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Requiem für eine Sängerin

Requiem für eine Sängerin

Titel: Requiem für eine Sängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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Schwierigkeiten zu belasten.»
    Fenwick verzog keine Miene. Nightingale hätte jeden Eid geschworen, dass sich kein Muskel bei ihm bewegte, kein Zucken zu sehen war, und dennoch wuchs die Spannung um ihn herum. Er verströmte Zorn.
    West spürte das auch. Er unterbrach den Blickkontakt und bedeutete ihnen, sich zu setzen. Nightingale gehorchte reflexartig und bereute es auf der Stelle. Fenwick blieb stehen.
    «Hier ist die Akte von A. V. Rowland.» West schob einen schmalen braunen Hefter über den Tisch, Nightingale streckte die Hand danach aus. Sie las die drei kurzen Seiten binnen einer Minute, dann drehte sie sich zu Fenwick um. «Das ist nicht der Rowland, den wir suchen, Sir.»
    Fenwick warf einen Blick auf die Papiere. «Was soll das, Major West? Wir haben Ihnen den vollständigen Namen sowie Geburtsdatum und -ort genannt. Nichts stimmt überein.»
    «Ich versichere Ihnen, A. V. Rowland war der einzige Rowland auf der Liste, die wir Ihnen geschickt haben.»
    «Mag sein, aber er ist nicht der einzige Rowland, der dieses Jahr aus der Armee ausgeschieden ist, ob er nun auf Ihrer Liste steht oder nicht.»
    «Wenn es ein anderer Mann ist, müssen Sie einen neuen Antrag auf Auskunft stellen, und ich werde sehen, was ich tun kann. Halten Sie sich an das Protokoll, Chief Inspector. Letztlich ist das immer besser.»
    «Vor mehreren Wochen hat mein Sergeant eine Routineanfrage an Sie gerichtet, sich an die korrekte Vorgehensweise gehalten und die Formalitäten beachtet. Seither wiederholen wir unsere Bitte um mehr Informationen nahezu täglich. Wir haben exakt drei Computerausdrucke bekommen, unvollständig, ungenau und so gut wie nutzlos; wir mussten Hunderte Stunden Polizeiarbeit darauf verschwenden. Ich würde vorschlagen, Sie überlegen es sich und beantworten meine Fragen gleich.» Fenwicks Stimme war leise, aber sie schien West festzunageln.
    Nightingale spürte, wie sich die Härchen auf ihren Unterarmen aufrichteten.
    «Hören Sie, Fenwick, Sie können nicht einfach hier hereinspazieren und vertrauliche Informationen verlangen. Persönliche Angaben über Offiziere sind geschützt und können nur unter bestimmten Umständen preisgegeben werden.» West errötete. Es war ein lächerliches und vollkommen unzutreffendes Argument. Die Vorschriften, von denen er sprach, erlaubten einen uneingeschränkten Informationsaustausch. Fenwicks Miene blieb weiterhin starr, abgesehen vielleicht von einem fast unmerklichen Anspannen der Kiefermuskeln.
    «Sie erzählen Mist, und das wissen Sie. Ich habe es mit zwei Morden, einem Mordversuch und einem extrem verdächtigen Unfall zu tun. Drei Familien sind zerstört. Und Sie sitzen hier und bilden sich ein, Sie könnten mir mit banalen Ausreden kommen.» Fenwick verstummte und rang sichtlich um Beherrschung. Er wollte die Oberhand behalten. «Rowland ist der Hauptverdächtige. Offen gesagt – nur damit Sie genau verstehen, was ich meine –, er wird des mehrfachen Mordes und Mordversuchs beschuldigt; hinzu kommen Vergehen wie Entführung, möglicherweise Vergewaltigung, Einbruch und Autodiebstahl. Sie stehen zwischen mir und meinem Hauptverdächtigen, West, und wenn Sie mir nicht helfen können, dann würde ich vorschlagen, dass Sie Ihren Hintern in Bewegung setzen und mir jemanden herschaffen, der es kann.»
    Inzwischen war er bei Wests Schreibtisch angelangt, stützte sich mit den Händen darauf, beugte sich vor und starrte den Major aus nächster Nähe an. West stand auf, flüsterte: «Entschuldigen Sie mich», und verließ den Raum.
    Die beiden warteten stumm. Es gab nichts zu sagen, und Fenwick war ohnehin mit den Gedanken woanders. In seiner Phantasie hockte er wieder oben auf der Treppe, versuchte, Monique neues Leben einzuhauchen, und schaute in die Augen seines fassungslosen, erschrockenen Sohnes. Die Krankheit hätte seine Familie beinahe zerstört. Er hatte sie nicht bekämpfen können, und die Profis, an die er sich gewandt hatte, waren in Wahrheit ohnmächtig gewesen. Nun lief da draußen ein Mörder herum und zerstörte Familien so, wie die von Fenwick zerstört worden war, und diesmal war er der Profi, an den sich die Angehörigen und Väter wandten. Bis jetzt hatte auch er versagt.
    Bis zu seiner Konfrontation mit West hatte er die Theorie vom Soldaten als eine von vielen betrachtet. Die eben vorgebrachte Beschuldigung Rowlands war direkt aus seinem Unterbewusstsein gekommen, aber kaum hatte er sie ausgesprochen, waren die Worte zur Wahrheit geworden. Er wusste

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