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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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ich für Sie tun?«
    »Schreiben Sie darüber? Ich meine, lassen Sie in dieser Angelegenheit was drucken?«
    »Nein, so schnell nichts. Ich weiß ja nix. Wieso?«
    »Tja, ich rufe Sie eigentlich privat an, dienstlich kann ich das ja nicht. Also, ich wollte nur sagen: Die Sache hat nicht stattgefunden.«
    »Wie bitte? Mit welchem Kaliber ist denn Guttmann erschossen worden?«
    »Mit gar keinem, Herr Baumeister, mit gar keinem. Das ist es ja. Guttmann ist gar nicht erschossen worden, Guttmann war gar nicht hier in der Eifel, sozusagen, Guttmann ist auch gar nicht hier verunglückt. Der Vorfall hat nicht stattgefunden, verstehen Sie? Wenn Sie aber was drüber schreiben wollen, dann soll ich Ihnen von mir und meinem Kollegen bestellen, dass wir stocksauer sind.«
    »Sie sind also aus den Ermittlungen rausgeschmissen worden? Ist es das?«
    »Ja. Wir haben nicht mal Protokolle schreiben dürfen. Und die Formblätter, die wir schon ausgefüllt hatten, mussten wir rausrücken. Wir können nicht mal beweisen, dass der Unfall stattgefunden hat, verstehen Sie? Da war ein Mann, der gesagt hat, wir sollten das alles schleunigst vergessen. Was bilden sich diese Heinis aus Bonn oder Karlsruhe oder sonst woher eigentlich ein? Also, wir sind stinksauer, kann ich Ihnen sagen. Da kommt irgend so ein Fatzke vom Verfassungsschutz und sagt mir, ich soll alles vergessen, weil überhaupt nichts passiert ist. Der Guttmann hatte doch Familie. Und was sagen die der? Also, wir sind stinksauer, Herr Baumeister. Ich habe denen auch gesagt, dass Sie bestimmt nicht den Mund halten, wo Sie doch immer für dieses Magazin da arbeiten. Da haben die bloß gesagt: Der Baumeister sagt nix, der wird den Teufel tun, der weiß, was gut für ihn ist.«
    »Mit welchem Kaliber ist denn Guttmann nun erschossen worden?«
    »Mit gar keinem, Herr Baumeister, mit gar keinem. Guttmann kann ja überhaupt nicht erschossen worden sein, weil er gar nicht in der Eifel war, verstehen Sie?«
    »Mit welchem Kaliber, Herr Schmitz? Ich schicke euch morgen einen Kasten Bier in die Wache.«
    »Ein Kasten Bier reicht da nicht.«
    »Zwei? Drei? Einen Lastwagen voll?«
    Er lachte. »Schon gut. Also dieser Bundesanwalt Beck hat erst mal einen Kranwagen geschickt, der das Autowrack abgeholt hat, amtlich wissen wir gar nicht, wohin. Wir wissen aber privat, dass es jetzt auf dem Hof vom Polizeipräsidium in Bonn steht. Die Leiche von Guttmann ist auf schnellstem Weg in das Gerichtsmedizinische Institut in Bonn gebracht worden. Das ist alles.«
    »Das Kaliber, Herr Schmitz.«
    »Also, das haben wir auch noch mitgekriegt, ehe sie uns verscheucht haben. Es war eine UZI, eine besonders handliche Maschinenpistole.«
    »Komische Waffe für Wilderer. Und was ist mit den Reifenspuren rechts von der Straße?«
    »Mitsubishi Pajero, fabrikneu. Kann aber sein, dass die Reifen auf einen Mercedes-Geländewagen montiert waren.«
    »Sie sind ein As. Das mit der Maschinenpistole kommt mir merkwürdig vor.«
    »Uns auch, obwohl wir ja nix mehr damit zu tun haben. Jedes Kind weiß ja, dass eine UZI eine sehr kurze, harte Waffe ist. Streut wie eine Gießkanne, genau schießen kann man damit gar nicht.«
    »Ist denn etwas über den Abstand gesagt worden, den der Schütze vom Opfer hatte?«
    »Kein Wort. Aber selbst auf eine kurze Distanz, zwanzig Meter oder so, müsste der Schütze besser gewesen sein als unser Schützenkönig. Und er muss Übung haben. Die Waffe hat einen irren Rückschlag. Vielleicht war das ja auch eine Spezialanfertigung. Aber das wissen wir nicht. Na ja, wenn Sie vielleicht doch drüber schreiben, können wir uns ja mal treffen.«
    »Das machen wir. Und vielen Dank.« Die Baronin sah mich erwartungsvoll an. Ich sagte nur kurz: »Guttmann ist von einem Profi erledigt worden. Zumindest sieht es so aus.«
    »Gibt es so etwas bei uns wirklich, Profis im Töten?«
    »Selbstverständlich. Das internationale Rauschgiftgeschäft zum Beispiel kann ohne Killer nirgends arbeiten. Mal abgesehen davon, dass eigentlich schon jeder Soldat so ein Profi ist. Erzähl mir lieber von diesem Mann.«
    Sie dachte kurz nach und sagte: »Da gibt es im Grunde nicht viel zu erzählen. Also, ich lernte ihn in Pöseldorf in einer Kneipe kennen. Gut aussehender Typ, groß, breitschultrig, kurze, dunkle Haare, vierzig, geschieden, keine Kinder, Bankkaufmann. Und weil mir gerade danach war, nahm ich ihn mit.« Sie schnippte mit dem Finger der linken Hand, als wollte sie jede sentimentale Anwandlung verscheuchen.

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