Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)
Stufen, nicht so Peter, der leichtfüßig und mit „ Azuro, das ist der Himmel der Verliebten …“ auf den Lippen hinaufhüpfte. Die Beleuchtung erlosch, als sie den Türklopfer betätigten. Sie klopften, sie riefen, sie klopften erneut. Nichts rührte sich hinter der dunkelbraunen Kassettentür. Der Rentner Georg Huber war offenbar nicht zu Hause. Peter nutzte die Gelegenheit, bei dem mürrischen „Alten“ einen Punkt zu machen und gab sich optimistisch.
„Vielleicht ist er nur rasch mal eben einkaufen gegangen und gleich wieder da.“
„Hoffentlich. Komm, wir warten unten im Wagen.“
Pepe wohnte im dritten Stock und wartete bei geöffneter Tür auf die beiden Alemanes, die er hatte rauftrampeln hören. Er hatte ihre Sprache sofort erkannt und wollte seine demonstrieren.
„Guten Morgen, die Herren.“
„Buenos dias, Senor“, grüßten sie unisono zurück und Rehbein fragte: „Sie sprechen Deutsch?“
„Si, si, war sieben Jahre in Deutschland.“
Zu Reichtum hatte es ihm offenbar nicht verholfen, es fehlten ihm zwei Schneidezähne und die untere Zahnreihe komplett.
„Vielleicht können Sie uns weiterhelfen. Wir wollten Herrn Huber besuchen, doch er scheint nicht daheim zu sein. Haben Sie eine Ahnung, wo er steckt oder wann er zurück ist?“
„Um die Zeit ist Georg oft im Biergarten. Trifft Freunde, spielen Karten.“
„Im Biergarten? In Eulalia – im Biergarten?“
„Si, si! Gibt es drei aqui. Georg in Biergarten von Rambla aus zweite Gasse derecha. Fragen Sie nach Camarero Adolfo, der weiß, was für Tisch.“
Camarero Adolfo war gottlob im Dienst. Er wusste sofort, wen die Senores meinten, als sie nach Georg fragten, und führte sie quer durch das pinienbestandene Freiluftlokal. Der Garten war riesig und schon jetzt, kurz vor Mittag, gut besucht. Es gab sogar Bier vom Fass in Krügen. Die zwei Frankfurter kamen aus dem Staunen nicht heraus.
„Ich glaube, ich bin in München“, sagte Peter und sah einer hübschen Kellnerin im Dirndl hinterher, die ein Tablett mit vollen Gläsern im Slalom durch die Menge balancierte. Einer anderen, die dabei war, gefüllte Aschenbecher in einen Eimer zu entleeren, gab er einen Klaps aufs Hinterteil.
Es war ein runder Tisch am entgegengesetzten Ende zwischen zwei Pinien. Fünf Männer saßen um ihn herum, in ihr Kartenspiel vertieft. Adolfo wechselte zwei, drei Sätze mit ihnen, wandte sich dann an Rehbein und schüttelte den Kopf. „Georg no“, sagte er, „hoy no.“ Huber war heute nicht da. Einer der Spieler erklärte in gutem Katalan-Englisch, dass Georg in der Marina zu finden sei, auf seinem Boot Felicitas. Im Club Nautico könnten sie erfahren, an welchem Steg. Rehbein dankte ihm und auch dem Camarero und bestellte zwei Bier. Der Kellner wies auf einen freien Tisch vor der Oleanderhecke, die den Abschluss des Lokals bildete.
„Ich muss mit dir reden, Peter, außerdem habe ich Durst.“
„Hört sich spannend an.“
„Ist es nicht. Aber verdammt ernst.“
Hans Rehbein richtete es so ein, dass der Junge mit dem Rücken zur Volksmenge saß und nur ihn und die Hecke zu sehen bekam. Litterer wirkte gelangweilt. Was wollte der Alte von ihm? Da kam auch schon das Bier. Der Kellner sagte: „Wohl bekomm’s.“
Hans suchte Worte nach einem freundlichen Anfang. Es sollte ja keine Gardinenpredigt werden. Er trank einen Schluck Bier, wischte sich den Schaum vom Mund und legte los:
„Wir sind hier nicht auf Urlaub, Peter, und wir sind keine Touristen. Wir haben einen Auftrag auszuführen, und bevor wir diese Aufgabe erledigt haben, fallen Sperenzchen aller Art flach. Auch für dich. Ich hoffe, du verstehst, was ich meine.“
„Nö.“
„Ich denke doch.“
„Also, ich weiß, dass ich das Phantomportrait eines Mannes nach der Beschreibung von einem hier auf der Insel zeichnen soll. Okay, ich bin bereit. Wo liegt das Problem?“
„In deinen Faxen. Die sind mir unerträglich. Wir sind ein Team und müssen miteinander auskommen. Mich bedrücken immense Sorgen, habe derzeit keinen Sinn für Humor und ich brauche für die Dauer unseres Aufenthaltes auf Ibiza einen ernsthaften Partner. Zuerst gilt es, diesen Rentner aufzustöbern. Bis wir ihn gefunden haben und du die Zeichnung fertig hast, lass die Augen von den Mädchen und erst recht deine Pfoten. Danach und mit deiner Zeichnung im Gepäck fliege ich zurück und du kannst tun und lassen, was du willst.“
„Auch hierbleiben?“
„Na klar!“
„Und wie komme ich zu meinem
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