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Requiem für eine Sängerin

Requiem für eine Sängerin

Titel: Requiem für eine Sängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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wie alle Paare, die eine Zeit lang verheiratet sind und zwei zeitraubende kleine Kinder haben. Es ist beim besten Willen schwer, einander sehr zugetan zu bleiben – irgendwie kam uns immer das Leben dazwischen. Das wird Ihnen doch sicher nicht anders gehen?» Derek wartete voller Hoffnung, aber der Polizist schwieg eine ganze Zeit.
    Schließlich hakte er nach: «Sie wissen, dass ich die nächste Frage stellen muss, Sir. Hatte Ihre Frau eine Affäre?»
    «Nein! Das heißt, ich glaube nicht.» Er machte eine Pause, dann schließlich: «Nein! Natürlich nicht. Die Frage an sich ist lächerlich.»
    «Ich verstehe.» Der Tonfall des Detective deutete darauf hin, dass er das ganz und gar nicht so sah wie Derek. «Als sie heute das Haus verließ, hat sie da etwas mitgenommen, das darauf schließen lässt, dass sie nicht die Absicht hatte, gleich im Anschluss an den Termin nach Hause zu kommen?»
    Derek zögerte einen Moment.
    «Eigentlich nicht, nein.» Aber selbst er merkte, dass es unaufrichtig klang.
    «Was hat sie denn mitgenommen?»
    «Eine kleine Tasche, ihr Make-up, ein paar Toilettenartikel – das Übliche.»
    «Sonst nichts? Geld, Pass, Scheckbuch, Kreditkarten, so etwas?»
    «Ihren Pass habe ich gefunden, als ich vorhin nach ihren Unterlagen gesucht habe. Aber sie hat das Scheckbuch dabei …»
    «Und?»
    «Und das war’s; das ist alles.»
    «Wenn sie also aus irgendeinem Grund die Nacht über wegbleiben wollte, hätte sie ausreichend Geld auf dem Konto gehabt?»
    «Ja.»
    «Wie viel genau besitzt sie?»
    «Ich bin nicht ganz sicher. Etwa tausend Pfund, schätze ich. Sie hatte gerade eine kleine Erbschaft gemacht und überlegte, was sie mit dem Geld anfangen sollte.»
    «Das ist eine Menge Geld. Damit sieht die Situation schon anders aus, oder nicht, Sir?»
    «Ich wüsste nicht, warum. Sie wird nach wie vor vermisst; ich habe keine Ahnung, wo sie sein könnte. Die Freundin, mit der sie heute unterwegs sein wollte, ist unter merkwürdigen Umständen von der Reise abgehalten worden, und Deborah hat nicht einmal angerufen, um sich zu erkundigen, ob mit den Kindern alles in Ordnung ist. Ich kenne meine Frau und kann Ihnen versichern, dass das alles keinen Sinn ergibt!» Dereks Wut und Sorge machten sich in einer wüsten Tirade Luft. Als er nach Luft schnappte, ergriff der Detective das Wort.
    «Das verstehe ich alles, Sir, aber es ist sehr vage. Wenn Sie sich einfach beruhigen und mir Namen und Adressen der Freundinnen Ihrer Frau geben wollen, dann kann ich gleich jemanden darauf ansetzen.»
    Der Polizist beschwor Derek, zu Bett zu gehen und zu schlafen. Er werde dafür sorgen, dass die Tagschicht informiert würde, sagte er, und wenn Deborah sich bis zum folgenden Nachmittag – vierundzwanzig Stunden nach ihrem Verschwinden – noch immer nicht gemeldet hätte, würden sie Ermittlungen aufnehmen.
    Derek legte den Hörer auf und presste die Stirn gegen die vermaledeite gestreifte Tapete. Tränen traten ihm in die Augen, aber er blinzelte sie weg. Unvermittelt wurde ihm klar, dass er seine Frau immer noch sehr liebte, dass er nie aufgehört hatte, sie zu lieben. Wenn sie nach Hause kam, würde alles anders werden. Er würde vorschlagen, dass sie Urlaub machten, nur sie beide. Er würde sie umschwärmen und fürsorglich behandeln, um die verlorene Zeit wettzumachen. Geistesabwesend verschloss er die Tür, kochte sich eine Kanne Tee und schenkte sich einen Whiskey ein, den er mit ins Bett nehmen wollte. Er war erschöpft und verwirrt, und als er auf halbem Weg die Treppe hinauf feststellte, dass er automatisch Tee für zwei gemacht hatte, sank er auf die Knie und weinte wie ein Kind.

6
    Um acht Uhr am Morgen hatte er alle Informationen, die er brauchte. Zuletzt hatte sie nur zusammenhanglos gestammelt; Durst, Angst und dosierte, aber konstante Schmerzen hatten ihr schließlich den Verstand und damit ihre Brauchbarkeit geraubt. Doch er bezweifelte ohnehin, dass sie noch mehr wusste.
    Ihn hatte fasziniert, was sie von dem Tagebuch gesagt hatte, dem Tagebuch einer Freundin; das konnte nützlich sein und passte zu den Briefen, die er bekommen hatte, den Anweisungen, die er befolgte. Die Beichte der Frau war erhellend gewesen. Die letzte Wendung hingegen, das, was sie von einer Liebesaffäre gesagt hatte, ärgerte ihn. Ein Teil seines Verstandes – der emotional zurückgebliebene Halbwüchsige, den er vor allen Blicken verborgen hielt – weigerte sich, ihren Spekulationen Glauben zu schenken, aber der unerbittliche

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