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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Held.«
    »Ich war immer schon perfekt, du hast es nur nicht bemerkt.«
    Sie zog sich aus, hing sich einen Morgenrock um und verließ das Zimmer. Als sie zurückkam, sah sie wie ein sehr junges Mädchen aus, summte vor sich hin, kämmte ihr Haar und beachtete mich nicht. Sie erregte mich, und ich spielte mit der Idee, meine Verletzung zu vergessen. Aber dann bekam ich Angst vor meiner eigenen Courage und entschied mich für den erholsamen Schlaf.
    Als ich erwachte, hatte ich starke Schmerzen und wusste nicht sofort, wo ich war. Es war acht Uhr, und die Baronin war nicht da. Ich nahm zwei Schmerztabletten und diktierte den Bericht über Rasputin. Als ich fertig war, kam die Baronin mit einem Frühstückstablett. »Anna Guttmann geht es schlecht. Sie hat sich heute Nacht mutterseelenallein betrunken.«
    »Das sollte nicht zur Gewohnheit werden.«
    »Glaubst du, dass wir auf Ibiza ein paar Stunden zum Ausruhen haben werden? Palmen und so.«
    »Ich dachte, es sei besser, allein zu fahren.«
    »Warum?«
    »Weil es gefährlich werden kann.«
    »Und wenn es gefährlich wird, bleiben Frauen draußen, nicht wahr?«
    »So ähnlich.«
    »Nein, Baumeister, ich werde mitfahren.«
    Ich blickte sie vielsagend an. Sie würde mich herumkriegen, daher lächelte sie triumphierend. »Warst du schon auf Ibiza?«, fragte sie.
    »Ich habe mal auf einer Luxusyacht ein Interview mit einem reichen jungen Mann gemacht. Er nannte seinen Masseur, der ihn unentwegt streichelte, Schätzchen, und später redete er mich auch so an. Er fraß Valium und fuhrwerkte zuweilen mit einem goldenen Löffelchen in einer Zuckerdose herum, in der Kokain war. Es war zum Kotzen.«
    »Also kennst du die Insel.«
    »Nein. Ich bin vom Flughafen sofort zur Yacht gefahren. Das Übliche eben.«
    »Wann fahren wir?«
    »Nach der Besprechung mit Beck.«
    Später kam Anna Guttmann. Ihr Gesicht war aschfahl. Sie gab mir einen Umschlag und sagte: »Das brachte ein Bote. Habt ihr Aspirin?«
    Der Umschlag war ein handelsüblicher brauner DIN-A4-Umschlag. Er enthielt das Material von Rasputin sowie einen verschlossenen weißen Briefumschlag, in dem zweitausend amerikanische Dollar und eine kurze Notiz steckten. »Mütterchen Rußland wünscht Ihnen einen erholsamen Bildungsurlaub. Herzlichst Pjetr.«
    »Das nehmen wir aber nicht an«, sagte die Baronin resolut.
    »Du kannst dir diese kleinliche Anständigkeit vielleicht leisten. Das Geld stinkt nicht, sieht echt aus, und also nehme ich es.«
    Nach einem ausgedehnten Frühstück suchten wir Beck auf. Zum Glück war er allein und hatte nicht wieder irgendwelche Schießbudenfiguren um sich herum aufgebaut. Er lächelte aufgeräumt und sah uns an, als könne er sich im ersten Moment nicht mehr an uns erinnern.
    »Nehmen Sie bitte Platz!«, sagte er förmlich. »Es wird nicht lange dauern.«
    Wir rutschten also mit den Stühlen an seinen Schreibtisch heran und sahen ihn aufmerksam an.
    Er verschränkte die Arme und sah uns eindringlich an, fast wie ein Politiker, der geradewegs mit Staatsmannmiene in die Kamera blickt. »Der Fall Guttmann/Metzger ist abgeschlossen.«
    »Und wer hat Lewandowski umgebracht?«, fragte die Baronin.
    »Sagen wir so: Wir wissen, wer es war, und wir werden zugreifen, wenn sich eine Gelegenheit bietet.«
    Ich lachte etwas dümmlich. »Also hat Moskau einen Killer geschickt?«
    »Ja, so etwas gibt es tatsächlich.«
    »Wird der Fall eine stille Beerdigung bekommen?«, fragte die Baronin.
    Er runzelte die Stirn, begriff dann und antwortete: »Ja, die eigentlich Schuldigen sind tot. Der Fall wird in der Bundesrepublik niemals vor ein Gericht kommen.«
    Ich sagte gemütlich: »Es war also ein Spionagering, der sich zuerst selbst liquidierte und der dann von Moskau stillgelegt wurde?«
    »Ja. Ich mache Sie noch einmal darauf aufmerksam, dass Sie keine Erlaubnis haben, darüber zu schreiben.«
    »Wir werden schweigen«, versicherte die Baronin.
    »Und wie komme ich an meine Bildarchive und meine Schreibmaschinen? Ihre Männer haben das alles kassiert.«
    »Das musste ich im Zuge der Ermittlungen anordnen. Es wird Ihnen zugestellt.«
    »Haben Sie auch die Leiche aus meinem Garten weggeräumt?«
    »Selbstverständlich. Wie haben Sie von der Sache erfahren?«
    »Was ist denn da eigentlich passiert?«, fragte die Baronin wie beiläufig.
    Beck starrte auf die Tischplatte. »Es war ein Unfall. Ein Schuss löste sich, der Mann war sofort tot.«
    Die Baronin begann mädchenhaft zu kichern, aber ich warf ihr einen

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