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Requiem für eine Sängerin

Requiem für eine Sängerin

Titel: Requiem für eine Sängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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Johnstones Charakter beisteuern können?
    Dann wurde ihr klar, was nicht stimmte – warum war Smith nicht bei der Trauerfeier gewesen? Die Frau bemühte sich, Distanz zwischen sich und Katherine Johnstone zu bringen, aber es gab keinen logischen Grund dafür. Vielleicht war es nur Trauer, vielleicht war sie keine besonders starke Persönlichkeit. Andererseits konnte sie etwas verbergen. Nightingale beschloss, ihr noch einmal einen Besuch abzustatten. Sie wollte nicht vorher anrufen. Sie würde einfach hinfahren und hoffen, dass sie sie antraf.
     
    Leslie Smith persönlich kam schon nach dem ersten Läuten an die Tür.
    «Ja?» Sie hielt die schwere Holztür zwischen sich und der Polizistin fest.
    «Mrs. Smith, dürfte ich wohl reinkommen? Ich habe noch ein paar Fragen an Sie.»
    «Warum? Habe ich nicht genug gesagt? Ich habe Ihrem Vorgesetzten schon mitgeteilt, dass ich diese Störungen gründlich satt habe.»
    «Es wird nicht lange dauern, Mrs. Smith, und ich fürchte, es muss heute sein.»
    Die Tür wurde mit einer mürrischen, ruckartigen und kindischen Bewegung aufgerissen, worauf Smith auf dem Absatz kehrt machte und ins Wohnzimmer ging. Es blieb Nightingale überlassen, die Haustür zu schließen.
    «Mrs. Smith, wie eng waren Sie mit Katherine Johnstone befreundet?»
    «Ich habe Ihnen schon gesagt, nicht besonders eng.» Ihre Hand zitterte, als sie sich eine Zigarette anzündete.
    «Nicht jetzt, sondern früher, als Sie zusammen in der Schule waren.»
    «Schon damals nicht besonders eng. Natürlich kannte ich sie; alle kannten sie. Sie war so – gut im Sport, gut in Mathe, scheinbar gut in allem.»
    «Gab es noch mehr von dieser Sorte?»
    «Ein paar.»
    «Könnten Sie mir die Namen nennen?»
    «Die weiß ich nach der langen Zeit nicht mehr. Warum stellen Sie mir ständig diese sinnlosen Fragen?»
    Nightingale beschloss, die Wahrheit ein wenig zu biegen, auch wenn ihre Puritanerseele gehörig dagegen protestierte.
    «Aus einem einzigen Grund, Mrs. Smith. Wir haben die Aussagen anderer, die behaupten, dass Sie an der Schule eine enge Freundin von Katherine Johnstone waren, und es kommt uns seltsam vor, dass Sie das heute abstreiten.»
    «Ich war keine so enge Freundin», winselte sie. «Oh, ich wollte es sein, wie alle – das Quartett zog alle möglichen Mitläuferinnen an. Ich war eines der Mädchen, die in ihrem Umkreis herumhingen, aber ich war nie eine enge Freundin, verstehen Sie?»
    Nightingale verstand und empfand Mitleid. Sie vermutete, dass die Ablehnung Narben in Leslie Smith hinterlassen hatte, aber sie war nicht hier, um Mitgefühl zu hegen.
    «Wer gehörte zum Quartett, Mrs. Smith?»
    «Daran kann ich mich nicht erinnern.»
    «Ach kommen Sie, Mrs. Smith, das stimmt doch nicht, oder? Offensichtlich hat es Ihnen sehr viel bedeutet – die meisten Leute würden sich ganz genau daran erinnern.»
    «Vielleicht habe ich es verdrängt.»
    «Das glaube ich nicht.» Nightingale brach das Schweigen nicht. Es dauerte eine ganze Weile.
    «Warum gehen Sie nicht einfach und lassen mich in Ruhe?»
    «Ihnen ist klar, dass das nicht in Frage kommt. Sie wissen ganz eindeutig etwas, Mrs. Smith, und meine Aufgabe ist es herauszufinden, was ich kann. Alles, was uns helfen könnte, Katherine Johnstones Mörder zu finden, ist wichtig. Sie müssen es mir sagen, und Sie sagen es mir besser jetzt und ersparen sich Scherereien.»
    «Nun, es waren Katherine, Debbie und Octavia Anderson. Wie gesagt, ich habe immer nur Anschluss gesucht.»
    «Sie sagten, die Gruppe bestand aus vieren, das waren nur drei. Wer noch?»
    Sie zögerte, dann sagte sie ausweichend: «Judith – Judy Plaistow, sie war die Vierte.»
    Trotz weiterer Fragen konnte Detective Constable Nightingale nicht mehr herausfinden. Das war nichts Atemberaubendes, nichts Weltbewegendes, warum also war Leslie Smith so nervös und abwehrend gewesen?
     
    Es war fast sechs, ein warmer Sommernachmittag. Nightingale hörte ferne Stimmen aus dem Pub am Fluss und hatte ihren Verlobten die ganze Woche nicht gesehen, aber sie konnte sich nicht entspannen. Statt nach links zu gehen, nach Hause, was angemessen gewesen wäre und die Chance geboten hätte, Jeff unterwegs zu treffen, bog sie am Ende der Straße, wo die Smiths wohnten, nach rechts ab und kehrte widerwillig zum Einsatzraum zurück. Es war kaum jemand da, die Luft hinter den zugezogenen Vorhängen roch abgestanden. Niedergeschlagen zog sie ihre Jacke aus und überlegte, ob sie etwas lüften sollte, dachte

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