Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)
Knöpfle losgeeist! Hast du noch mehr Guttis auf Lager?“
„Nein. Aber was Neues. Tutzing ist abgereist. Nach Moskau. Kommt in absehbarer Zeit auch nicht zurück.“
„Moskau! Der Krollekopp!“
„Ja. Silverbird Frankfurt hat einen neuen Geschäftsführer. Totale Überraschung für die zwei Mitarbeiterinnen, die wussten gestern noch nichts davon.“
„Hans, das ist heiß. Dein Moskauer Kollege hat ja die Zentrale längst im Visier. Wie gut ist der Mann?“
„Ivan Surownow? Ziemlich gut – er hat dort bereits eine Beobachterin eingeschleust, die große Augen und Ohren hat. Sie hat gleich am ersten Tag aus dem Dutzend der Angestellten die beiden Verbindungsfiguren zu Tutzing herausgefiltert. Surownow hält diese zwei rund um die Uhr unter Kontrolle. Er ist bei der großzügigen Vergütung hochmotiviert und erfolgsorientiert. Gut ist er gewiss und er spricht Deutsch.“
„Melde mich bei ihm an. Ich flieg morgen hin.“
„Okay. Mach ich sofort. Ich mail dir gleich seine genaue Adresse rüber und einen Prospekt seiner Agentur dazu – und vergiss du nicht die Mail für mich mit Klarissas Namen und Adresse.“
„Ist schon so gut wie unterwegs. Was ich noch sagen wollte, dein Ansprechpartner während meiner Abwesenheit ist Reinfeld – und natürlich Frau Schröder.“
„Okay! Warte! Das nächste Hotel von Surownows Büro ist das ‚Krasnaja Swesdal‘.“
„Danke. Und, Hans, informiere sofort Hauser, wenn der Taxifahrer ausgesagt hat, damit er schnellstens Knöpfle rausholt.“
Konrad rief Frau Schröder herein, beauftragte sie, Rehbein die Adresse Klarissas zu mailen und für seine Moskaureise Flug und Hotel zu buchen, und ging nebenan in Hermann Reinfelds Büro, der vor lauter Überstunden kaum noch nach Hause kam, und machte ihm die Lage klar.
„Wie du siehst, muss ich sofort los. Ich kann dir das zusätzliche Pensum nicht ersparen, Hermann. Die Spuren Mensinger und Schwarz haben absolute Priorität. Hans Rehbein ist ja wie der Teufel dahinter her, aber du musst jetzt die Federführung übernehmen, er braucht hier einen Kontaktmann. Und noch eins: Der Haftprüfungstermin für Knöpfle wurde mir bewilligt und auf nächsten Freitag festgelegt. Hauser muss ihn unbedingt wahrnehmen für den Fall, das Knöpfle nicht aufgrund der Aussage des Taxifahrers sofort freikommt. Es ist sehr wichtig, dass Otto Hauser sich mit den Fakten vertraut macht, er findet sie im Directory Aktuelles unter ‚Knöpfle‘. Und er soll ihn vorher besuchen und noch mal alles mit ihm durchgehen. Halte die Stellung, Hermann!“
Koko fuhr heim. Nun musste er Beate informieren. So eine Abreise von heute auf morgen gehörte bei Konrads nicht gerade zur Routine. Würde ihr die Dringlichkeit einleuchten?
Zu seiner Überraschung bejahte sie den Plan sofort, nicht zuletzt, weil sich dadurch die Möglichkeit auftat, an dem Psychologenkongress in München teilzunehmen, der am nächsten Tag beginnen sollte – mit Professor Dommer und dem Thema „Somatofone Störungen bei Jugendlichen“, was sie außerordentlich interessierte. Ohne Kokos bevorstehende Moskaureise hätte ihr Gewissen nicht mitgespielt, ihn derzeit allein zu lassen.
Beate machte sich gut gelaunt daran, Kokos Reisegepäck vorzubereiten, und Koko informierte Raabe, ehe er Dr. Leitmeier anrief. Er hatte dem Vater der beiden vermissten „Kinder“ versprochen, ihn an den Ermittlungen teilhaben zu lassen. Das war diesmal mit einem kleinen Wink über den Zaunpfahl verbunden, denn gewiss erinnerte das Gespräch den Doktor an seine Kostenzusage beim Komplex Emil Tutzing.
Leitmeier flippte geradezu aus.
„Endlich ein Lichtblick! Ich könnte Sie umarmen, mein Bester! Guten Flug, lieber Konrad, und vollen Erfolg. Und rufen Sie mich an, wenn es Neues gibt. O Gott, welch ein Glückstag! Es muss eine Art Vorahnung gewesen sein, dass ich Ihnen heute früh für Moskau eine ansehnliche Summe überwies. Bitte lassen Sie es mich wissen, wenn sie vor Beendigung der Ermittlungen aufgebraucht ist, ich sorge sofort für Nachschub.“
***
Hans Rehbein duckte sich hinter einen grün-weißen BMW in der letzten Reihe des Parkhofs und fixierte mit seiner Digitalkamera den Hinterausgang des Gebäudes. Pünktlich um fünf trat Raabe in Begleitung eines Mannes aus der Tür, der ihn um Kopfeslänge überragte, und zupfte sich am linken Ohr. Er wechselte ein paar Worte mit seinem Begleiter, während sie die Stufen herunterkamen. Die Kamera machte reichlich Beute. Vor der Treppe
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