Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Requiem für eine Sängerin

Requiem für eine Sängerin

Titel: Requiem für eine Sängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
Vom Netzwerk:
Tasse Tee rüberzukommen, das machen nämlich manche Mieter, wissen Sie …» Sie sah ihm an, wie unwahrscheinlich es war, dass er je an ihrem Küchentisch sitzen würde. «Nein, ich bezweifle, dass Sie als Schriftsteller das wollen. Ich nehme an, Sie sind lieber allein. Aber wenn etwas schief geht oder Sie etwas brauchen, meine Nummer steht neben dem Telefon, Sie können sie nicht übersehen. Ich wohne nur ein paar Meilen entfernt, den Feldweg runter in Richtung Dorf, und kann binnen einer Viertelstunde mit dem Jeep hier sein, wenn etwas ist.»
    «Ich werde es bestimmt nicht vergessen. Auf Wiedersehen.»
    «Auf Wiedersehen.»
    Noch während er das sagte, schloss er die Tür.
    «Ich wette, dass es kein Problem für dich ist, hier vorbeizuschauen», sagte er auf dem Weg zurück in die Küche. «Ich wette, das machst du ständig, hier herumschnüffeln, natürlich nur, um nachzusehen, ob alles in Ordnung ist. Ich wette, du weißt auch genau, wo der Ersatzschlüssel liegt.»
    Dass sie an die Tür geklopft hatte, gab den Ausschlag. Er konnte nicht riskieren, dass jemand hier eindrang; konnte sich nicht darauf verlassen, dass die Frau im Schlafzimmer über längere Zeit unbeobachtet bleiben würde. Er musste handeln. Jetzt. Ein seltsames, unbekanntes Gefühl durchströmte ihn und verstörte ihn zutiefst. Vergeblich versuchte er es zu identifizieren, wie ein Mann mit Gedächtnisverlust, der nach dem entscheidenden Hinweis sucht, um sich zu erinnern; aber die Einsicht blieb ihm verwehrt.
    Das Gefühl wich auch nicht, als er seine Vorbereitungen traf. Erst im letzten Augenblick, als er die überflüssig gewordene schwarze Mütze überstreifte, wurde ihm klar, was es war. Das Wissen, dass er sie töten musste, machte ihn traurig. Es war unglaublich, dass er nach all den Jahren so ein Gefühl hegte. Gelindes Bedauern, Wut, Hass, Erleichterung – das alles hatte er schon empfunden, wenn er sich anschickte, jemanden zu töten, aber niemals Traurigkeit.

ZWEITERTEIL
Liber scriptus
    Liber scriptus proferetur,
    in quo totum continetur
    unde mundus judicetur.
     
    Und das Buch wird aufgeschlagen,
    Drin ist alles eingetragen,
    Welt, daraus dich anzuklagen!

7
    «Schön, Sie wieder hier zu haben, Andrew. Setzen Sie sich.» Der Assistant Chief Constable strahlte eine Güte und Fürsorge aus, auf die sein Besucher gern verzichtet hätte.
    «Danke, Sir.»
    «Wie geht’s den Kindern?»
    «Gut, danke.»
    «Schön, schön.»
    Es folgte eine Pause, in der Detective Chief Inspector Andrew Fenwick beobachten konnte, wie sein Gegenüber sich fragte, ob er das Thema Familienleben und persönliche Lebensumstände weiter verfolgen sollte. Es wäre unangemessen gewesen – sie waren nie gut miteinander ausgekommen, besonders seit der Assistant Chief Constable Fenwicks letzten Antrag auf Beförderung nicht unterstützt hatte. Fenwick sollte nicht wissen, aus welchem Grund er nicht befördert worden war, wusste es aber. So etwas sprach sich in der Truppe immer herum.
    «Jetzt, wo Sie wieder hier sind, sollten wir darauf achten, dass Sie beschäftigt sind – aber nicht zu beschäftigt, was?»
    «Ich sehe keinen Grund, warum ich nicht mein volles Arbeitspensum erledigen sollte, Sir.»
    «Nein, nein, natürlich nicht. Ich möchte nur nicht, dass Sie es übertreiben. Immerhin haben Sie jetzt zu Hause eine neue Verantwortung, darauf müssen wir doch Rücksicht nehmen.»
    «Ich kann Ihnen versichern, dass mein häusliches Leben in besten Händen ist. Meine Mutter wohnt jetzt bei uns und hat alles unter Kontrolle.»
    Der Constable sah überrascht aus, war aber zu abgebrüht, um sich seine Enttäuschung anmerken zu lassen.
    «Ich habe ein paar interessante Akten für Sie zusammengestellt. Manche Fälle sind bereits ein wenig abgekühlt, aber das stellt für Sie wohl kein Problem dar. Ich möchte, dass Sie dem Präsidium weiterhin verbunden bleiben. Das Revier kommt ganz gut ohne Sie zurecht, und wir haben hier mehr als genug zu tun.»
    Ein Schreibtischjob , dachte Fenwick. «Ich würde wirklich gern wieder im Revier arbeiten, Sir. Es hat mir gefehlt.»
    «Sie werden hier gebraucht, Detective Chief Inspector, und das Revier ist voll besetzt.»
    «Aber ich habe von dieser Serie von Autodiebstählen in der Gegend um Harlden gelesen. Das geht offenbar schon eine ganze Weile so; bestens organisiert, wie es scheint. Daran könnte ich mich versuchen.»
    «Inspector Blite kümmert sich bereits hervorragend darum, Fenwick, und ich brauche Sie hier.»
    Inspector

Weitere Kostenlose Bücher