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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Bist du allein, oder kommen noch Leute nach?«
    »Allein. Sag mal, du bist nervös, nicht wahr?«
    »Ein bisschen.«
    »Erzähl mir davon.« Sie drückte die Zigarette aus und zündete sich sofort eine neue an.
    Ich stopfte mir die Shag von Savinelli. »Da ist heute Nacht ein Mann erschossen worden. Hier ganz in der Nähe. Der Mann kam von mir, er war Chef der Mordkommission in Bonn, er fuhr einen kleinen Peugeot GTI, und ich frage mich …«
    »Das hast du doch alles geträumt«, sagte sie entgeistert.
    »Nein, nein, das stimmt schon so. Er fuhr den gleichen Wagen wie ich, und ich frage mich, ob die vielleicht gedacht haben …«
    »Du meinst, die wollten dich …?« Sie war wieder ganz ruhig und sah in ihren Schoß.
    »Das kann schon sein«, murmelte ich. »Es ist unwahrscheinlich, aber es kann sein. Na ja, ist ja nicht dein Bier.«
    »Hör mal«, sagte sie aufgebracht, »nun red bloß nicht solchen Scheiß. Was ist das für eine Geschichte?«
    »Ich bringe dein Gepäck ins Gästezimmer, dann zeige ich dir den Steinbruch und erzähle die Geschichte, ja?«
    Sie sah mich skeptisch an. »Du musst aber nicht.«
    »Nein, nein, das mache ich ganz freiwillig. Es ist sicher gut, diese Geschichte selbst zu hören und zu überlegen, was dran ist.«
    Ich schleppte also ihr Gepäck hoch, machte den Ofen an und legte ihn mit Briketts voll, damit er drei Tage sanft durchbrannte. Dann rief ich Krümel, die sich angesichts des Gastes zurückgezogen hatte und die Baronin unter dem Schreibtisch hervor anstarrte.
    »Komm her, du kannst mitkommen. Sie ist eine Freundin, kein Katzenhasser.«
    »Geht sie etwa mit?«
    »Sicher, wenn sie dich akzeptiert, geht sie mit. Aber sie hat Schwierigkeiten mit Frauen, sie ist schwanger.«
    »Und wann ist es soweit?«
    »In ein paar Tagen, schätze ich. Sie sucht schon nach einer Stelle für die Geburt. Am besten, du kniest dich hin, streckst die Hand aus und hältst sie ihr hin. Wenn die Hand in Ordnung ist, geht sie mit.«
    Krümel fand wie ich, dass die Hand der Baronin in Ordnung war, ich schloss das Haus ab, und wir marschierten los. Krümel hielt sich dicht neben mir.
    Der Himmel war grau, mit blauen Flecken, und es roch nach Schnee.
    Im Westen zog ein Keil Wildgänse zum Horizont. Ziemlich vollständig erzählte ich meine Geschichte, und als wir am Sportplatz vorbeigingen und in den Wald kamen, sagte die Baronin: »Das ist doch eine völlig blödsinnige, undurchsichtige Story, bei der so ziemlich alles in der Luft hängt, oder? Und wenn du sie schreibst, nimmt sie dir kein Mensch ab. Das ist wie eine Nachrichtensendung vom anderen Stern, das ist der reine Räuber-und-Gendarm-Quatsch.«
    »Mag schon sein, aber der tote Lewandowski ist nicht Lewandowski, und Guttmann kam zu mir, um mich auf einen Kollegen namens Willi Metzger aufmerksam zu machen. Und wenn die Bundesanwaltschaft gleich zwei Staatsanwälte in dieses Kaff schickt, um mich zu stoppen, dann steckt eine üble Geschichte dahinter. Irgendetwas stinkt da gewaltig.«
    Krümel hatte in einem Haselnussstrauch etwas entdeckt. Sie schoss vorwärts, duckte sich zum Sprung, federte ab, fuhr mit der Schnauze in ein Schneeloch, in dürres Laub. Sie kam mit einer kleinen, braunen Maus heraus, die sie einfach hoch in die Luft warf.
    »Nimm sie ihr weg«, sagte die Baronin hastig.
    »Sie ist eine Jägerin«, sagte ich.
    »Aber so eine niedliche … ja, ja, ich verstehe schon. Warum macht sie sie bloß nicht gleich tot?«
    Krümel war hinter einer gefällten Weißtanne verschwunden, und wir hörten sie knurren und herumjagen.
    »Ich würde dir raten, die Geschichte nicht zu machen«, sagte die Baronin und zündete sich eine Zigarette an. »Aber die Chefredaktion wird dir natürlich sagen, dass sie jeden Preis zahlt, wenn die Geschichte gut ist. Als ich das erste Mal daran dachte, in den Journalismus zu gehen, habe ich von solchen Geschichten geträumt. Später kriegte ich nie eine Chance, so etwas zu recherchieren. Immer drängten sich irgendwelche Machos vor. Heute bin ich froh, solche Geschichten nicht am Hals zu haben.«
    »Das glaube ich dir nicht.«
    »Doch, doch, glaub mir ruhig. Was wirst du tun?«
    »Ich muss zuallererst herausfinden, wer Willi Metzger ist. Sieh mal, da ist der Steinbruch.«
    »Unheimlich schöne Farben in den Steinen. Und was mache ich, wenn es weiter schneit?«
    »Warten. Du wirst ja auch für das Warten bezahlt, du bist ja angestellt. Da rechts in den jungen Buchen fließt übrigens ein Bach ganz flach über große

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