Requiem für einen Rockstar (German Edition)
und sah den Kommissär irritiert an.
«Ihre Kollegin scheint ein gewisses Aggressionspotenzial zu haben, Herr Ferrari. Junge Dame», Helmers wandte sich direkt an Nadine, «bei allem Respekt, mit Dreinschlagen ist es nicht getan. Und wenn Sie meine Roadies und deren Muskeln kennen würden, wären Sie um einiges vorsichtiger.»
Das glaube ich nicht, dachte Ferrari. Wenn bei Nadine die Sicherungen durchbrennen, gibt es kein Halten mehr. Sie würde sogar auf Wladimir Klitschko losgehen.
5. Kapitel
Ferrari gähnte. Es war ein langer Tag gewesen. Der Anfang eines neuen Falls. In Gedanken versunken, flanierte er durch die Steinentorstrasse und wartete am Barfüsserplatz geduldig auf den Dreier. Nadine hatte ihn nach Hause chauffieren wollen, doch ihm war das Tram lieber. Zumal er heute schon das Vergnügen hatte … Nachts sah die Stadt ganz anders aus, war fest in den Händen junger Menschen, die von überall her in die Innenstadt zu strömen schienen. Vor dem McDonald’s wurden drei ziemlich angeheiterte Teenies von mehreren Beamten in Uniform kontrolliert. Ferrari blickte zur elektronischen Anzeige hoch. Immer noch zehn Minuten. Vielleicht hätte er sich doch besser von Nadine nach Birsfelden fahren lassen. Was solls, auf die paar Minuten kam es nun wirklich nicht an. Die Polizisten hatten ihre liebe Mühe, bis die Jugendlichen endlich mit ihren Ausweisen rausrückten. Die Anzeigetafel begann zu blinken. Noch eine Minute. Endlich fuhr das Tram quietschend den Kohlenberg hinunter. Ferrari stieg in den hintersten Wagen und setzte sich auf seinen Lieblingsplatz, den vordersten Sitz rechts. War dieser einmal besetzt, stellte er sich provokativ neben jene Person non grata, die es gewagt hatte, seinen Sitz in Beschlag zu nehmen. Und zwar unabhängig davon, ob das Tram voll oder leer war. Meistens gelang es ihm so, seinen Sitz zurückzuerobern, ab und zu scheiterte er jedoch an der Hartnäckigkeit seiner Konkurrenten.
Beim Wegfahren konnte er noch sehen, wie die Beamten einen Jungen in den Streifenwagen verfrachteten. Der Kommissär nahm sich vor, morgen früh kurz bei den Kollegen nachzufragen, weshalb sie den Burschen mitgenommen hatten. Aus reiner Neugier. Der Dreier fuhr an der Kunsthalle vorbei über den Banken- zum Aeschenplatz. Automatisch warf Ferrari einen Blick auf die Uhr, die hoch oben an einem der Gebäude aufleuchtete. 20.8., 22.45, +25°. In etwa fünfzehn Minuten würde er daheim sein. Endlich.
Monika sass vor dem Laptop. Der Kommissär schaute ihr über die Schultern und küsste sie auf den Nacken.
«Hallo, Liebling. Buchhaltung?»
«Ciao, Francesco. Mist! Bis das wieder alles stimmt. Ich warte immer viel zu lange damit. Aber was sein muss, muss sein. Du siehst müde aus.»
«Bin ich auch. Es war wieder einmal ein langer Tag. Hast du Zeit für einen Schlummertrunk?»
Monika lächelte, froh um die Unterbrechung.
«Wein oder Champagner?»
«Ein Glas Champagner, um den Tag feierlich zu beenden.»
Sie drückte ihm eine Flasche Mumm Gordon Rouge in die Hand. Ferrari löste die Klammer und versuchte, den Korken rauszuziehen.
«Geht nicht! Er klemmt.»
Monika kam mit zwei Gläsern zurück.
«Wärm den Flaschenhals einen Augenblick mit den Händen. Dann rutscht er von alleine hoch.»
Ferrari rieb mit der Hand über die Flasche, bis sich der Korken mit einem satten Knall löste.
«Das muss ich mir merken. Auf uns! … Wie geht es Nikki?»
«Sie nervt. Ich bin froh, wenn sie nächste Woche wieder regelmässig zur Schule geht. Wir hätten uns nicht breit schlagen lassen sollen. Die Projektwoche hätte ihr gut getan.»
«Zwingen kannst du sie auch nicht.»
«Das stimmt. Aber du hättest mehr Überzeugungsarbeit leisten können. Vielleicht wäre sie dann mit. Du bist manchmal keine grosse Hilfe, Francesco.»
Der Kommissär nippte an seinem Glas. Nikki war sein Liebstes. Nebst Monika, versteht sich. Und das wusste die Kleine auch. Wenn es einmal nicht so mit Mama lief, wie sie es sich vorstellte, schob sie einfach Francesco vor. So auch, als es darum ging, eine Woche auf dem Bauernhof zu verbringen. Sie weigerte sich und trotzte. Und eine Erkältung vor zwei Wochen gab ihr ein zusätzliches Argument, nicht am Lager teilnehmen zu müssen. Ferrari schlug sich auf ihre Seite und bearbeitete Monika so lange, bis sie nachgab.
«Sie war krank.»
«Ach was! Sie war leicht erkältet, mehr nicht.»
«Da spricht wieder einmal die harte Apothekerin aus dir. Wir könnten tot vom Stuhl fallen und du würdest
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