Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)
Honorar?“
„Damit habe ich nichts zu tun.“
Peter nagte an seinen Lippen. Die Falten auf seiner Stirn ließen vermuten, dass er grübelte.
„Darf ich Sie was fragen?“
„Bitte.“
„Ihre Sorgen – sind die privat oder betreffen die den Job?“
„Beides, seit auch Konrad Konrad verschwunden ist. Er ist nicht allein jemand, der mir Aufträge zukommen lässt, er ist auch ein Freund. Bitte verstehe, dass mein Sinn nicht nach lustig steht, solange wir die Entführten nicht befreit haben.“
Litterer richtete sich auf, die Augen groß und rund.
„Geht es bei unserer Mission um diese ständigen Entführungen?“
Er hatte etliches darüber in Zeitungen und Zeitschriften gelesen. Wilde Spekulationen. Lager im fernen Osten, gewaltsame Gehirnwäschen, Eliten zur Ausbildung als Terroristenführer, vermuteten die einen. Andere spekulierten über organisierte Beseitigung gezielter Personen durch Auftragskiller und ihre Entsorgung nach geheimer Methode.
„Um genau die!“
„Ach!“ Peter war sprachlos. Andrea kam ihm in den Sinn, die Schwester seines Freundes. Sie war vor drei oder vier Wochen eines Abends von der Arbeit nicht heimgekommen. Und seitdem verschwunden. Peter sah nun seine Aufgabe in einem anderen Licht.
Zehn nach eins. Siesta. Sie standen vor der verschlossenen Tür vom Club Nautico, starrten verärgert auf das Schild „Cerrado“. Darunter war in Spanisch, Katalan, Deutsch, Französisch und Englisch zu lesen, dass hereinkommende Boote am Pantalon de Espera festmachen konnten, bis ihnen nach Mittag ein Liegeplatz zugewiesen werde. Andere Besucher sollten um drei Uhr wieder kommen. Es war zehn nach eins.
„Wir könnten die Stege nach der Felicitas absuchen“, schlug Peter vor.
„Eine gute Idee.“
Sie machten sich auf den Weg zu den Pantalons, wie hier die Stege bezeichnet wurden. Sie sahen die Boote in der leichten Brise hin und herschaukeln. Wie Glöckchenläuten klingelte es an den Masten. Die Stege waren menschenleer, die meisten Boote unbemannt – sie warteten aufs Wochenende oder auf den Urlaub der Eigner. Hier und da arbeitete ein Skipper an seinem Boot mit Pinsel und Farbe, drei Stege weiter rief jemand „Leinen los!“ Ein Segler legte ab und nahm Kurs auf die Hafenausfahrt. Steg zwei und drei konnten sie übergehen, da lagen nur Motorboote. An Steg vier lagen Segler, aber keiner hieß Felicitas . Rehbeins Blick schweifte über die endlosen Reihen Pantalons. Laut Liegeplan befanden sich auf der anderen Seite mindestens noch mal so viele wie hier.
„Weißt du was? Ich finde die Idee nicht mehr so gut. Mir tut der Rücken weh. Lass uns das Ende der Mittagspause abwarten und im Büro nach Huber fragen. Da drüben, direkt am Wasser, ist ein Restaurant. Gehen wir eine Kleinigkeit essen.“
„Okay, ich lauf schnell noch zu dem letzten Boot an Pantalon neun, ich konnte vom Ende der Nummer vier aus ein Stück des Bugs und den Anfang des Namens erkennen. Es ist ein F.“
„Okay, ich setz mich so lange auf die Bank hier.“
Peter spurtete los. Hans bekam Gesellschaft. Zwei Hunde mit eingeklappten Ohren, rot-weiß geschecktem Fell und ziegenähnlichem Gesicht, Podencos, trotteten zuerst vorüber, umkreisten dann die Bank, auf der er saß, und ließen sich schließlich vor ihm nieder. Platt auf dem Bauch, die Schnauzen zwischen die Vorderpfoten gesteckt, schielten sie aus goldenen Augen zu ihm hoch. Er kannte die Ibizahunde von Bildern und Beschreibungen her. Sie stammten nicht wie andere Hunde von Wölfen ab, sondern von Schakalen.
Es war nicht die Felicitas , sondern die Fata Morgana . Also doch bis drei Uhr ins Clubrestaurant. Sie setzten sich an einen Fenstertisch an der Wand direkt am Wasser und bestellten Fischsuppe.
Um drei verließen sie das Restaurant und da kam auch schon eine junge Dame in forschem Schritt von irgendwo, ging zum Clubhaus und schloss die Eingangstür auf. Ihrem Mix aus Spanisch, Deutsch und Englisch entnahmen sie, dass Huberts Felicitas an der Nummer neun an Steg Nummer dreiundzwanzig lag.
Sein Liegeplatz war leer, die Boote links und rechts davon unbemannt. Der Skipper aus dem Segler gegenüber rief ihnen etwas auf Spanisch zu, dann aber merkte der Freizeitkapitän aus Stuttgart, dass er Deutsche vor sich hatte.
„Schorsch Huber“, sagte er, „hat in aller Frühe Segel gesetzt – zur Fahrt in die Bucht von Espalmador, wie heute viele Boote. Um Mitternacht startet am Strand ein Feuerwerk zu Ehren San Juans mit Frohsinn und
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