Requiem für eine Sängerin
brauchen sie und ihre Geschichte.»
«Es geht jetzt um mehr. Sie war im Lande, als Smith überfahren wurde. Jetzt hat sie zum zweiten Mal ein wackeliges Alibi!»
«Wir werden sie finden, Cooper. Holen Sie sich die Männer, die Sie brauchen. Die Sache genießt höchste Priorität – und überprüfen Sie noch einmal, wo sie war, als Deborah Fearnside verschwand.»
Fenwick knallte den Hörer auf die Gabel. «Verdammt.»
«Probleme, Sir?»
«Vielleicht, Nightingale, vielleicht. Möglicherweise bin ich gerade im Begriff, den größten Scheiß zu bauen, den diese Truppe jemals gesehen hat. Ich setze alles auf Rowland – und könnte eine andere Kandidatin dabei übersehen.»
«Octavia Anderson?»
«Ja.»
«Das wäre vielleicht die wahrscheinlichste Kandidatin, Sir, muss man zugeben.»
«Ja, aber ich sehe sie nicht als die Mörderin, Sie etwa?»
«Bei allem Respekt, Sir, das ist doch nebensächlich, oder? Es ist eine Frage von Beweisen und Wahrscheinlichkeit. Die augenscheinlich harmlosesten Menschen können sich als Schuldige entpuppen. Das kommt immer wieder vor.»
Fenwick dachte lange nach und ging in dem stickigen Zimmer auf und ab.
«Wir machen weiter wie geplant. Es gibt keine andere logische Erklärung für die roten Rosen.»
«Rosen, Sir?»
«Weshalb sollte sie sich selbst rote Rosen schicken? Das ist der Teil, der einfach nicht passt.»
Die Pressekonferenz lief traumhaft. Die BBC nutzte die Gelegenheit, eine Rekonstruktion von Smiths Unfall zu filmen und die von Katherine Johnstones Ermordung nochmals auszustrahlen.
Fenwicks einziges Problem war, dass er von Rowland kein Foto und keine Personenbeschreibung außer der der Floristin hatte. Selbst für die Fernsehsendung musste er sich mit dem Phantombild begnügen.
Um zehn Uhr abends, als die Sendung live ausgestrahlt wurde, meldeten sich gerade mal zwei Leute, die behaupteten, Rowland gekannt zu haben: ein Schulfreund, der überrascht war, auf welches Interesse sein zaghafter Anruf stieß; und ein Mann aus Watford, der sagte, er habe Rowland während des Wehrdiensts gekannt. Fenwick schickte Cooper los und wies ihn an, seinen Bericht noch am selben Abend telefonisch durchzugeben. Um den Schulfreund, der inzwischen in Newcastle wohnte, würde sich die dortige Kripo kümmern. Verzweifelt wartete Fenwick vor den Telefonen im Studio auf weitere Anrufe.
Die geringe Resonanz war enttäuschend und höchst ungewöhnlich angesichts der Berichterstattung in Crimewatch . Keine Frauen, Exfrauen, Schwiegermütter, Freundinnen, Kollegen, alte Zechkumpane oder Verwandte. Und das Schweigen des Militärs war noch seltsamer. Nicht jeder, der ihn kannte, hatte gewarnt werden können.
«Sir», rief einer der Constables an den Apparaten ihm zu, «da ist ein Mann, der behauptet, Rowland zu kennen, aber darauf besteht, mit Ihnen zu sprechen.»
«Hier Detective Chief Inspector Fenwick. Wer spricht da?»
«Diese Telefone, sind das die im Studio?»
«Ja.»
«Dann rufe ich Sie in Ihrem Büro an. Fahren Sie hin, es ist wichtig!»
Es wurde aufgelegt; das Gespräch hatte keine Minute gedauert. Fenwick blieb noch eine Weile im Studio, aber es kamen nur noch wenige Anrufe. Nach kurzer Rücksprache mit den Moderatoren der Sendung dankte Fenwick dem Team und ging.
Sein Büro war stickig und ungemütlich. Der Papierkorb war nicht geleert worden, zwei Tassen mit Resten alten Kaffees standen auf der überquellenden Eingangs-Ablage, wo die hartnäckigen Memoranden der Bürokratie Aufmerksamkeit heischten.
Er rief kurz seine Mutter an, um sich zu vergewissern, dass es den Kindern gut ging, und hörte zu seiner Erheiterung, dass sie seinen Fernsehauftritt auf Video aufgenommen hatte – nicht die Rekonstruktion des Tathergangs –, um ihnen das Band am nächsten Tag zu zeigen. Danach lehnte er sich zurück und wartete. Damit er nicht einschlief und um sich von dem Fall abzulenken, sah er die Post durch.
Die Ablage war leer geräumt und der Papierkorb verschwand unter einem Berg von Papieren, als das Telefon klingelte. Er schreckte aus einem leichten Dösen hoch und griff nach dem Hörer. Seine Uhr zeigte 2.45.
«Ja?»
«Detective Chief Inspector Fenwick?» Eine Männerstimme, glatt und ohne Akzent.
«Ja. Wer sonst wäre so dumm, um diese Nachtzeit hier zu sitzen?»
«Okay, beruhigen Sie sich. Hören Sie mir genau zu. Ich habe nicht viel Zeit. Haben Sie Papier und Bleistift?»
«Äh, ja. Wer spricht da?» Seine Frage wurde ignoriert.
«Ich möchte, dass Sie zur Ostecke
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