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Reptilia

Reptilia

Titel: Reptilia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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kann.«
    Mit einem frechen Seitenblick fügte sie hinzu: » Das heißt aber nicht, dass Sie das jetzt auch machen dürfen. Es sei denn, Sie schrumpfen vorher um einen halben Meter.«
    Ich ging in die Hocke und steuerte auf Elieshi zu. Lächelnd hielt sie mir ihre Faust unter die Nase. »Netter Versuch.«
    Maloney lachte schallend. »Egomo gefällt mir immer besser. Von mir aus kann er gern bleiben.«
    »Von mir aus auch«, stimmte ich zu und setzte mich wieder an meinen Platz. »Ich hoffe allerdings, dass er uns nicht versehentlich vergiftet. Die Blätter, mit denen er den Fisch verpackt hat, sehen irgendwie ungesund aus«, bemerkte ich halb im Scherz. »Die Hälfte aller Gewächse um uns herum sind hochtoxisch.«
    »Keine Sorge, Professor. Das Riesenphrynium steht ganz oben auf der Speisekarte der Gorillas und ist bei den Pygmäen als Unterlage für alle möglichen Speisen in Gebrauch. Seine Bekömmlichkeit ist seit Generationen bewiesen.«
    »Sofern man über den Magen eines Gorillas verfügt«, ergänzte ich augenzwinkernd. Ich nahm es Elieshi nicht übel, dass sie mich immer noch Professor nannte. Irgendwie gehörte es zu unserem Spiel. Ich wusste zwar nicht, worum es dabei ging oder wie die Regeln waren, aber das war egal. Ich fing an, es zu genießen. Außerdem spürte ich nach dem, was ich heute Mittag aus Maloneys Mund gehört hatte, ein seltsam schlechtes Gewissen in mir nagen. Als hätte ich Schuld auf mich geladen, nur weil ich eine andere Hautfarbe besaß. Natürlich war das an den Haaren herbeigezogen, doch ich wurde dieses Gefühl nicht los.
    Ich betrachtete Elieshi, wie sie an einem letzten Rest Fisch knabberte und sich dabei angeregt mit Maloney unterhielt. Wieder und wieder gingen mir seine verletzenden Worte durch den Kopf. Irgendwie tat sie mir leid. Erst war sie auf diese Lüge vom Zwergelefanten hereingefallen, und jetzt stand sie im Begriff, ihr Herz an einen Mann zu verschleudern, der sie nur als leichte Beute betrachtete.
    »In Ordnung«, Maloney unterbrach das Gespräch mit ihr und klopfte mit einem Messer gegen sein Weinglas. Die Geste wirkte seltsam unpassend, als befänden wir uns auf einer Gesellschaft, auf der der Gastgeber eine Rede halten wollte. »Ich finde, es ist an der Zeit, dass wir eine Strategie entwickeln«, erklärte er. »Ich fasse mal kurz zusammen. Da sind zum einen Egomos Aussagen, die überaus glaubwürdig erscheinen, nicht zuletzt in Anbetracht der beiden zerstörten Lager, die wir mit eigenen Augen gesehen haben. Wir alle waren Zeugen, wie etwas Großes aus dem See aufgetaucht ist und uns beobachtet hat. Die Videodaten sind zwar von schlechter Qualität, ergeben aber zusammen mit den Aufzeichnungen, die Elieshi heute gemacht hat, ein klares Bild. Das Tier, nach dem wir gesucht haben, existiert tatsächlich. Es ist hier. Es lebt, es atmet, und es hinterlässt Spuren. Sollte jemand noch Zweifel an seiner Existenz gehegt haben, so dürften sie mit dem heutigen Tage ausgeräumt sein. Das bringt mich direkt zu Punkt zwei: Alle Hinweise deuten darauf hin, dass unser Zielobjekt von aggressiver Natur ist und wir uns künftig sehr viel mehr vorsehen müssen.«
    »Wie kommen Sie zu dieser Schlussfolgerung?«, unterbrach ich ihn. Ich fand, er sollte ruhig wissen, dass in diesem Punkt keine Einigkeit zwischen uns herrschte. »Was wir bisher gesehen haben, lässt sich auch anders deuten.«
    »Mr. Astbury, sowohl die Bilddaten von Emily Palmbridge als auch die Spuren, die wir hier gefunden haben, zeigen deutlich, dass Mokéle m’Bembé über ein ausgeprägtes Revierverhalten verfügt und nicht zögert, seine Ansprüche durchzusetzen. Dabei geht er geschickt, leise und brutal vor. Und sehr effizient, wie ich noch hinzufügen darf. Wir haben es mit einem Gegner zu tun, der uns zumindest ebenbürtig ist. Zwei zerstörte Lager sowie die gestrige Begegnung sollten als Bestätigung dieser These ausreichen.« Er warf mir einen Blick zu, der signalisierte, dass dieses Thema für ihn beendet war. »Und das führt uns direkt zu Punkt drei. Ich plaudere sicher kein Geheimnis aus, wenn ich Ihnen sage, dass wir uns hier in großer Gefahr befinden. Alles, was wir bisher erlebt haben, lässt den Schluss zu, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis ein weiterer Angriff erfolgen wird. Das Verhaltensmuster des Kongosauriers deutet darauf hin, dass er seinen Gegner erst studiert, ehe er zuschlägt. Dass ein Rückzug ins Hinterland kein hinlänglicher Schutz ist, beweist das zerstörte Lager der

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