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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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davon. Sie fand auch ein vollkommen durchgeblutetes Stück Verbandsgaze. Auch das fotografierte sie.
    »Eigentlich ist das doch ungeheuer dreist, hier so auf Guttmann zu warten«, murmelte sie. »Die Straße, breit und bequem, und sicherlich ist hier relativ viel Verkehr.«
    »Hast du bis jetzt außer uns ein Auto gesehen? Die breiten Straßen hier verdanken wir dem Verteidigungsministerium, meine Liebe. In der Vorstellung der NATO befinden wir uns hier nämlich im Bereich der Frontlinie der Dritten Staffel, wenn der böse Russe kommt. Überall in der Eifel gibt es Straßen, so breit wie Rollbahnen, und sie sind als Aufmarschwege, als Nachschubstraßen gebaut.«
    »War es ganz dunkel?«
    »Ja. Dazu der Schneefall. Das ist etwas, das mir Sorgen macht. Wie konnte der Schütze in diesem Schneeflimmern Guttmann sehen, genau erkennen und dann auch noch präzise schießen? Und das ausgerechnet mit einer so groben Waffe wie der UZI?«
    »Und wenn er die Scheinwerfer eingeschaltet hatte?«
    Eine Gruppe Krähen stieg hinter Ginsterbüschen auf und machte furchtbaren Lärm. »Scheinwerfer? Könnte sein. Aber das erschwert die Sache bei Schneefall noch, wegen der Reflexion. Lass uns mal zu der Stelle gehen, wo der Schütze vermutlich war.« Wir gingen über die Straße hinweg zu der Wacholdergruppe. Auch dort lagen die weiß-roten Plastikfetzen. »Der Wagen stand hier hinter den Stämmen, und sieh mal, die Reifenspuren, das ist der Rest davon.«
    »Von hier bis zu dem Punkt, wo Guttmann von der Straße abkam, sind es aber gut achtzig Meter«, sagte sie. »Geh doch mal runter und markier für mich die Stelle.«
    Das tat ich, konnte von dort aus aber die Baronin nicht mehr sehen. Atemlos kam sie gelaufen und rief: »Vielleicht war er auf den Bäumen hier.«
    »Unmöglich. Auf einen Wacholder kann man nicht klettern. Zu dicht, zu stachlig. Hol doch mal meinen Wagen dahin und steig aufs Dach.«
    Sie fuhr meinen Wagen hinter die Stämme und stellte sich auf das Dach. Jetzt konnte sie mich sehen; sie fotografierte mich.
    Ich ging wieder zu ihr hinauf. »So könnte es gewesen sein. Der Schütze steht auf dem Dach seines Autos … Aber die Entfernung!«
    »Und wenn er seine Waffe nimmt und in den Straßengraben hinunterschleicht, so dass er im entscheidenden Augenblick ganz nah an Guttmann dran ist? Dann schießt er, läuft zu seinem Auto und verschwindet.«
    »Das kann sein, das kann alles sein.«
    Sie hockte sich in den Wagen. »Ich stelle mir vor, ich drehe einen Action-Film und will es besonders spannend machen. Ich lasse also den Mörder einen günstigen Punkt im Straßengraben suchen, und er schießt erst, als Guttmann nur noch zehn Meter weg ist.«
    »Du bist eine hervorragende Regisseurin, ich werde dich weiterempfehlen. Lass uns jetzt zurückfahren. Du wolltest es sehen, du hast es gesehen. Bleibt immer noch das Problem der Waffe, egal bei welcher Distanz, egal bei welchem Licht.«
    Sie drehte sich ab, fummelte an ihrem Fotokoffer auf dem Beifahrersitz herum, wandte sich dann abrupt zu mir und sagte wütend: »Aber Guttmann ist doch, verdammt noch mal, sehr endgültig tot. Und dabei spielen Waffe und Distanz und all der Scheiß gar keine Rolle. Er ist tot, verstehst du, einfach tot. Und du machst ein Männerspiel draus und willst die Umstände ausforschen.«
    Abrupt hielt ich an. Ich sah der Baronin gerade in die Augen. »Ich finde das alles auch beschissen. Aber wenn ich darüber schreiben will, muss ich den Hintergrund kennen, oder?« Ich stopfte mir die Royal Rouge von Stanwell, die mich so gelassen aussehen lässt.
    »Der Hintergrund ist bestialisch, Baumeister, sonst gar nichts. Und ich frage mich, ob es überhaupt Sinn macht herauszufinden, wer es war. Du sagst ja, es laufen genug Männer rum, die für ein paar Mark irgendwelche anderen Männer töten. Und wahrscheinlich finden sie gar nichts dabei und kommen sich auch noch großartig vor. Erinnere dich, Baumeister, dafür verteilen andere Männer Orden.«
    Mein Streichholz brach ab. »In welcher Welt lebst du eigentlich? Du kommst mir vor wie gewisse Alternative, die unbedingt die Geheimdienste abschaffen wollen. Wenn man sie aber mit der Arbeit dieser Dienste konfrontiert, stellen sie fest, dass sie erst einmal alle Geheimdienste neu gründen würden - wenn sie an die Macht kämen. Und diese Geheimdienste, sagen sie, würden dann alles, alles und alles besser und menschlicher machen. Glaubst du das?«
    »Ja, verdammt noch mal!«, sagte sie wild.
    »Aber das dauert noch

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