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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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nicht wahr?«, fragte ich leise. Sofort wurde sie wieder lebhaft. »Du hättest nicht damit einverstanden sein dürfen, dass sie mich wegschickt.«
    »Aber dann hätte sie nichts gesagt.«
    »Sie hätte etwas gesagt, wenn ich die Chance bekommen hätte, mit ihr zu reden.«
    »Nicht diese Frau. Sie ist hart, auch gegen sich selbst.«
    »Du hättest einen Zeugen gebraucht.«
    »Nicht in diesem Fall. Wenn jemals herauskommt, dass sie uns informiert hat, verliert sie die Rente. Und außerdem bist du nur gekränkt.«
    »Ist das nicht mein Recht?«
    »Ja, aber es ist so anstrengend. Ich muss schlafen, ich bin ziemlich hinüber.«
    Als ich aufwachte, war es Mittag, und die Baronin hatte eine große Kanne Kaffee und einen Haufen belegter Brötchen organisiert. Sie flüsterte: »Du hast geschnarcht.«
    »Hast du Abhörwanzen entdeckt?«
    Sie zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht, wie diese Dinger aussehen, also brauche ich sie gar nicht erst zu suchen. Ich weiß, ich sollte das alles ernster nehmen, aber irgendwie kann ich es nicht. Bei aller Tragik hat es immer etwas Lächerliches. Triffst du Anna Guttmann noch einmal?«
    »In jedem Fall. Gehen wir vorher ein wenig spazieren?«
    Sie sah mich an und nickte. Während ich mich rasierte und etwas frühstückte, sagten wir kein Wort.
    Als wir losgingen, sagte ich zu ihr: »Sieh dich nicht um. Wir haben beide keine Erfahrung in diesen Dingen, wir merken also sowieso nicht, wer uns verfolgt, wenn wir es nicht merken sollen. Also ist es das Beste, so zu tun, als interessierten sie uns nicht.«
    »Hast du dich noch nicht wieder mit Anna Guttmann verabredet?«
    »Sie war erschöpft, dann betrunken, dann voller Tränen. Sie wird viel Wirbel im Haus haben, wegen der Kinder, wegen der Beerdigung. Wir können doch jederzeit an sie heran. Außerdem müssen wir jetzt vor allem schnell herausfinden, ob Metzger in Frankfurt war, als Professor Mente dort getötet wurde. Und wir müssen herausfinden, ob er in Kiel war, als Schmitz-Feller dort zu Tode kam. Wir brauchen alle Berichte über diese Vorfälle.«
    »Schriftliche Unterlagen sind aber gefährlich, wenn Beck uns kassiert.«
    »Du solltest in eine Redaktion gehen und alles nachlesen. Aber zunächst brauchen wir einen Notar, bei dem wir alles schriftlich protokollieren, was bisher gelaufen ist.«
    »Du glaubst in Wirklichkeit gar nicht, dass wir es je veröffentlichen können, nicht wahr?«
    »Das hat damit überhaupt nichts zu tun. Der Grund ist, dass Beck uns ganz offen beschattet. Das ist seine Art, uns zu drohen. Ich habe es heute Nacht gespürt: Anfangs macht es Spaß, sie ein bisschen zu narren, aber wenn sie alle Register ziehen, haben wir keine Chance. Wir sollten also im Fall der Fälle nachweisen können, dass außer uns noch andere informiert sind. Dann müssen sie vorsichtiger sein.«
    »Mit wem genau haben wir es eigentlich zu tun?«
    »Mit der Bundesanwaltschaft und dem Bundesverfassungsschutz. Und natürlich mit den Hilfstruppen, die sie hinzuziehen können, also Bundeskriminalamt, Landeskriminalamt und den 14. Kommissariaten der jeweiligen Gemeinden, der politischen Polizei.«
    »Weißt du denn einen Anwalt?«
    »Ja. Der sitzt in Köln, in der Boissereestraße.«
    »Also jetzt nach Köln?«
    »Mir bummeln jetzt da vorne in das Kaufhaus. Wir steigen in einen Aufzug, den wir dann aber getrennt verlassen werden, sodass sie sich teilen müssen. Du gehst schnurstracks durch eine Tür, auf der Notausgang steht. Dahinter ist immer ein Treppenhaus. Da wartest du. Der Nächste, der durch die Tür kommt, ist dein Verfolger. Keine Unterhaltung, du stürzt dich wieder ins Gefummel. Kaufhaus, Treppenhaus, hin und her, bis du einigermaßen sicher bist, dass sie verwirrt sind. Dann raus und langsam zum Bonner Bahnhof. Da in einen Zug, die Straßenbahn oder einen Bus Richtung Köln. Der Anwalt heißt Bethmann.«
    Wir gingen hinein, blieben im Erdgeschoss vor Bonbontheken stehen, ließen uns Uhren zeigen und ein Herrenparfüm auftupfen. Wir sahen uns nicht um, die Welt interessierte uns nicht.
    Dann stiegen wir in den Lift. Die Baronin stieg im zweiten Geschoss aus und sagte beim Hinausgehen: »Viel Spaß.« Ich verließ den Aufzug im vierten.
    Ein sehr junger, von seinem Beruf noch richtig begeisterter Verkäufer zeigte mir länger als eine halbe Stunde, wie ein ferngelenkter Jeep funktioniert. Dann fuhr ich einen Stock höher, aß zwei Frikadellen und rauchte ein paar Züge aus der Milano von Savinelli. Anschließend ging es wieder

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