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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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gewesen sei. Weiß ich doch nicht, habe ich geantwortet.«
    »Was noch?«
    »Sie haben mich vor Ihnen gewarnt. Sie haben gesagt, Baumeister sei ein Schnüffel-Journalist, einer von der linken Kampfpresse.«
    »Aber sie tun noch immer so, als sei der Tod Ihres Mannes die Folge eines Verkehrsunfalls?«
    »Indirekt gaben sie dauernd zu, dass es ein Mord war. Natürlich habe ich sie in aller Unschuld gefragt, wieso sie mich ausgerechnet zum 14. Kommissariat vorladen, wenn es doch um einen Unfall geht. Da wurden sie fast unhöflich. Ich musste einen Revers unterschreiben.«
    »Was stand drin?«
    »Dass ich mit niemandem ein Wort über die nicht endgültig geklärten Umstände des Todes meines Mannes spreche. Kein Wort über Willi Metzger, kein Wort über Lewandowski. Ich wollte eine Kopie, aber sie haben mir keine gegeben.«
    »Aber Sie haben unterschrieben?«
    »Selbstverständlich.« Sie lächelte ein wenig säuerlich. »Wenn wir alles rauskriegen wollen, müssen wir so tun, als spielten wir mit, oder?«
    »Ja, das stimmt schon. Sagen Sie, haben Sie eine Ahnung was >Kickeck< bedeutet?«
    »Kickeck? Nie gehört. Soll das ein Name sein?«
    »Das weiß ich selbst nicht. Und noch eine Frage habe ich: Durch welchen Umstand ist Metzger konkret auf Lewandowski gestoßen? Irgendwie durch die Todesfälle Mente und Schmitz-Feller, das ist klar. Aber wie? Er muss irgendeinen Beweis gefunden haben.«
    »Das weiß ich sogar ziemlich genau. Erst kam er nur mit dem Verdacht, und Erich nahm ihn nicht ganz ernst. Dann kam Metzger zum zweiten Mal, und diesmal triumphierte er. Er sagte: >Sie haben nach Beweisen gefragt, hier sind sie!< Dann warf er zwei Fotos auf den Tisch, und mein Mann wurde ganz blass. Auf den Bildern war Lewandowski drauf.«
    »Wo sind diese Fotos?«
    »Das weiß ich nicht. Nicht hier im Haus jedenfalls.«
    »Was für Fotos waren das? Amateuraufnahmen?«
    »Nein. Presseaufnahmen, würde ich sagen. Große Fotos. Sie zeigten den Tatort in Frankfurt und die Straße in diesem Nest bei Kiel, wo Schmitz-Feller zusammengebrochen ist.«
    »Wo war Lewandowski stationiert, haben Sie davon etwas mitbekommen?«
    »Das weiß ich nicht genau, aber Erich hat oft von einem Haus im Müllenkamp in Godesberg gesprochen. Sogar die Hausnummer weiß ich noch: Vierundzwanzig. Das kann sich aber auch auf eine ganz andere Sache beziehen.«
    »Arbeitete Lewandowski allein?«
    »Nein, er hatte Helfer. Erich nannte die Gruppe >den Henkerstab<. Da war eine Frau bei, die heißt Ellen Strahl. Dann gibt es da noch einen jungen Mann, der Reimer heißt, den Vornamen weiß ich aber nicht.« Nach einer Weile sagte sie mit ganz weicher Stimme: »Ich habe auch eine Frage. Hat mein Mann wirklich so etwas wie eine Ahnung von seinem Tod gehabt?«
    »Ich weiß es nicht, aber ich bin davon überzeugt. Warum?«
    »Weil ich in meinem Nachttisch einen Zettel gefunden habe. Da steht drauf: Wenn mir etwas geschieht, musst du viel Mut haben! Nur das.«
    »Wann kann er den Zettel in die Schublade gelegt haben?«
    »Das muss in den letzten sieben Tagen gewesen sein. Sagen Sie, Herr Baumeister, haben Sie schon eine Ahnung, wer ihn umgebracht hat?«
    »Leider noch nicht. Aber ich finde es raus.«
    »Werden Sie zur Beerdigung kommen?«
    »Selbstverständlich.«
    »Wenn Metzger und mein Mann sterben mussten, weil sie etwas Gefährliches wussten, dann müssen Sie auch auf sich aufpassen.«
    »Ich versuche es. Kann ich diese Nachricht an Sie fotografieren?«
    Sie kramte in ihrer Tasche, und ich machte eine Aufnahme von Guttmanns letztem Gruß an seine Frau, hastig hingekritzelt auf ein altes Kuvert. Ich sagte überflüssigerweise: »Heben Sie das gut auf, es ist wichtig, wir werden es noch brauchen. Ich melde mich wieder bei Ihnen.«
    Wie ein Schatz barg sie das Stück Papier in ihrer Jackentasche. Als ich hinausging, hatte sie die Hand immer noch in der Tasche und schaute versonnen in die Ferne.
    Ich schlenderte die Weberstraße entlang, dann die Zweite Fährgasse zum Rhein hinunter.
    Der Fluss wirkte ölig und träge, und ein paar Schiffe tuckerten vorbei, mit Motoren, die klangen, als würden sie bald festfressen.
    Was bedeutet Kickeck?
    Ich aß lustlos eine Pizza bei einem Italiener, der sein eigener Koch, Oberkellner und Barmann war. Die ganze Zeit hielt ich die Straße im Auge. Nichts regte sich. Nach dem Kaffee bestellte ich ein Taxi.
    »Nach Wesseling«, sagte ich und hockte mich auf die Rückbank. Nervös sah ich mich dauernd nach irgendwelchen Verfolgern

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