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Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)

Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)

Titel: Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne Reuther
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Fahrrad des Vermissten zerbeult auf dem Schrottplatz gefunden. Das ist vielleicht ein Anfang.“
    „Schon wieder ein Alter!“
    „Stehen auf deiner Liste der Vermissten auch Kinder?“
    „Nein. Nur drei Jugendliche zwischen achtzehn und zwanzig.“
    „Wie alt sind Leitmeiers Kinder?“
    „Vierundzwanzig und achtundzwanzig.“
    „Oh!“
    „Das Wort Kinder ist freilich irreführend, ich hab das von ihm einfach so übernommen. Leitmeier war übrigens heute hier. Ich brachte es nicht fertig, ihn abzuwimmeln, und ließ ihn reden und reden, war mit meinen Gedanken unterdessen bei meiner Arbeit, doch mit einem Mal horchte ich auf, denn plötzlich wurde sein Geschwätz interessant, gab Einblick in die seltsamen Wege seiner Sprösslinge. Typische Allüren von Töchtern und Söhnen betuchter Eltern. Erika zum Beispiel ist vor zwei Jahren den Zeugen Jehovas beigetreten, stand bei Wind und Wetter wie eine Statue Tag für Tag auf dem Roßmarkt, den Wachtturm in der Hand. Ihr Archäologiestudium brachte sie in Konflikt mit den Sektenfuzzis, weil bestimmte Ausgrabungen dem religiösen Wirrwarr der sogenannten Bibelforscher widersprechen. Statt dieser Sekte den Rücken zu kehren, gab sie ihr Studium auf und trat eine Optikerlehre an. Zum Durchblick verhalf ihr der Blinddarm. Er entzündete sich, vereiterte sogar und man wollte sie daran hindern, sich operieren zu lassen. Glücklicherweise war sie zu dem Zeitpunkt verliebt und zum Sterben ganz und gar nicht bereit. Sie distanzierte sich von dem Verein, wurde operiert und gesund, bekam großen Ärger mit der Sekte. Der nahm auch dann kein Ende, nachdem sie sich mit einer ansehnlichen Summe losgekauft hatte. So viel zu Tochter Erika.“
    Raabe, die Hände wie üblich über dem Bauch gefaltet, hörte aufmerksam zu.
    „Mit Sohn Max kam es noch ärger. Er geriet in die Fänge der Scientologen. Als er den Fehler, sich auf die einzulassen, erkannte, war es zu spät. Nur durch die vereinten Kräfte seines Vaters und des Doktorvaters plus einer Viertelmillion Euro Ablöse gelang es ihm, sich aus den Krakenarmen zu befreien. Aber er war seitdem ständig Anfeindungen und anonymen Bedrohungen ausgesetzt.“
    „Das ist heiß. Und es bedeutet Ausweitung deines Programms.“
    „Du sagst es ...“
     
     
     
     
     
     
    ***
     
     
     
     
     
    Der Repuestos -Wecker schrillte. Edmund richtete sich auf. Er hatte schlecht geschlafen und wirres Zeug geträumt. Er ging unter die Dusche, legte die Anstaltskluft an und verließ die Zelle, ebenso alle Bewohner der Adlergasse. Und da stand er Gustav und Angela gegenüber. Die beiden Männer schüttelten sich schweigend die Hände und reihten sich, Angela in ihrer Mitte, in den Zug zum Schwimmbad ein. Wie gut Gustav und Angela dran waren, ging es Edmund für einen Augenblick durch den Kopf. Sie waren in der Hölle wie er, doch zusammen.
    In der Vorhalle zum Schwimmbad entledigte sich die Kolonne ihrer Kleidung und warf sie in die Container. Es war verrückt, aber als ob Konrad keine anderen Sorgen hätte, machte ihm die Anwesenheit der Freunde bei der verordneten Freikörperkultur zu schaffen. Während sich alle zur Badehalle begaben, rief er den beiden zu: „Wenn ihr einverstanden seid, treffen wir uns nach eins im Restaurant ‚Tulpenkorb‘ zum Mittagessen.“
    Er blieb stehen, bis eine größere Gruppe genug Abstand zwischen ihm und den beiden schuf. Er schwamm seine halbe Stunde pausenlos in kräftigen Stößen, alle Sinne auf den Körper konzentriert.
    Im Frühstückssaal entdeckte er einige Tische weiter vorn Gerds Rücken, Gustav und Angela saßen weit hinten an Tisch Nummer zweiunddreißig. In der Schlange zur Liegewiese blieb er ebenfalls von allen anderen getrennt. Das war ihm recht, er konnte sich aber nicht erklären, wieso. Auf der Matte nervte schon wieder die Stimme dieser Irren. Wie war es dieser Person möglich, auch diesmal den Platz neben ihm zu belegen!
    „Würden Sie mir bitte wenigsten Ihren Namen verraten, Ihren Vornamen?“
    Nicht nur ihre Stimme stieß ihn ab.
    „Ich heiße Edmund Konrad. Edmund mit Vor- und Konrad mit Nachnamen, und ich möchte in Ruhe gelassen werden, okay?“
    „Keinesfalls. Ich will mit Ihnen schlafen und dass Sie mich schwängern.“
    Edmund erschauerte. Es bedurfte etlicher Atemzüge, ehe er imstande war zu antworten.
    „Daraus wird nichts und das ist das letzte Wort, das ich an Sie richte. Sparen auch Sie sich alle weiteren.“
    „Ihr Zögern hat mir verraten, dass Sie einen Moment über

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