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Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Titel: Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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Notrufknopf neben der Tür.«
    Bevor ich etwas erwidern kann, verschwindet sie schon geschäftig auf dem Flur und macht die Tür hinter sich zu. Ich höre, wie das Schloss zuschnappt. Angst durchschneidet klar und deutlich den dämpfenden Effekt des Heilmittels.
    Einen Moment lang herrscht Schweigen, während ich versuche mich daran zu erinnern, was ich sagen wollte. Die Tatsache, dass ich sie gefunden habe – die geheimnisvolle Frau –, ist überwältigend. Plötzlich weiß ich gar nicht, was ich sie fragen soll.
    Ihr Blick begegnet meinem. Ihre Augen sind haselnussfarben und ganz klar. Sie ist schlau.
    Nicht verrückt.
    »Wer sind Sie?« Jetzt, wo Jane den Raum verlassen hat, hat ihre Stimme einen anklagenden Unterton. »Was wollen Sie hier?«
    »Ich heiße Hana Tate«, sage ich. Ich hole tief Luft. »Nächsten Samstag heirate ich Fred Hargrove.«
    Schweigen breitet sich zwischen uns aus. Ich spüre, wie sie mich mustert und zwinge mich, ruhig stehen zu bleiben. »Sein Geschmack hat sich nicht verändert«, sagt sie unbeteiligt. Dann dreht sie sich wieder zum Fenster.
    »Bitte.« Meine Stimme bricht. Ich wünschte, ich hätte etwas Wasser. »Ich möchte wissen, was passiert ist.«
    Ihre Hände liegen immer noch in ihrem Schoß. Sie muss diese Kunst bewegungslos dazusitzen über die Jahre perfektioniert haben. »Ich bin verrückt«, sagt sie tonlos. »Hat man Ihnen das nicht gesagt?«
    »Das glaube ich nicht«, sage ich und es stimmt, das tue ich nicht. Jetzt, wo ich mit ihr spreche, bin ich ganz sicher, dass sie bei Verstand ist. »Ich möchte die Wahrheit wissen.«
    »Warum?« Sie dreht sich wieder zu mir. »Warum interessiert Sie das?«
    Damit mir nicht dasselbe passiert; damit ich es aufhalten kann. Das ist der wahre und egoistische Grund. Aber das kann ich ihr nicht sagen. Sie hat keinen Anlass, mir zu helfen. Wir sind nicht mehr dafür geschaffen, uns um Fremde zu kümmern.
    Bevor mir einfällt, was ich sagen könnte, lacht sie; ein trockenes Geräusch, als hätte sie ihre Kehle lange nicht benutzt. »Sie wollen wissen, was ich getan habe, nicht wahr? Sie wollen sichergehen, nicht denselben Fehler zu machen.«
    »Nein«, erwidere ich, obwohl sie natürlich Recht hat. »Das ist es nicht …«
    »Keine Sorge«, sagt sie. »Das verstehe ich.« Auf ihrem Gesicht erscheint ein kurzes Lächeln. Sie sieht auf ihre Hände hinab. »Ich wurde Fred als Partnerin zugeteilt, als ich achtzehn war«, fährt sie fort. »Ich war nicht auf der Universität. Er war älter als ich. Sie hatten Schwierigkeiten, eine passende Partnerin für ihn zu finden. Er war wählerisch – wegen seines Vaters durfte er wählerisch sein. Alle sagten, ich hätte großes Glück.« Sie zuckt mit den Schultern. »Wir waren fünf Jahre verheiratet.«
    Das heißt, sie ist jünger, als ich dachte. »Was ist schiefgegangen?«, frage ich.
    »Er wurde mich leid.« Das konstatiert sie mit fester Stimme. Ihr Blick huscht kurz zu mir. »Und ich war eine Belastung. Ich wusste zu viel.«
    »Was soll das heißen?« Ich würde mich gerne auf die Pritsche setzen; mein Kopf fühlt sich eigenartig leicht an und meine Beine kommen mir unglaublich weit weg vor. Aber ich habe Angst mich zu rühren. Ich habe sogar Angst zu atmen. Jeden Moment könnte sie mich rausschmeißen; sie schuldet mir nichts.
    Sie antwortet mir nicht direkt. »Wissen Sie, was er als kleines Kind gerne gemacht hat? Er lockte die Katzen aus der Nachbarschaft in seinen Garten, fütterte sie mit Milch, gab ihnen Thunfisch, gewann ihr Vertrauen. Und dann vergiftete er sie. Er sah ihnen gern beim Sterben zu.«
    Der Raum fühlt sich kleiner an denn je – erdrückend und stickig. Sie sieht mich erneut an. Ihr ruhiger direkter Blick irritiert mich. Ich zwinge mich, die Augen nicht abzuwenden.
    »Mich hat er auch vergiftet«, sagt sie. »Ich war monatelang krank. Er hat es schließlich zugegeben, Rizin im Kaffee. Gerade genug, damit ich krank im Bett lag, abhängig. Er hat es mir nur gesagt, um mir zu verstehen zu geben, wozu er fähig ist.« Sie macht eine kurze Pause. »Er hat auch seinen eigenen Vater umgebracht, müssen Sie wissen.«
    Zum ersten Mal frage ich mich, ob sie vielleicht doch verrückt ist. Vielleicht hatte die Krankenschwester Recht – vielleicht gehört sie wirklich hierher. Der Gedanke beruhigt mich. »Freds Vater ist bei den Zwischenfällen gestorben«, sage ich. »Er wurde von Invaliden umgebracht.«
    Sie sieht mich mitleidig an. »Das weiß ich.« Als würde sie meine

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