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Requiem für eine Sängerin

Requiem für eine Sängerin

Titel: Requiem für eine Sängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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siebenundvierzig Namen. Nightingale wog ihre Eingebung gegen die beängstigende Liste ab, kam zur logischen Schlussfolgerung und legte das Fax zu den Akten.

23
    Auf der Liste des Mörders standen nur noch zwei Namen. Weitere Informationen brauchte er nicht – ihre Schuld stand fest. Eine würde er rasch und ohne Aufhebens beseitigen. Ihre Rolle war unbedeutend gewesen; dennoch verdiente sie eine Strafe: Pläne für ihre Hinrichtung waren schnell gemacht.
    Bei der Letzten war es etwas anderes. Den Namen dieses Opfers hatte er mit roter Tinte eingekreist und mit Schnörkeln versehen, die die anderen Namen fast überdeckten. Sie verdiente den Tod – sie sollte öffentlich als Mörderin hingerichtet werden, denn das war sie. Gäbe es eine Gerechtigkeit, würde sie an einer öffentlichen Hinrichtungsstätte an einem Strick baumeln, damit alle Welt von ihrem Verbrechen und ihrer Strafe erfuhr. Noch besser, sie sollte an eine Wand gestellt und erschossen werden, von Kugeln zerfetzt, sodass Dreck und Schleim unter der täuschend attraktiven Oberfläche zum Vorschein kamen.
    Eine Idee nahm in seinem Geist Gestalt an. Es war tollkühn, möglicherweise selbstmörderisch, aber richtig. Wenn jemand so einen Plan in die Tat umsetzen konnte, dann er mit seiner militärischen Ausbildung; er, der es gewohnt war, in nahezu aussichtlosen Situationen zu operieren. Die Jahre der Ausbildung und Einsätze an der Front und danach die diskreteren und tödlichen Einsätze waren Vorbereitung genug. Der Mörder war zutiefst fatalistisch. Die Idee war trotz aller Risiken richtig, und sie ließ sich vielleicht sogar in die Tat umsetzen, ohne dass er selbst dabei den Tod fand – nicht, dass sein Tod nicht ein angemessener Preis gewesen wäre.
    Eine höchst aufwendige Planung war erforderlich, spezielles Zubehör, Proben und nicht zuletzt Mut. Ihm blieb nicht viel Zeit, und die andere Tat musste er vorher begehen, am besten wenige Tage vor der entscheidenden Hinrichtung, falls allzu offensichtlich wurde, wer das letzte Opfer sein würde. Er legte die Namensliste beiseite und begann, auf einem linierten Block eine Liste des erforderlichen Geräts zusammenzustellen.

24
    Der Juli nahm heiß und trocken, mit klarem, hohem blauen Himmel und leichten Brisen seinen Fortgang. Schöner hätte ein englischer Sommer nicht sein können, aber Fenwick und sein Team sahen das anders. Weder im Fall Johnstone noch im Fall Fearnside gab es neue Entwicklungen. Wenigstens wurde Fearnsides Verschwinden mittlerweile als verdächtig eingestuft. Eine kurze, aber effektive Untersuchung hatte ergeben, dass die ganze Sache mit der Modelagentur schlau eingefädelt worden war, doch von den Leuten, die darin verwickelt waren – Ansprechpartnerin, Fotograf, Chauffeur –, fehlte jede Spur. Also hatte Fenwick keine neuen Anhaltspunkte, denen er nachgehen konnte. Der Superintendent hatte die Unzulänglichkeiten der ersten Ermittlungen im Fall Deborah Fearnside nicht übersehen können. Inspector Blite, der die Ermittlungen geleitet hatte, wurde zum Superintendent bestellt und getadelt, da aber seine Erfolgsrate die zweitbeste des Reviers war, hatte das wenig zu bedeuten.
    Fenwick war fest entschlossen, alle zu verhören, die Kate Johnstone oder Deborah Fearnside in den letzten zwanzig Jahren gekannt hatten. Mit dem verkleinerten Team würde er allerdings schon den ganzen Sommer brauchen, um auch nur die Leute abzuhaken, deren Namen sie bereits hatten.
    Zu Hause machte er keine besseren Fortschritte, aber wenigstens hatte sich die Lage nicht verschlimmert. Christopher befand sich in behutsamer Behandlung. Einige jüngste, wenn auch kaum wahrnehmbare Erfolge hatten in Fenwick die Hoffnung geweckt, dass er sich mit der Zeit wieder erholen würde. Er sagte immer noch kein Wort und lebte weiter in seiner eigenen kleinen Welt, aber die Spezialisten schlossen Autismus aus und diagnostizierten stattdessen eine stressbedingte posttraumatische Störung. Er könne sich jederzeit davon erholen, sagten sie, aber wann genau, das sei nicht vorherzusehen. Typisch, fand Fenwick, große Worte, um die Tatsache zu verschleiern, dass sie keine Ahnung hatten.
    Seine Mutter hatte ein Ferienhaus in West Dorset gemietet, nur einen kurzen Fußmarsch von der Küste entfernt. Aus einer Laune heraus beschloss Fenwick, sich für ein paar Tage zu ihnen zu gesellen, womit er zum ersten Mal in seiner Laufbahn einen unaufgeklärten Fall liegen ließ. Er war wild entschlossen, sich während des Aufenthalts

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