Requiem für eine Sängerin
dieser Straße, den angrenzenden Straßen und an sämtlichen Wegen zur Schule nachgefragt werden. Konzentrieren Sie sich zunächst auf den kürzesten Weg und die unmittelbare Umgebung. Wir sind ihm auf den Fersen, und wenn wir schnell genug handeln, überholen wir ihn vielleicht. Ich will Straßensperren um die ganze Stadt herum, sofort. Jedes Auto, jedes Fahrzeug soll untersucht werden.»
«Und jedes Fahrrad, würde ich sagen, Sir. Sehen Sie sich die Spuren an. Sie sind frisch.»
«Richtig, auch jedes Fahrrad. Ich gehe wieder zur Schule, Sie übernehmen hier das Kommando. Rufen Sie mich an, falls etwas ans Licht kommt. Ich interessiere mich für alles, was bei Ihnen irgendeinen Zweifel weckt.»
Die Spurensicherung war noch immer im Musiktrakt zugange, aber wenigstens war der Pathologe inzwischen eingetroffen.
«Wie sieht es aus, Bob?» Fenwick streckte den Kopf zur Tür des Umkleideraums hinein.
Der Pathologe, ein grau melierter, etwa fünfzigjähriger Veteran mit einem chronischen Magengeschwür und dementsprechender Laune, schien ihn zunächst gar nicht zu beachten. Dann schleuderte er ihm über die Schulter entgegen: «Zu früh für ein abschließendes Urteil. Sie wurde innerhalb der letzten zwei Stunden getötet – vor mindestens einer Stunde. Starb an der Halsverletzung – Halsschlagader und -vene sind gezielt mit einem Hundertachtzig-Grad-Schnitt durchtrennt worden. Meine Vermutung, und in diesem Stadium ist es noch eine Vermutung, ist die, dass sie sich ziemlich gewehrt hat – möglicherweise ist sie hier reingelaufen, um ihm zu entkommen. Sie hat Blutergüsse an Gesicht und Armen, eine Verletzung an der rechten Hand. Mehr kann ich Ihnen sagen, wenn ich sie gründlich untersucht habe. Die sexuelle Handlung könnte nach dem Tod begangen worden sein – aber sicher weiß ich das erst, wenn das Ergebnis der forensischen Untersuchung vorliegt. Wir haben jede Menge Blutspuren an den Schnittkanten von Rock, Mieder und Höschen, was darauf hindeutet, dass er ihr die Kehle durchgeschnitten und dann mit demselben Messer ihre Kleidung aufgeschlitzt hat.»
«Sexuelle Handlung – sind Sie sicher?»
«Es deutet alles darauf hin, ja. Sie hat Flüssigkeit, wahrscheinlich Sperma, auf Schenkeln und Unterleib.»
Fenwick wartete. Bob Pendlebury richtete sich langsam auf und drehte sich zum ersten Mal zu ihm um. «Gefällt mir nicht. Gefällt mir überhaupt nicht. Sieht nach einer Riesenschweinerei aus, aber die tödliche Wunde ist präzise und sauber. Sie muss innerhalb weniger Minuten gestorben sein, wahrscheinlich erstickt, noch bevor der Blutverlust sie umbrachte.»
«Ergebnis der Autopsie?»
«Ich werde die Untersuchung heute Nacht noch vornehmen. Vollständiges Ergebnis innerhalb von vierundzwanzig Stunden.»
«Könnten Sie früher fertig werden?»
Pendlebury sah ihn spöttisch an. «Kommen Sie, Fenwick, Sie wissen, dass ich freitags mindestens achtzehn Löcher spiele. Ich werde sehen, was ich tun kann. Aber versprechen will ich nichts.»
Der Mann, der die Ermittlungen am Tatort leitete, wartete schon.
«Erzählen Sie mir nur das Wesentliche.»
«Sie wurde auf der Schwelle überfallen. Obwohl die junge White und der Hausmeister danach draußen herumgetrampelt sind, haben wir ihre Fußabdrücke an zwei Stellen identifizieren können. Wahrscheinlich hat er auf sie gewartet. Wir sind draußen noch nicht fertig, aber es befinden sich einige Fußspuren hinter dem Busch dort. Wir werden sie analysieren und mit den Spuren im Haus vergleichen. Außerdem hat sich jemand auf der Schwelle übergeben. Wir müssen herausfinden, ob das der Täter war. Sie entkam dem ersten Angriff und konnte in das Gebäude fliehen. Ich möchte Sie bitten, nicht gleich reinzugehen, Sir. Wir hatten Glück, es sind noch überall Fußabdrücke in Schlamm und Blut auf den Böden. Sieht so aus, als hätte sie versucht, zu der anderen Tür zu fliehen. Hier drinnen hat er sie erwischt und erledigt.»
«Wahrscheinlich ist er über und über mit Blut bespritzt?»
«Wenn er keine Kleidung zum Wechseln dabeihatte, ja, Sir. Aber ich denke, er hat sich umgezogen. Am Fuß der Treppe haben wir eine deutliche Blutlache – und rundherum zwei verschiedene Fußspuren nach oben, die Treppe hinauf. Ich weiß nicht, von wem die sind, eine könnte von dem Mädchen stammen, aber das müssen wir überprüfen.»
«Noch etwas?»
«Vorerst nicht, Sir.»
«Warum sind Sie so sicher, dass es ein Er war?»
«Hauptsächlich wegen der Größe der
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