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Requiem für eine Sängerin

Requiem für eine Sängerin

Titel: Requiem für eine Sängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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unerfindlichen Grund vertraue ich Ihnen – Sie scheinen zu verstehen, was ich durchmache.» Er dachte einen Augenblick nach. «Ich werde die Beschwerde nicht weiterverfolgen, da Sie nun an dem Fall arbeiten. Aber Sie halten mich auf dem Laufenden, ja?»

10
    Das gemietete Haus war schlicht, aber gemütlich, ein Reihenhaus in einem angesagten und dennoch abgeschiedenen Teil der Stadt. Die weiß gestrichene Tür führte in eine schmale Diele mit Marmorboden, von der die unteren Räume und eine Treppe ins Obergeschoss abgingen. Zwei Wohnräume, geschmackvoll, wenn auch steril eingerichtet, lagen rechts und links der Diele; am Ende des schmalen Flurs befand sich die Küche, die durch Spiegel optisch vergrößert wurde und neben Einbauelementen in Schwarz, Weiß und Edelstahl jedes nur erdenkliche Küchengerät enthielt. Unter der Treppe war eine kleine Garderobe versteckt.
    Oben beanspruchte das Schlafzimmer die gesamte Breite des Hauses, direkt daneben lagen ein Ankleidezimmer und ein Bad. Von einem Abstellraum, von dem eine Leiter zu einem kleinen Dachboden führte, hatte man Ausblick auf den gepflasterten Hof hinter dem Haus. Die Möbel waren eindeutig von einem Mann ausgesucht worden, geschmackvoll, aber unpersönlich. Keine Fotos, keine Schallplatten oder CDs, kein Nippes. Die Bilder an den Wänden hatte eindeutig der Innenarchitekt angebracht. Das ganze Haus war makellos sauber, als würde jemand Tag für Tag zwanghaft sämtliche Spuren von Leben tilgen, was auch zutraf.
    Im Arbeits-Ess-Zimmer links vom Eingang brannte ein einsames Licht. Dort stand ein Mann und studierte eine große Landkarte, in die kleine bunte Stecknadeln gebohrt waren. Der Mann starrte gebannt auf eine orangerote Nadel und schlug dann eine Straßenkarte auf, auf deren Umschlag stand: «Harlden und Umgebung».
    Dem dichten Netz von Straßen und grau schraffierten Häusern nach zu urteilen, war Harlden eine großflächige Pendlerstadt; keine Spur mehr von dem schmucken kleinen Dorf, das es gewesen war, bevor es zwischen den Weltkriegen entdeckt wurde. Der Sog der Urbanisierung war so groß gewesen, dass es nach und nach mit umliegenden Ortschaften verschmolzen war. Auch jetzt waren noch Teile von Bebauungsplänen auf der Karte skizziert – ein Beweis, dass es den Anwohnern nicht gelungen war, dem Naturschutz Geltung zu verschaffen und ihre regionale Identität zu wahren. Bäume und Sträucher, die entlang der neuen Straßen in geometrischen Figuren angepflanzt worden waren, zeugten von zu spät unternommenen Versuchen, den ursprünglichen Charakter der Gegend zu erhalten. Wenigstens die Besitzer der neuen Häuser wussten die Bepflanzung zu schätzen.
    Der Mann zeichnete mit einem grünen Leuchtstift eine Route entlang mehrerer dieser jüngst begrünten Straßen ein. Sie verlief praktisch schnurgerade nach Westen, von einem grau schattierten Block mit der Aufschrift «Downland Comprehensive School» zu einer Umfahrung am Stadtrand. Die grüne Linie knickte, bevor sie diese Straße kreuzte, nach Norden ab und fand ihr Ende an einem kleinen roten Kreis. Sie glich einem langen, umgekehrten Häkchen, was irgendwie passend schien, da es sich um den täglichen Weg der Lehrerin Miss Katherine Johnstone handelte.
    Seine unwillige, aber zuverlässige Quelle hatte ihm hinreichend Einzelheiten geliefert, sodass es einfach gewesen war, Miss Johnstone zu finden. Die weitaus kompliziertere Aufgabe, ihren Tod zu planen, hatte mehr Zeit erfordert. Die Vorbereitungen hatten den größten Teil des Frühlings gedauert, und nun wollte er sich der Aufgabe entledigen, bevor die Sommerferien anfingen und ihr Aufenthaltsort nicht mehr so einfach zu bestimmen sein würde.
    Bis jetzt hatten die Fakten, die er mit peinlich exakter Beobachtung gesammelt hatte, das Bild eines bemerkenswert normalen und unabhängigen Lebens ergeben. Kate Johnstone, wie sie genannt wurde, unterrichtete die vierte Klasse der Downland Comprehensive School. Zusätzlich zum Mathematikunterricht half sie mit, das Schulorchester und den überraschend guten Chor zu leiten. Sie war mit Mrs. Judith Chase befreundet, der Dekanin der musikalischen Fakultät, darüber hinaus schien sie nur wenige enge Freunde zu haben.
    Dienstags und donnerstags abends hatte sie länger in der Schule zu tun; donnerstags war sie auch dafür verantwortlich, dass die Musikräume abgeschlossen wurden. Die befanden sich in einem Backsteinbau abseits des eigentlichen Schulgebäudes, hinter der alten Turnhalle, die heute nur

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