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Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)

Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)

Titel: Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne Reuther
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so blieb es ihnen obendrein erspart, meinen toten Körper entsorgen zu müssen. Zwei Fliegen mit einer Klappe.“
    Edmund erinnerte sich. Es waren noch keine vier Wochen her, dass er sich der Allrounduntersuchung wie alle fünf Jahre unterzogen hatte – Koko übrigens ebenfalls. Der Mutter zuliebe. Darauf hatte sie vehement bestanden, denn sie war fest davon überzeugt, dass der Vater seinerzeit nicht gestorben wäre, hätte man seine Krankheit rechtzeitig erkannt. Welch eine Ironie des Schicksals: Ihn hatte die Maßnahme, die ihn vor Unheil bewahren sollte, in die Hölle verschlagen. Koko war gottlob verschont geblieben. Zufall – oder war er womöglich nicht o.B.??
    Mensinger sah zu, wie das Gesagte bei Edmund einsickerte, und rückte dann mit dem Wichtigsten heraus:
    „Es gibt einen Hoffnungsschimmer“, sagte Mensinger, „die Person, die die Daten aus der DKD an die Gangster transferierte, eine medizinische Laborantin, ist entlarvt. Gefasst war sie, als ich entführt wurde, noch nicht, aber es wurde nach ihr gefahndet. Überall in der Stadt hängen Plakate mit ihrem Konterfei. Falls sie immer noch auf der Flucht ist, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie geschnappt wird. Sobald Raabe sie in die Mangel nimmt …“
    „Mann!“ Edmund schlug sich auf die Schenkel. „Und das sagen Sie erst jetzt? Das ist ja, das ist ja – sagen Sie, wer ist sie und wie ist man auf sie gekommen?“
    Angela und Hannelore folgten dem Gespräch mit angehaltenem Atem. Ihr Schicksal hatte irgendeine Schickse in irgendeinem medizinischen Laboratorium bestimmt. Unglaublich!
    „Das weiß ich leider nicht, das hätte ich alles auf dem Frankfurter Präsidium noch am gleichen Tag erfahren, wenn ich dort angekommen wäre. Jedenfalls …“
    Er stoppte abrupt und erstarrte. Sie folgten seiner Blickrichtung und sahen die Superschlanke jetzt, da sie den Anlegersteg verließ, von vorn. Eine bildhübsche Frau. Sie ist schön, fand Edmund, aber man muss sich von ihr doch nicht gleich hypnotisieren lassen!
    „Ich glaube es nicht!“ Mensinger rieb sich die Augen, „die da, das ist die Laborantin aus der Deutschen Klinik für Diagnostik in Wiesbaden.“
    „Die uns alle ans Messer geliefert hat?“, rief Angela voll erstauntem Entsetzen und schon stürmte Hannelore auf die Frau zu. Edmund hinterher, um sie vor einer Dummheit zu bewahren. Er erwischte sie jedoch nicht rechtzeitig und geriet in das Gerangel und ratzfatz waren sechs Betriebsschützer auf dem Plan, legten ihnen Handschellen an und führten sie ab – alle drei.
    „ Apathie ! Mein Gott!“, schrie Angela auf, wankte und wurde von Mensinger gerade noch rechtzeitig aufgefangen. Er sah dem Trupp hinterher, der hinterm Schilf auf der anderen Seite des Teichs verschwand.
     
     
     
     
     
    ***
     
     
     
     
     
    Nachdem er Rehbein vor dessen Mazda abgesetzt hatte, quälte sich Raabe im Schritttempo durch die Stadt zur Obermainanlage. Er fand direkt vor Richter Hennebergers Haus eine Parklücke und wartete. Er zweifelte keine Sekunde daran, dass Kokos Anruf ihn gleich in die Lage versetzen würde, dem Richter einen Haftbefehl abzunötigen. Und da kündigte der Fröhliche Landmann ihn auch schon an.
    „Horst!“, jubilierte Koko ihm ins Ohr, „Rehbein hat grad angerufen, du hattest recht, es ist tatsächlich nicht Mensinger, ich kann‘s kaum fassen!“
    In grimmiger Zufriedenheit nahm Raabe zwei Stufen auf einmal, erreichte atemlos den dritten Stock und musste vor Hennebergers Wohnung kurz verschnaufen. Der Richter war ein harter Brocken, der Umgang mit ihm nicht einfach. Raabe rüstete sich zum Gefecht und drückte die Klingel.
    Niemand öffnete.
    In der Wohnung rumorte es. Er klingelte erneut.
    Nichts.
    Er war versucht, „Aufmachen, Polizei!“ zu rufen. Stattdessen betätigte er wiederum die Klingel, diesmal anhaltend. Endlich näherten sich Schritte. Die Klappe am Guckloch schnappte auf – und wieder zu. Die Tür öffnete sich und ein wütender Richter im Schlafrock wetterte:
    „Was sind das für Manieren! Konnten Sie sich nicht zumindest anmelden?“
    Im Schlafrock! War er krank oder ging er so früh zu Bett? Könnte sein, so als Strohwitwer. Frau Henneberger umsorgte momentan die Tochter in Kalifornien, die kurz vor der Entbindung stand, wie Raabe zufällig wusste.
    „Nein, konnte ich nicht, tut mir leid. Die Bestätigung eines Verdachtes, die eine eilige richterliche Verfügung erfordert, erreichte mich unterwegs im Auto und ich habe Ihre private Telefonnummer nicht

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