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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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den Henker dieses Staates aufgestöbert hat. Und ich will das beweisen.«
    »Aber niemand wird es drucken.«
    »Mag sein, aber ich muss es trotz allem versuchen. Das ist mein Beruf.«
    »Die werden uns aber nicht einfach so recherchieren lassen. Die buchten uns einfach ein. Günstigstenfalls.«
    »Wir müssen sie irgendwie abhängen.«
    Dass dafür unsere kindischen Räuber- und Gendarm-Spielchen nicht ausreichen würden, war mir klar. Sorge machte mir, dass mir nichts einfiel. Auch dass Beck noch nicht angerufen hatte, beunruhigte mich.
    Ich spähte durch die Gardine, um herauszufinden, in welchem der parkenden Autos unten auf der Straße jemand sitzen könnte, der uns im Auge behalten sollte. Ich entdeckte nichts. Aber es musste ja gar kein Auto sein, vielleicht hatten sie sich längst im Nebenzimmer einquartiert, vielleicht saßen sie auch im Haus gegenüber. Mich überkam ein Gefühl totaler Hilflosigkeit. Um wenigstens irgendetwas zu tun, suchte ich das Zimmer nach Wanzen ab. Ich fand natürlich keine.
    Trotzdem flüsterten wir nur noch. Ich verstand die Baronin kaum, als sie mich fragte: »Hast du dir schon einmal überlegt, dass die Bundesanwaltschaft und der Verfassungsschutz vielleicht selbst nicht genau wissen, was los ist? Man wird sie doch kaum aufgefordert haben, den Mörder des Henkers dieses Landes zu ermitteln. Vermutlich hat man ihnen nur gesagt: Lewandowski war ein wichtiger Mensch, findet seinen Mörder!«
    »Das habe ich mir auch schon überlegt, aber es bringt uns nicht weiter, weil wir keine Möglichkeit haben zu erfahren, was wirklich bei der Bundesanwaltschaft abläuft.«
    »Was für Möglichkeiten haben wir denn jetzt überhaupt noch?«
    »Zunächst einmal teilen wir uns. Du liest alles, was du über Professor Mente und über Schmitz-Feller kriegen kannst. Ich gehe noch einmal zu Anna Guttmann. Aber pass auf dich auf!«
    Die Aussicht, etwas unternehmen zu können, besserte ihre Stimmung erheblich. Sie warf mir eine Kusshand zu und hauchte: »Geliebter, kehre heil zurück!« Dann machten wir uns an die Arbeit.
    Ich bin mit John Le Carre völlig einig: Das Bonn der Regierenden ist eine kleine, beschissene Stadt. Wenn es neblig ist und kalt, dann ist Winter. Ist es neblig und warm, kann man voraussetzen, dass Sommer ist. Nur in der Altstadt ist das Wetter anders. Diesmal war es kalt und nieselte.
    Ich musste quer durch die Stadt und verspürte die ganze Zeit zwanghaft den Drang, mich nach möglichen Verfolgern umzusehen. Vor lauter Selbstbeherrschung hatte ich fast einen Krampf im Nacken, als ich endlich in der Weberstraße war. Ich schellte und sagte zu dem sehr jungen, blassen Mädchen mit den langen Haaren, das öffnete: »Baumeister heiße ich. Ist Frau Guttmann da?«
    Sie war klein und schmal und schaute mich mit den wachen Augen ihrer Mutter prüfend an. Dann sagte sie mit einem flüchtigen Lächeln: »Mama hat Kopfschmerzen, aber das wissen Sie sicher schon. Kommen Sie rein.«
    Anna Guttmann hockte am Küchentisch, sah mich an, lächelte matt und blickte dann wieder leidend zur Decke. »Ich muss büßen. Hab’ ich wirklich die Flasche durch das Fenster geschmissen?«
    »Das haben Sie. Störe ich?«
    »Nein. Die Beerdigung ist erst in ein paar Tagen. Mein Mann soll angeblich noch genau untersucht werden. Wegen der Versicherung, sagten sie. Ach ja, ich war heute Morgen vorgeladen. Kind, tust du uns einen Gefallen und lässt uns allein?«
    Die Tochter, sie mochte um die zwanzig sein, ging widerwillig aus dem Zimmer.
    »Sie haben mich in das 14. Kommissariat gebeten. Die waren sehr freundlich, aber auch sehr eindeutig. Sie haben mich gefragt, was ich weiß. Von Willi Metzger, von einem Toten, Lewandowski. Ich habe gesagt, ich wüsste nichts. Erich hätte mich niemals mit dienstlichen Fragen verunsichert. Sie haben mir natürlich nicht geglaubt. Sie haben gesagt, meine Rente wäre ernstlich in Gefahr, wenn ich irgendetwas von Wichtigkeit verschweige. Es war kurios. Ich soll anderen, der Presse vor allem, absolut nichts sagen. Ich habe gefragt, was um Himmels willen ich überhaupt sagen könnte, aber darauf sind sie nicht eingegangen. Sie haben mich immer wieder nach Metzger gefragt. Ob ich ihn persönlich gekannt habe, und wie gut Erich mit ihm bekannt war.«
    »Was haben Sie geantwortet?«
    »Ich habe gesagt, meines Wissens sei Metzger ein Pressefritze gewesen wie viele, mit denen Erich zu tun hatte. Darauf haben sie ganz zynisch gefragt, wieso denn Erich ausgerechnet auf Metzgers Beerdigung

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