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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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heiße Siggi Baumeister. Ich bin Journalist, und ich würde Sie gern treffen.« Kurzes Zögern. »Es geht wohl um Willi, um meinen …?«
    »Ja.«
    Dann überraschend resolut: »Das wurde auch Zeit, dass mal jemand sich drum kümmert.«
    »Aber ich weiß noch nichts. Wann können wir uns sehen?«
    »Morgen Nachmittag um fünf, bei mir in Wesseling.« Sie gab mir die Adresse, und ich bedankte mich.
    Trotz meiner Vorhersage hatte es wieder zu schneien begonnen. Der Wind drehte langsam auf West, die graue Wolkendecke wurde schwarz, die Nacht zog herauf.
    Die Baronin kam aus ihrem Zimmer und sah edel aus. Sie trug einen dunkelblauen Seidenmantel, hockte sich in einen Sessel und sagte: »Du hast doch sicher nichts dagegen, wenn ich mir hier die Nägel mache, oder?«
    »Fühl dich wie zu Hause. Was willst du essen?«
    »Ein Brot und einen Tee, bitte. Weißt du jetzt, wer Willi Metzger ist?«
    »Wer er war. Er ist tot. Er war ein Kollege.«
    Sie zündete sich eine Zigarette an. »Na los, erzähl schon.«
    Ich berichtete ihr das Wenige, was ich wusste, und sie murmelte: »Also hat Guttmann dich auf diesen merkwürdigen Tod aufmerksam machen wollen, oder?«
    »Ja, sicher.« Dann schwiegen wir; die Baronin hatte ihre Nägel ganz vergessen, und ich legte bis zum Beginn der Tagesschau eine CD auf. Siggi Schwab und Peter Horton spielten Gitarre, und Jon Eardley blies mit dem Flügelhorn ungeheuer weich und einfühlsam meine Verzagtheit fort. Der Titel hieß No more Lovesongs.
    Ich schüttelte die Lethargie ab, sprang auf, holte neues Holz und machte uns dann ein Brett voll belegter Brote. Danach sahen wir uns die Nachrichten der ARD an. Die Baronin starrte ziemlich abwesend in den Fernseher und streichelte zuweilen ihr Kinn, als überlegte sie angestrengt. Sofort nach dem Wetterbericht fragte sie: »Darf ich mal telefonieren?«
    »Bitte, ich kann rausgehen.«
    »Bleib ruhig hier, es wird kurz.« Sie stand auf und marschierte auf das Telefon los wie ein Soldat. Sie wählte und sagte, noch ehe der andere sich richtig hatte melden können: »Ja, ich bin’s. Hör mal zu, ich habe mir überlegt, dass du deine Pantoffeln einpackst und aus meiner Wohnung verschwindest.« - »Was heißt drüber nachdenken? Ich habe darüber nachgedacht. Pack sie ein und hau ab.« - »Plötzlich? Das ist doch nicht plötzlich. Ich hatte sechs Stunden Zeit zwischen Hamburg und der Eifel. Ich habe mich entschieden, ich will, dass du verschwindest, ich werde wieder allein leben.« -»Nein, ich will nicht mit dir darüber diskutieren, unter keinen Umständen. Und krieg jetzt um Gottes willen nicht irgendeine neue Allergie. Und leg dich nicht in mein Bett.« - »Nein, ruf nicht hier an, es hat keinen Zweck. Pack die Pantoffeln ein und geh, okay?« Dann legte sie den Hörer sehr bedachtsam auf, atmete tief durch und sagte leise: »Das musste sein.«
    »Ich habe da was für dich.« Ich suchte das Video eines älteren ZDF-Jazzclubs heraus und legte es ein. Chet Baker blies auf seiner Trompete hauchend, zögernd, sehr empfindsam I’m a fool to want you.
    Sie lächelte. »Du bist ein verrückter Typ. Der Trompeter sieht aus wie eine Leiche.«
    »Als er das spielte, war er fast schon eine. Heroin. Kurz darauf sprang er in Amsterdam aus dem Fenster in die Ewigkeit, er wollte nicht mehr.«
    In diesem Moment schrillte das Telefon, und ich ging hin und meldete mich mit »Krematorium, Ofen vier«, woraufhin die Baronin glucksend lachen musste.
    »Kann ich sie sprechen?«, fragte ein Mann hörbar irritiert.
    »Mich?«
    »Nein, nein, ich meine die Baronin.«
    »Das geht nicht, wir arbeiten jetzt.«
    »Kann ich später noch mal anrufen?«
    »Nein, wir sind sowieso nicht da. Nehmen Sie einfach Ihre Pantoffeln und gehen Sie, ja?« Ich hängte ein. »Was ist das für ein Mann?«
    »O je«, sagte sie mit einer wegwerfenden Geste und zündete sich eine Zigarette an. Sie rauchte sehr viel. Dann schellte das Telefon erneut, ich nahm den Hörer ab und sagte streng. »Hören Sie, machen Sie keinen Terror, die Baronin hat keine Zeit für Sie. Ist das jetzt klar?«
    Jemand sagte ziemlich hilflos: »Ja aber, ja aber … Ist da nicht der Anschluss Baumeister? Wer ist denn da?« Als ich nichts sagte, wurde der Anrufer ungeduldig und fragte: »Sind Sie das, Baumeister?«
    »Ja, Baumeister hier.«
    »Hier spricht Schmitz, Herr Baumeister. Entschuldigung, dass ich störe. Der Polizeibeamte Rolf Schmitz, wissen Sie? Der von dem Autounfall heute Nacht.«
    »Ja ja, ich weiß schon. Was kann

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