Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)

Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)

Titel: Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne Reuther
Vom Netzwerk:
trennten sich die beiden und gingen in verschiedenen Richtungen zu ihren Wagen. Zufrieden steckte Hans die Kamera ein und wartete, bis sich die Schranke hinter dem Auto des Fremden schloss. Dann eilte er hinüber zu Raabe und stieg bei ihm ein.
    „Mein Mazda steht in der Bertramstraße. Setzen Sie mich dort ab?“
    „Dumme Frage – Entschuldigung! Haben Sie ihn getroffen, meinen Herrn Kollegen?“
    „Sehr gut sogar. Ein Dutzend Mal oder mehr. Wir können uns die Bilder gleich zusammen angucken.“
    „… lieber nicht. Sehen Sie den da drüben, wie der hier herüberschielt? Weiß der Teufel, welchen Reim der sich so schon auf uns beide macht.“
    Raabe startete den Motor und fuhr los.
    „Der mit dem Mecki-Haarschnitt? Wer ist das?“
    „Kommissar Hübner vom Vermisstendezernat. Mein großer Feind im Präsidium.“
    Raabe runzelte die Stirn. Dass Hübner sich so für Rehbein zu interessieren schien, gab ihm Wasser auf die Mühle seines Verdachtes. „Es sollte mich nicht wundern“, meinte er, „wenn er Sie beim Fotografieren beobachtet hat.“
    „Vielleicht war es ein Fehler, in Ihren Wagen einzusteigen.“
    „Wer weiß. Haben Sie die Adresse von Klarissa?“
    „Ja, Klarissa Leinweber. Wohnt in Eschersheim. Ich fahr jetzt zu ihr hin. Hoffentlich treff ich sie an, ich konnte mich nicht anmelden, sie steht nicht im Telefonbuch. Sie hat doch hoffentlich schon Feierabend?“
    „Ganz bestimmt. Sie arbeitet nur vormittags. Außerdem erwartet sie Ihren Besuch. Den habe ich ihr bei der Essensausgabe bereits angekündigt. Sie kennt den Grund nicht, weiß lediglich, dass Sie eine Frage an sie haben. – Da sind wir, ich seh auch schon ihren grünen Flitzer. Geben Sie mir gleich Bescheid darüber, was Klarissa sagte?“
    „Das wird Ihnen Koko selber sagen wollen. Ihm schick ich sofort eine SMS …“
    „Ah, so ist das bei euch“, Raabe lachte, „das gefällt mir ... Aber es ist wichtig, dass er mich sofort anruft. Ich bin praktisch schon unterwegs zur Obermainanlage und brauch schnellstens die Information.“
    „Sag ich ihm.“
     
    Das Haus Nummer 59 Am Weißen Stein in Eschersheim wurde zurzeit frisch geweißelt und war eingerüstet. Klarissa Leinweber wohnte im zweiten Stock mit zwei roten Aras, die ein reich bepflanztes Zimmer, von der Wohnstube durch eine Glaswand getrennt, für sich hatten.
    „Die sind gut erzogen, lassen die Pflanzen ungeschoren“, lobte Rehbein die Vögel. Frau Leinweber lachte und bot ihm einen Stuhl an.
    „Das weniger“, antwortete sie, „aber Plastik zerbeißen sie nicht gern wie Schilfstöcke, mit denen versorge ich sie reichlich. Manchmal bringe ich ihnen auch einen Ast mit, wenn ich vom Wandern heimkomme.“
    „Plastik? Sehen aber sehr echt aus“, sagte Rehbein und ließ sie die Aufnahmen in der Kamera betrachten. „Kennen Sie diesen Mann?“
    „Kennen ist zu viel gesagt. Ein Neuer im Präsidium, arbeitet bei Hauptkommissar Raabe.“
    „Und von früher her?“
    „Kenne ich ihn nicht. Sollte ich?“
    „Kennen Sie einen Kommissar Mensinger vom LKA Wiesbaden.“
    „Klar. Sehr gut sogar. Ich arbeitete jahrelang in Wiesbaden. Habe täglich seinen Teller beladen. Ich versteh‘ nicht …“
    „Was ich Ihnen jetzt anvertraue, ist streng geheim. Dieser Neue im Präsidium behauptet von sich, er sei Kommissar Mensinger vom LKA Wiesbaden.“
    „Was?? Das ist doch ... das ist doch unerhört!“
    „Sie sind sich absolut sicher, dass dieser Mann nicht Kommissar Mensinger vom LKA Wiesbaden ist.“
    „Da können Sie Gift drauf nehmen, dass ich da sicher bin.“
    Rehbein verständigte Koko, verabschiedete sich von einer total verdutzten Polizeikantinenwirtin und raste zur Taxizentrale. Der Taxifahrer konnte jeden Augenblick aus Stuttgart zurück sein.
    „Herr Kerr hat soeben die Autobahn verlassen. In einer Viertelstunde ist er hier“, sagte die Frau hinterm Tresen, mit der er schon einige Male telefoniert hatte, und wies auf einen kleinen Nebenraum, zu dem die Tür offen stand.
    „Sie können dort gern auf ihn warten.“
     
    Eine Stunde später zog Rehbein den Zorn vieler Autofahrer auf sich, als er mit seinem Mazda langsam durch die Bockenheimer Landstraße rollte. Kerr hatte sich nicht an die Hausnummer erinnert, doch er konnte das Grundstück beschreiben, vor dem er die Schwarz abgesetzt hatte. Es lag, vom Opernplatz aus gesehen, auf etwa halbem Weg zur Bockenheimer Warte auf der rechten Straßenseite. Darauf standen eine alte Villa und ein gläserner Flachbau. Auf den

Weitere Kostenlose Bücher