Requiem für eine Sängerin
festzuschrauben oder dort eine neue Sicherung anzubringen, schweiften seine Gedanken ab, und er versuchte sich zu erinnern, wann seine Frau den betreffenden Gegenstand zum letzten Mal in der Hand gehabt hatte. Schließlich gab er auf, setzte sich vor den Fernseher und ließ sich berieseln, aber in keinster Weise auf andere Gedanken bringen.
Um Mitternacht rief er wieder bei der Polizei an, und der Sergeant versprach ihm, dass er zurückgerufen würde. In den frühen Morgenstunden endlich läutete das Telefon. Derek, noch immer in seinem zerknautschten Anzug, die Augen blutunterlaufen und graue Bartstoppeln auf den Wangen, nahm ab. Ein Detective Sergeant Blite meldete sich.
«Sie haben sich ja verdammt viel Zeit gelassen! Es ist fast acht Stunden her, dass ich zum ersten Mal bei Ihnen angerufen habe.»
«Ich verstehe Ihre Sorge, Mr. Fernshaw …»
«Fearnside!»
«Mr. Fearnside, aber ich denke, der Sergeant hat Ihnen erklärt, dass es für eine Vermisstenanzeige im Zusammenhang mit einer Erwachsenen immer noch ziemlich früh ist. Aber wo ich schon einmal dabei bin, vielleicht könnten Sie mir die Hintergründe des Verschwindens Ihrer Frau nennen.»
«Es sieht ihr einfach nicht ähnlich, sich derart zu verspäten. Sie ist heute nach London gefahren und hatte wegen der Kinder genaue Terminabsprachen getroffen, was ihre Rückkehr anbelangt.»
«Richtig. Könnten Sie mir von dieser Reise erzählen, Sir? Und fangen Sie am Anfang an.»
«Am Anfang? Nun, ich denke, der Anfang war, dass Deborah und einige ihrer Freundinnen sich für diesen Nebenjob als Model beworben haben, der in der Lokalzeitung annonciert war.»
«Was war das für ein Job, Sir?»
«Sie müssen die Anzeige gesehen haben. Letzte Woche. Debbie hat sie ausgeschnitten und in ihren Ordner geklebt.»
«Haben Sie eine Kopie zur Hand?»
«Nein, sie hat offenbar den ganzen Ordner mitgenommen. Ich habe vorhin schon gesucht, ob sie etwas hinterlassen hat, aber es ist nichts da.»
«Haben Sie eine andere Ausgabe der Zeitung da, Sir? Vielleicht ist die Anzeige noch mal drin.»
Derek ging gehorsam nachsehen, aber da die Putzfrau ihre Arbeit gründlich machte, blieb seine Suche ergebnislos. «Nein, ich habe keine», sagte er. «Der Müll ist schon weg.»
«Macht nichts, Sir, wir können sie uns auch bei der Redaktion besorgen. Vielleicht können Sie mir ungefähr sagen, was in der Anzeige stand und inwiefern sie zum Verschwinden Ihrer Frau geführt hat.»
Derek erzählte von der Gelegenheit, die Deborah und ihre Freundinnen fasziniert hatte, und dem Auswahlprozess, bei dem sie und Leslie übrig geblieben waren. Während er sprach, spürte er, wie vage und schlecht informiert er sich anhören musste.
«Haben Sie die Adresse des Fotostudios?»
«Nein.»
«Korrespondenz irgendwelcher Art?»
Derek schüttelte resigniert den Kopf. «Nein.»
«Es muss Korrespondenz gegeben haben, Sir. Sie müssen doch über die Sache gesprochen haben.»
«Nein. Das Ganze war ein Streitpunkt zwischen uns. Sehen Sie, ich habe es nicht gutgeheißen.»
So ging es weiter, und die Fragen des Polizisten wurden immer oberflächlicher.
«Mrs. Fearnside hat also zusammen mit ein paar Freundinnen auf die Anzeige einer Firma geantwortet, an deren Namen Sie sich nicht erinnern können, um Model zu werden.»
«Ja.»
«Ihre Frau und ein paar andere – Sie können sich nicht erinnern, wer das war, abgesehen von Leslie Smith – haben sich dann in einem unbekannten Hotel in London vorgestellt. Danach waren sie und eine unbekannte Anzahl ihrer Freundinnen in einem hiesigen Fotostudio und haben Bilder von sich und ihren Kindern machen lassen. Das muss teuer gewesen sein. Hatte Ihre Frau das Geld, oder hat sie Sie darum gebeten?»
«Weder noch. Sie hatte Geld, aber wohl nicht genug. Ich nehme an, sie musste ihre Reserven angreifen; jedenfalls hat sie mich nicht um Geld gebeten.»
«Ich verstehe. Dann fuhr sie zu einem zweiten Fototermin, wieder in London, aber Sie kennen weder Namen noch Adresse der Firma. Ist das richtig?»
«Ja.»
«Entschuldigen Sie die Frage, aber standen Sie Ihrer Frau sehr nahe? Ich meine nur, wenn meine Frau sich auf so etwas eingelassen hätte, dann hätte ich mich etwas intensiver darum gekümmert.»
«Ich glaube verdammt noch mal nicht, dass Sie das etwas angeht, Sergeant!»
«Sie haben uns angerufen, Mr. Fearnside, Ihre Frau wird vermisst. Damit geht es uns etwas an. Ich wiederhole, standen Sie und Ihre Frau sich sehr nahe?»
«Ich schätze, so nahe
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