel. Immer näher kamen sie. Er hatte mich gehört, das war klar, er schien nur noch nicht entschieden zu haben, wie er sich verhalten sollte. Im schlimmsten Fall würde er einfach sein Gewehr in meine Richtung halten und abdrücken. Mir stand der Schweiß auf der Stirn. Was sollte ich bloß tun? Besser, ich gab mich zu

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