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Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Titel: Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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»Schnell, solange er noch im Arbeitszimmer ist.«
    »Los wohin?«, frage ich.
    Hana sieht verärgert aus. »Lauf durch die Hintertür auf die Veranda. Von dort aus kannst du durch den Garten und raus auf die Dennett Street. Die führt zurück zur Brighton Avenue. Schnell«, fügt sie hinzu. »Wenn er dich sieht, bringt er dich um.«
    Ich bin so erstaunt, dass ich einen Augenblick nur dastehe und sie mit offenem Mund anstarre. »Warum?«, frage ich. »Warum hilfst du mir?«
    Hana lächelt wieder, aber ihre Augen bleiben trüb und undurchschaubar. »Du hast es selbst gesagt. Ich war deine beste Freundin.«
    Plötzlich kehrt meine Energie zurück. Hana lässt mich gehen. Bevor sie es sich anders überlegen kann, trete ich auf sie zu. Sie hält mir eine der Schwingtüren mit dem Rücken auf und wirft alle paar Sekunden einen Blick um die Ecke, um sicherzugehen, dass die Luft rein ist. Gerade, als ich an ihr vorbeihuschen will, bleibe ich stehen.
    Jasmin und Vanille. Sie trägt es also doch noch. Sie riecht wirklich genau wie früher.
    »Hana«, sage ich. Ich stehe so dicht vor ihr, dass ich die goldenen Streifen in ihren blauen Augen sehen kann. Ich befeuchte meine Lippen. »Es gibt eine Bombe.«
    Sie zuckt zusammen. »Was?«
    Ich habe keine Zeit, meine Worte zu bereuen. »Hier. Irgendwo hier im Haus. Verschwinde, okay? Mach, dass du wegkommst.« Sie wird Fred mitnehmen und der Bombenanschlag wird scheitern, aber das ist mir egal. Ich habe Hana mal geliebt und jetzt hilft sie mir. Das bin ich ihr schuldig.
    Ihre Miene ist erneut undurchschaubar. »Wie viel Zeit ist noch?«, fragt sie abrupt.
    Ich schüttele den Kopf. »Höchstens noch zehn, fünfzehn Minuten.«
    Sie nickt, um zu zeigen, dass sie verstanden hat. Ich gehe an ihr vorbei auf den dunklen Flur. Sie bleibt, wo sie ist, gegen die Schwingtüren gedrückt, starr wie eine Statue. Sie zeigt mit dem Kinn auf die Hintertür.
    Gerade, als ich eine Hand auf den Türgriff lege, ruft sie flüsternd nach mir.
    »Beinahe hätte ich’s vergesssen.« Sie kommt mit raschelndem Kleid auf mich zu, und einen Moment sieht sie aus wie ein Gespenst. »Grace ist in Deering Highlands. Wynnewood Road 31. Dort leben sie jetzt.«
    Ich starre sie an. Irgendwo, tief in dieser Fremden, ist meine Freundin begraben. »Hana …«, hebe ich an.
    Sie schneidet mir das Wort ab. »Dank mir nicht«, sagt sie leise. »Geh einfach.«
    Spontan, ohne darüber nachzudenken, drücke ich ihre Hand. Zweimal lang, zweimal kurz. Unser altes Signal.
    Hana erschrickt; dann entspannt sich ihr Gesichtsausdruck langsam. Nur einen Moment leuchtet sie, als würde sie im Innern von einer Fackel angestrahlt. »Ich erinnere mich …«, flüstert sie.
    Irgendwo knallt eine Tür. Hana reißt sich los und wirkt plötzlich verängstigt. Sie dreht mich um und schiebt mich auf die Tür zu.
    »Geh«, sagt sie und das tue ich. Ich blicke nicht zurück.

hana
    I
ch habe dreiunddreißig Sekunden auf der Küchenuhr gezählt, als Fred mit rotem Gesicht in die Küche platzt.
    »Wo ist sie?« Seine Achselhöhlen sind schweißnass und seine Haare, die bei der Zeremonie so sorgfältig gekämmt und gegelt waren, ganz durcheinander.
    Ich bin versucht ihn zu fragen, wen er meint, aber ich weiß, dass er davon nur noch wütender würde. »Abgehauen«, antworte ich.
    »Was soll das heißen? Marcus hat mir gesagt …«
    »Sie hat mich geschlagen«, sage ich. Ich hoffe, dass Lenas Ohrfeige einen Abdruck hinterlassen hat. »Ich … ich bin mit dem Kopf gegen die Wand gestoßen. Sie ist weggerannt.«
    »Scheiße.« Fred fährt sich mit der Hand durch die Haare, tritt hinaus in den Flur und ruft lauthals nach den Wachen. Dann wendet er sich wieder an mich. »Warum zum Teufel sollte Marcus sich nicht um sie kümmern? Warum warst du überhaupt allein mit ihr?«
    »Ich wollte Informationen«, sage ich. »Ich dachte, die würde ich eher bekommen, wenn ich allein mit ihr wäre.«
    »Scheiße«, sagt Fred noch einmal. Je mehr er sich aufregt, desto ruhiger werde ich seltsamerweise.
    »Was ist los, Fred?«
    Er tritt unvermittelt gegen einen Stuhl, der durch die Küche schlittert. »Ein verdammtes Chaos, das ist los!« Er kann nicht ruhig stehen bleiben; er ballt die Fäuste und einen Augenblick denke ich, er geht auf mich los, nur um irgendwo reinboxen zu können. »Da sind bestimmt tausend Leute, die randalieren. Einige davon Invaliden. Einige davon nur Jugendliche. Wie dumm sie sind … Wenn sie wüssten …«
    Er bricht ab, als seine

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