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Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)

Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)

Titel: Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne Reuther
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unterzog er sie, bevor sie einen Fuß ins Cockpit setzten, professionell einer Leibesvisitation. Hinterher lächelte er sie an, bat um Verständnis und begrüßte sie mit Handschlag.
    „Noch habe ich nicht alle Berufsgewohnheiten abgestreift, bitte setzen Sie sich. Was darf ich Ihnen anbieten?“
    „Danke, wir haben schon gefrühstückt. Ein Glas Wasser vielleicht … Sie waren bei der Polizei?“
    „Ja“, sagte Huber, „sechsunddreißig Jahre kurz.“ Er entnahm der Kühlbox neben dem Ruderstand eine Flasche und füllte drei Gläser mit Vichy Catalan. Rehbein runzelte die Stirn. Wie kam ein Polizist zu einem Anwesen dieser Größe im Frankfurter Westend? Alter Familienbesitz? Nicht neidisch werden, Hans. Die Sonne strahlte schon über den kleinen Hügel im Osten der Bucht. Noch nicht heiß, aber schon angenehm warm.
    „Viel Zeit habe ich nicht“, sagte Huber, „ich bin mit einem anderen Segler zu einem Törn verabredet. Es ist auch schnell gesagt, was ich von Duda sagen kann. Er ist ein verlässlicher Mensch, kommt Verpflichtungen pünktlich nach. Er hat mit einem Kompagnon mein Grundstück in Frankfurt gekauft und nicht einmal versucht, den Preis herunterzuhandeln, Er überwies ihn auch pünktlich auf mein hiesiges Konto bei der Banco Popular in Eulalia. Mehr allerdings weiß ich über Herrn Duda nicht zu sagen. Nichts aus eigener Erfahrung oder Beobachtung jedenfalls.“
    „Und ansonsten?“
    „Es gibt Gerüchte. Ich misstraue Gerüchten und möchte sie nicht auch noch verbreiten.“
    „Was uns interessiert, ist, wo können wir ihn erreichen, wie Kontakt zu ihm aufnehmen?“
    „Liebs Herrgöttle, der Mann ist unauffindbar. Was hab ich alles versucht, mit ihm in Verbindung zu kommen, ich kann ihn einfach nicht erreichen.“
    „Zu dumm. Wir müssten ihn dringend sprechen …“
    „Ich auch. Ich möchte gern die alte Wanduhr meines Großvaters von ihm zurückkaufen. Worüber wollen Sie mit ihm sprechen – oder ist das ein Geheimnis?“
    Mit dieser Frage hatte Rehbein gerechnet und eine Antwort parat, die nicht zu weit von der Wahrheit entfernt lag. „Eine junge Frau steckt in lebensbedrohenden Schwierigkeiten und er ist der Einzige, der ihr helfen könnte. Um nach ihm zu suchen, bräuchten wir ein Foto. Sie haben nicht zufällig eins?“
    „Nein. Wie sollte ich?“
    „Sie haben recht. Wären Sie so freundlich, ihn zu beschreiben? Mein Begleiter hier könnte ein Bild von ihm zeichnen.“
    „Das ist ganz unmöglich. Ich weiß nicht, wie Dr. Duda aussieht. Bin ihm noch nie im Leben persönlich begegnet.“
    Harter Schlag ins Kontor.
    „Nicht einmal beim Notar zur Unterzeichnung des Kaufvertrages?“
    „Nicht einmal da. Der Makler hatte dazu meine amtlich beglaubigte Vollmacht. Ich lebte zu der Zeit bereits hier auf Ibiza und durfte auf Anordnung der Ärzte nicht mehr fliegen. Mit dem Auto habe ich mir die Strecke nicht zugemutet.“
    Hans schwammen die Felle davon. Die Hoffnung in diese Mission fiel wie ein Kartenhaus zusammen.
    „Können Sie uns Namen und Adresse des Maklers mitteilen – und auch von dem Notar?“
    „Der Makler heißt Andreas Lukas, der Notar Dr. Eckard Borsche. Beide haben ihre Büros in Frankfurt.“
    Ein Segelboot tuckerte heran. Ein Junge brachte steuerbord drei Fender aus und legte es längsseits an der Felicitas an. Der Mann am Ruder rief: „Hola, George, Bon Dia! Vamonos?“
    „Momentito, Pedro, cinco minutos!“, rief Huber zurück und erklärte seinen Besuchern: „Ich muss Sie jetzt verabschieden, es sei denn, Sie fahren mit aufs Meer hinaus. Wir wollen lossegeln. Es tut mir ehrlich leid, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen konnte.“
    „Was sagen Sie da! Sie haben uns doch geholfen und dafür danken wir Ihnen sehr.“ Sie reichten dem Skipper die Hand. „Und wir wünschen Ihnen einen guten Segeltörn und viel Spaß – und immer Wasser unterm Kiel oder wie das heißt“, sagte Hans.
    Huber lachte. „Danke, ja so heißt es. Die Handbreit kommt noch dazu … Vorsicht!!!“, rief er – zu spät. Hans verfehlte die oberste Leitersprosse, rutschte ab und plumpste ins Wasser. Nicht tief, doch es reichte, um in klitschnassen Klamotten zur Aurelia zu pullen.
     
     
    Peter war grün im Gesicht, als sie in der stickigen Halle auf den Abflug ihrer Maschine warteten. Er hielt sich den Bauch, sprang auf und rannte zur Toilette.
    „Du lieber Himmel, das hat uns gerade noch gefehlt!“ Rehbein rieb sich die Stirn, dabei fiel ihm ein, dass er Reinfeld von der Aurelia aus nicht

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