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Requiem für eine Sängerin

Requiem für eine Sängerin

Titel: Requiem für eine Sängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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Tagen daran. Ein undurchdringlicher Bretterzaun und eine Reihe stämmiger Koniferen schirmten die Sicht auf die Straße ab und absorbierten die Abgase weitgehend.
    Die Copse Lane endete unvermittelt an einer T-Kreuzung hundertfünfzig Meter von der Tangente entfernt. Rechts lag Hedgefield mit dem Haus von Miss Johnstone, Mathematiklehrerin der Downside Comprehensive School und anvisiertes Mordopfer.
    Wenige Stellen auf ihrem Weg boten Gelegenheit, unbemerkt einen Mord zu begehen, daher kam der Täter zu dem Schluss, dass nur ihr Haus und ihre Arbeitsstätte realistische Optionen darstellten. Das war bedauerlich, denn es bedeutete harte Arbeit, damit die Tat willkürlich und nicht sorgfältig geplant aussah.
    Er holte eine handgemalte Skizze aus einem Schnellhefter, die er während eines Besuchs im Musiktrakt der Schule angefertigt hatte. Er kannte jeden Zentimeter des Schulgeländes und hätte, falls erforderlich, auch in vollkommener Dunkelheit seinen Weg durch den Irrgarten von betonierten Wegen und Trampelpfaden gefunden. Perfekte Planung: Die lebenswichtigen Gewohnheiten begleiteten ihn, auch wenn er sich ohne die gewohnte Unterstützung durch ein Team isoliert fühlte. Die Arbeit als Ein-Mann-Unternehmen, die er in den vergangenen drei Monaten verrichtet hatte, erschien ihm lästig und ineffizient. Und erstaunlicherweise fühlte er sich einsam. Jahrelanges Training und eine innere Unabhängigkeit retteten ihn, aber er freute sich bereits auf den Abschluss seiner selbst gesetzten Aufgabe und das Ende der erzwungenen Isolation.
    Er kannte nun die Namen seiner mutmaßlichen Opfer. Mit einer war er bereits fertig, möglicherweise derjenigen von den vieren, die am wenigsten Schuld auf sich geladen hatte. Ihr Geständnis hatte ihm die Schuld der anderen drei bestätigt; noch konnte er nicht sicher sein, welche von ihnen die Hauptverantwortung trug, aber sein Instinkt verriet ihm, dass sein nächstes Opfer nicht diejenige war. Nichtsdestotrotz schuldete sie ihm ein Leben, und er war gekommen, um diese Schuld einzufordern.
    Als er den Plan der Schule gründlich studiert hatte, kam er zu dem Schluss, dass der Musiktrakt neutrales Gelände darstellte, am besten geeignet für einen Mord, der viele Stunden unentdeckt bleiben sollte. Und nachdem er den Tatort festgelegt hatte, setzte er sich, um die Einzelheiten zu planen.

DRITTER TEIL
Kyrie
    Kyrie eleison.
    Christe eleison.
    Kyrie eleison.
     
    Herr, erbarme dich unser.
    Christus, erbarme dich unser.
    Herr, erbarme dich unser.

11
    Im Großen und Ganzen war Kate zufrieden mit ihrem Leben. Sie war vierunddreißig und hatte einen verantwortungsvollen Job, der ihr immer noch Spaß machte und die Möglichkeit bot, ihren drei großen Leidenschaften zu frönen – Musik, Gartenarbeit und Katzen. Von Letzteren versorgte sie vier, die der Tierschutzbund, den sie aus voller Überzeugung unterstützte, allesamt aus einem elenden Dasein befreit hatte. Der gescheckte Kater war der Älteste und ihr Liebling; allerdings gestand sie eine derartige Bevorzugung nicht ein. Er war auf einem Auge blind, und sein rechtes Ohr fehlte fast vollständig, aber er war der Mann im Haus und zeigte sich entsprechend interessiert an allen Vorkommnissen innerhalb seiner vier Wände. Nach ihm kamen ein blauer Siammischling – intelligent, misstrauisch, anschmiegsam – und die Zwillinge, Bruder und Schwester, Schildpattkatzen mit identischem Muster.
    Alle hingen voller Inbrunst an ihrer Herrin und misstrauten dem Rest der Menschheit von Grund auf. Im Haus durften sie tun und lassen, was sie wollten, aber im Garten hielten sie sich an die Verhaltensmaßregeln. Der Garten war Miss Johnstones Ein und Alles, und die Katzen spürten, dass sie ihr gemütliches Zuhause aufs Spiel setzten, sollten sie es wagen, die Pfoten an die makellosen Blumen- und Kräuterbeete zu legen.
    Zwar blickte Kate vom oberen Fenster auf den endlosen Verkehrsstrom, aber das wurde wettgemacht durch die Tatsache, dass es sich um das letzte Haus in der Reihe handelte; ein stabiler Bretterzaun schirmte sie gegen die Straße ab und sie hatte einen wunderbar großen, dreieckigen Garten.
    Eine Mauer trennte sie von ihren Nachbarn in Nummer 3, einem frisch verheirateten Paar. Sie waren freundlich und eigentlich ideale Nachbarn, wären aber doch verlegen gewesen, um nicht zu sagen peinlich berührt, hätten sie gewusst, dass Miss Johnstone, kurz nachdem sie eingezogen waren, ihr Schlafzimmer in den kleineren Raum im rückwärtigen Teil des

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