Republic Commando 01 - Feindkontakt
hatte die Geschichten über die Padawane gehört, die in der Landwirtschaft gelandet waren, nachdem sie im Training nicht erwartungsgemäß abgeschnitten hatten. Das hätte ihr gerade noch gefehlt – ihr Dasein auf einem rückständigen Planeten zu fristen und mit Kornfeldern zu reden. Es waren nicht nur die Geheiminformationen, die sie unter ihrem Mantel versteckt hielt, weswegen sie so schnell wie möglich von diesem Planeten fort wollte. Landwirtschaft bedeutete für sie Versagen. Sie brauchte keine weitere Erinnerung an ihre eigene Unzulänglichkeit.
»Jaaa«, spuckte Birhan aus und trottete vor sich hin fluchend davon.
»Wir werden alle nervös, wenn Hokans Bande anfängt Höfe Zustecken«, sagte Jinart. Sie nahm Etain am Arm und führte sie zurück in die Scheune, die ihr Zuhause geworden war. Nein, es war kein Zuhause. Für sie konnte es kein Zuhause mehr geben. Keine Liebe, keine Abhängigkeiten, keine Verpflichtungen außer der Macht. Nun ja, wenigstens würde es ihr nicht schwer fallen, sich von hier loszureißen. »Und natürlich auch Bauern umzubringen«, unterbrach Jinart ihre Gedanken.
»Wie kommt es dann, dass du nicht nervös bist?«, fragte Etain.
»Du bist sehr achtsam, Kind. Ich sehe das Leben universeller«, sagte Jinart und hörte sich überhaupt nicht wie eine alte Wollspinnerin an. »Jetzt bleibst du schön hier, wo’s sicher ist und gehst nicht rumspazieren.«
Etain entwickelte eine geradezu neimoidianische Paranoia und fragte sich, ob ihre eigenen Instinkte sie täuschten. Wenigstens war sie bisher immer in der Lage gewesen, die Gefühle und das Befinden anderer zu spüren. »Also wissen sie, wo sie mich finden?«, fragte sie bohrend.
Jinart versteifte sich merklich. »Hängt davon ab, wer sie sein könnten«, sagte sie, während ihr im Gehen eine penetrante Merliefahne folgte. »Ich habe nicht viel für Urrqal übrig und in meinem Alter gibt es kaum noch etwas, das man sich wünscht.«
»Du hast gesagt, sie würden kommen.«
»Ja, das tat ich.«
»Ich habe nicht die Geduld für Rätsel.«
»Dann solltest du sie erlernen. Und du solltest beruhigt sein, denn sie sind hier und sie werden dir helfen. Aber du musst auch ihnen helfen.«
Etains Verstand raste. Ihr Magen zog sich zusammen. Nein, auf irgendwelche Wahrsagertricks würde sie nicht hereinfallen. Sie stütze ihr Wissen und ihr Gespür auf vage Verallgemeinerungen und begann einen Sinn zu sehen, wo keiner war. Natürlich wusste Jinart, dass Fremde eingetroffen waren. Ganz Imbraani hatte von Meister Fulier gewusst und es war ziemlich schwierig, nicht zu wissen, dass etwas geschehen war, wenn einem Flieger aufs Feld krachten und jedes Schlupfloch in der Umgebung von Hokans Miliz durchsucht wurde. Aus irgendeinem Grund spielte Jinart hier Ratespielchen.
»Wenn du etwas genauer werden könntest, würde ich dich ernst nehmen«, sagte Etain.
»Du solltest weniger argwöhnisch sein«, erwiderte Jinart gemächlich. »Und du solltest sorgfältiger betrachten, was du zu sehen glaubst.«
Etain öffnete das Scheunentor und der Geruch von Stroh und Barq schlug ihr wie eine feste Masse entgegen. Sie fühlte sich plötzlich ruhiger, fast schon hoffnungsvoll, auch wenn sie nicht wusste, warum. Vielleicht hatte Jinart eine natürlich beruhigende Wirkung, tröstend wie eine Großmutter. Trotz ihres wirren Geredes.
Etain konnte sich nicht wirklich an eine Großmutter erinnern, oder an irgendjemanden ihrer biologischen Familie. So etwas wie Familie war ihr nicht vertraut und konnte ihr auch keinen Trost spenden, war sie doch in einer Kommune von Jedi-Novizen aufgewachsen. Aufgezogen, unterrichtet und umsorgt von den ihren. Und damit waren keine Menschen gemeint.
Aber auf einmal schien Familie, selbst das, was sie in Kürze davon unter den zerstrittenen Bauernclans kennen gelernt hatte, wünschenswert. Im Augenblick war es einfach schwer, allein zu sein.
»Ich wünschte, ich hätte die Zeit, dich im Überleben zu unterweisen«, sagte Jinart. »Diese Aufgabe wird jemand anderem zufallen. Halte dich bereit, mir zu folgen, wenn es dunkel wird.«
Jinart wurde sehr viel deutlicher. In ihr steckte mehr, als es der Anschein vermuten ließ. Etain beschloss, der alten Frau zu vertrauen. Schließlich kam sie einem Verbündeten am nächsten.
Und außerdem hatte sie ja noch ihr Lichtschwert.
Darman gelangte an den Waldrand und fand sich vor einem offenen Feld von der Größe eines kaminoanischen Ozeans wieder.
Das war zumindest sein Eindruck.
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