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Requiem für eine Sängerin

Requiem für eine Sängerin

Titel: Requiem für eine Sängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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immer engere Freundinnen wurden, da war sie plötzlich da. Ich werde es mir nie verzeihen. Wenn ich nur etwas getan, etwas gesagt hätte, dann hätte ich sie retten können. Wir wussten alle von Octavia und ihr – aber niemand konnte ahnen, wie sehr sie sie liebte. Ich schon. Mir war klar, wo das hinführen würde. Aber sie kam nicht damit klar, natürlich nicht. Eifersucht. Das ist die tödlichste Sünde.
     
    Die Eintragung hörte unten auf der Seite auf, der letzte Satz war nur noch hingequetscht. Er schlug die nächste Seite auf und las gebannt über den Beginn einer Affäre, von der er sich niemals hätte träumen lassen, bis Deborah Fearnside die Saat des Argwohns gesät hatte. Je weiter er las, desto mehr spürte er, wie sich alles in ihm sträubte. Tag für Tag schwatzte das dumme Mädchen von einer Liebe, die nur eine Ausgeburt ihrer Phantasie sein konnte.
    Er hasste das dumme Flittchen mit seinem verdorbenen pubertären Interesse an unnatürlichen sexuellen Beziehungen. Eine Seite baute auf der anderen auf, und so wurde ein ganzes Gebäude jungmädchenhafter Schwärmerei errichtet, immer wieder unterlegt mit Schuldgefühlen. Aber keine Fakten . In seiner Wut schleuderte er das Buch quer durchs Zimmer. Die Klebebindung platzte auf, einzelne Seiten flatterten auf den Teppich. Eine schwebte zurück und landete zu seinen Füßen. Als er sie betrachtete, fielen ihm bestimmte Worte ins Auge: … warum sagt sie , es war kein Unfall? Lässt Leslie die Vergangenheit neu erfinden . Sollen die Protokolle die Wahrheit ans Licht bringen … die Untersuchungsergebnisse waren eindeutig . Warum wieder von vorn auf – Er bückte sich, hob die Seite auf und las sie vollständig. Dann kroch er fieberhaft auf dem Boden herum, sammelte ein Blatt nach dem anderen vom Boden auf und stopfte sie in seinen Rucksack.
    Ganz schwach vernahm er ein beharrliches Heulen, das ihn vorübergehend ablenkte. Auf der Tangente raste ein Wagen mit Sirene vorbei, dem er keine Beachtung schenkte, aber ihm wurde bewusst, wie viel Zeit er schon in diesem Haus verbracht hatte. Er verfluchte sich wegen seiner Sorglosigkeit und suchte das Zimmer hastig nach weiteren Seiten ab. Noch lange aufzuräumen konnte er sich nicht leisten. Unten stieg er über eine der Katzen hinweg und ging zu seinem Fahrrad. Eine Minute später entfernte er sich auf der Copse Lane von der Tangente; eine schwarze Limousine raste in der Gegenrichtung an ihm vorbei und bespritzte ihn mit Wasser. Kurz war ein verbissenes Gesicht zu sehen, das war alles, aber seine Instinkte schrien förmlich, dass er sich davonmachen sollte.
    Gleich darauf kamen ein weiteres Zivilfahrzeug und ein Polizeiauto in Sicht und folgten der schwarzen Limousine. Kein Zweifel, sie fuhren nach Hedgefield. Er zwang sich, ruhig weiterzuradeln, bog nach rechts in die Waycroft Avenue ein und fuhr auf unnatürlich menschenleeren Straßen Richtung Innenstadt. Für Straßensperren war es sicher noch zu früh. Er radelte weiter und hoffte, dass wegen des Wetters so wenig Verkehr war, doch das Kribbeln zwischen seinen Schulterblättern wollte sich nicht legen, bis er schließlich in einem mehrstöckigen Parkhaus verschwand.

14
    «Die Türen sind verschlossen, Sir, vorn wie hinten – keine Spuren eines gewaltsamen Eindringens.» Cooper spähte durch das Fenster über der Spüle in die Küche, als Fenwick zu ihm trat.
    «Er hatte die Schlüssel, Cooper. Er kann fort sein oder sich immer noch da drinnen zu schaffen machen. Ich möchte hinein, ohne ein Geräusch zu verursachen.»
    Cooper streckte sich und tastete in einem hängenden Blumenkübel neben der Hintertür – die logischste Stelle. Die Leute waren so leicht zu durchschauen. Der Ersatzschlüssel steckte in einem kleinen Gefrierbeutel. Vorsichtig öffnete er die Tür und trat in die Küche.
    «Ich glaube, er war da, ist aber schon wieder weg, Sir – sehen Sie.» Schlammiges Wasser bildete Pfützen auf dem Boden, Fußspuren führten zur Tür.
    Sie schlichen durch das Haus, fassten nichts an und vergewisserten sich, dass sich kein Mensch darin aufhielt. Dann erteilte Fenwick Anweisungen.
    «Ich möchte einen Constable an der Vordertür, und sobald die Jungs von der Spurensicherung in der Schule fertig sind, sollen sie hierher kommen. Sie werden dieses Haus vom Keller bis unter das Dach absuchen. Sie sollen es behandeln, als wäre die Tat hier begangen worden. Vielleicht hat er sich sicher gefühlt und ist nachlässig geworden.
    Danach soll in allen Häusern in

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