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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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werde nicht berichten. Worüber auch? Sehen Sie, Guttmann hat mir eindeutig erklärt, dass es sich um eine höchst geheime Staatssache handelt. Dann ist er plötzlich tot, und Sie schneien hier mit Polizeischutz herein, nennen sich Beck und Kompagnon und wollen, dass ich berichte. Einfach so.«
    »Das ist ja wohl die Höhe!«, zischte der mit etwas weniger Verantwortung und beugte sich weit vor. Er war doch nicht perfekt: Links unten hatte er eine ziemliche Zahnlücke. Und er war sehr wütend: »Schließlich vertreten wir diesen Staat.«
    »Na, na«, beruhigte ihn Beck. »Was wollen Sie also, Herr Baumeister?«, fragte er voll väterlicher Nachsicht.
    »Ich möchte zunächst Ihre Dienstausweise sehen. Und dann können Sie mir konkrete Fragen stellen. Ich liefere Ihnen keine Geschichte frei Haus. Ich habe nämlich gar keine Geschichte.«
    »Werden Sie nicht frech, Mann«, sagte der mit den Gebissproblemen voll echter Entrüstung, und auch Beck war jetzt sichtlich ungehalten: »Wir können Sie auch verhaften, Baumeister!«
    »Dazu haben Sie kein Recht. Und ganz nebenbei: Falls ich in zwei Stunden nicht hier an diesem Telefon erreichbar bin, setzt mein Anwalt Himmel und Hölle in Bewegung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Ihrer vorgesetzten Behörde recht ist, bei so einem sensiblen Fall. Oder dem Minister im Bundeskanzleramt, dem Innenminister und dem Innenausschuss des Bundestages. Das käme nämlich schriftlich zu ihnen, mit Kopie, an alle Presseagenturen und Korrespondenten in Bonn.«
    Beck schluckte und versuchte, forsch zu klingen: »Das schreckt uns wenig!«
    Ich sagte nichts, starrte in das Feuer und ließ sie überlegen. Kurz darauf kochte das Wasser in der Küche, und ich ging und goss den Kaffee auf. Waren die so dämlich, oder war das alles schon für mich bestimmte Schau? Jedenfalls zischte der Kleine unüberhörbar: »Einfach kassieren und anschließend dementieren!«
    »Geht nicht«, murmelte Beck; er klang unglücklich. »Aus seinem Dossier geht hervor, dass er Ernst macht. Also ruhig.«
    Ich brachte ihnen den Kaffee und freute mich darüber, dass meine Hände kein bisschen zitterten. »Erst die Papiere, dann können Sie fragen.«
    Die Papiere schienen mir echt zu sein, und laut Ausweis hieß Beck tatsächlich Beck und war ermittelnder Staatsanwalt bei der Bundesanwaltschaft.
    »Es geht also um Herrn Lewandowski«, sagte er betont geduldig. Er starrte dabei verbissen auf seine Knie, er hatte wohl noch Probleme mit seiner Rolle. »Es geht um den Mann, den Sie tot gesehen haben.«
    »Ja, ja, ich weiß. Lewandowski oder Breuer, wie er in Ihrem Computer heißt.«
    »Was hat Ihnen Guttmann gesagt?«
    »Nichts. Er hat mich in Ihrem Namen gebeten, mich da rauszuhalten und nicht zu recherchieren. Er hat gesagt, der Tote sei ein C-16-Fall, der das Staatsinteresse berühre. Und das war es auch schon.«
    »Ich ordne hiermit an, dass Sie nicht recherchieren!« Er war vermutlich befugt, solch eine Anordnung zu treffen, aber es klang einfach lächerlich.
    Ich hob meine Tasse an die Lippen, trank gelassen und wünschte mir zweihundert Zuschauer, weil ich so phantastisch ruhig war. »Was sollte ich denn recherchieren? Ich weiß nichts, absolut nichts. Guttmann war hier, verwarnte mich, fuhr weg und verunglückte tödlich, das ist alles.«
    Beck sah mich an, und seine Augen waren fast geschlossen. Er nickte langsam: »Guttmann ist tödlich verunglückt, und Sie wissen nichts.«
    »Absolut nichts.«
    »Würden Sie diese Aussage vor einem Bundesermittlungsrichter wiederholen?«
    »Selbstverständlich. Sie können mich jederzeit vorladen.«
    Er nickte, hatte seine Rolle wieder, war wieder von sehr viel Verantwortung geplagt. »Das werden wir tun, das werden wir sicherlich tun.« Dann sah er seinen Begleiter an. »Wir können wohl gehen.« Er lächelte milde und hatte müde, gerötete Augen. »Wir danken Ihnen für Ihr Verständnis und verlassen uns darauf, dass Sie nicht recherchieren.«
    »Ich verzichte für das Vaterland«, sagte ich.
    In der Haustür blieb der zweite Mann stehen, drehte sich zu mir herum und sagte mit schmalen Lippen: »Es ist Ihnen untersagt, sich aus dem Dorf zu entfernen, Ferienreisen zu unternehmen oder die Grenzen der Bundesrepublik ins Ausland zu überschreiten.« Er mochte mich immer noch nicht.
    »Mann, das geht nicht.« Ich war wirklich betroffen. »Das Dorf hier hat doch nicht einmal einen Lebensmittelhändler.«
    »Selbstverständlich dürfen Sie sich Kartoffeln kaufen«, meinte Beck

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