Requiem für einen Rockstar (German Edition)
noch sagen, dass wir mit dem Simulieren aufhören sollen.»
«Bin ich so schlimm?», fragte Monika versöhnlich.
«Nein, überhaupt nicht. Ich übertreibe nur gern.»
«So, so. Übrigens, letzte Nacht hast du wieder geschnarcht. Einfach unmöglich, Francesco.»
«Ich schnarche nicht!»
«Du hast recht. Als Schnarchen kann man das auch nicht bezeichnen. Du schnappst wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft und krähst dazu wie ein Rabe. Du jappst richtiggehend nach Luft. Ich habe immer Angst, dass du einmal daran erstickst. Du solltest dich hören.»
«Unsinn!»
«Ich nehme es das nächste Mal mit der Videokamera auf.»
«Untersteh dich!»
«Doch, das mach ich. Und spiel es dann bei passender Gelegenheit vor unseren Freunden ab. Am besten bei deinem nächsten runden Geburtstag.»
Ferrari verzog das Gesicht, sodass Monika laut lachen musste. Sie setzten sich mit der Champagnerflasche auf die Hollywoodschaukel im Garten. Die Nacht war mild. Aussergewöhnlich mild selbst für einen Augustabend. Bereits die Monate Juni und Juli waren viel wärmer gewesen als in den vergangenen Jahren. Vom Wald her begann es leicht zu winden.
«Der Wind tut gut. Übrigens, Nikki hat gefragt, ob wir in den Herbstferien wegfahren. Ich bin sehr dafür, sonst steht eine Beschäftigungstherapie für die kleine Wildkatze während zweier Wochen an. Ich darf gar nicht daran denken.»
«So schlimm ist meine Nikki nun auch wieder nicht. Vielleicht kann ich eine Woche frei nehmen. Dann könnten wir Tagesausflüge machen oder wir fahren ins Tessin. Je nachdem wie das Wetter mitspielt.»
«Gute Idee. Aber von wegen nicht so schlimm! Die Hauptbeschäftigung deiner Nikki ist es zurzeit, mir auf den Wecker zu gehen.»
«Es ist nicht einfach, ein Teenager zu sein.»
«Heute war es besonders hart. Nachdem in den Nachrichten kam, dass John tot sei, herrschte Weltuntergangsstimmung.»
«Es … beziehungsweise er war kein schöner Anblick.»
«Du untersuchst den Fall?»
«Es hat sich so ergeben. Der Abwart vom ‹Joggeli›, mir fällt sein Name im Moment nicht ein, hat Nadine angerufen. Damit wurde es zu unserem Fall. Das Essen heute Abend, das war mit dem Manager der Band und seiner Frau.»
Francesco erzählte Monika, was sie bisher in Erfahrung bringen konnten. Eigentlich herzlich wenig. Das Interessanteste war wohl, dass die Devils auf der Bühne im wahrsten Sinn des Wortes eine Show abzogen. Laut und wild. Ganz gegen ihr eigentliches Naturell.
«War Nadine auch dabei?»
«Ja. Weshalb fragst du?»
«Ach, nur so.»
Ferrari schmunzelte.
«Nur so? Bist du etwa immer noch ein wenig eifersüchtig?»
«Nein … doch, schon. Sie ist nun mal hübsch, nein schön, jung und intelligent.»
«Du bist auch schön, jung und intelligent.»
«Schmeichler! Nein, im Ernst. Die Männer liegen ihr zu Füssen.»
«Ich nicht, Liebling. Grosses Ehrenwort. Du weisst, dass ich nie einen Partner wollte. Aber Nadine habe ich vom ersten Tag an akzeptiert. Sie ist gut und ich mag sie. Wahrscheinlich, weil Borer sie nicht mag. Um ihm eins auszuwischen. Aber mehr ist nicht zwischen uns. Beruhigt?»
«Nein!»
«Wie kann ich dich dann beruhigen?»
«Halt mich einfach ganz fest und lass mich nie wieder los.»
Eng umschlugen schaukelten sie unter dem funkelnden Sternenhimmel. Eine halbe Ewigkeit lang.
6. Kapitel
Die Nacht ist nicht zum Schlafen da. Ferrari dachte an den alten Spruch, oder war es gar ein Lied von Hans Albers aus einem uralten Schinken über die Reeperbahn? Wie auch immer. Was war aber mit dem darauf folgenden Tag? Der war zum Arbeiten da. Oder so. Ferrari sass übermüdet vor einer Tasse Kaffee und las die Schlagzeilen der Tageszeitungen, die ihm wahrscheinlich Nadine auf den Tisch gelegt hatte. Die Kommentare stimmten ziemlich überein. Die Tat war für alle wie ein Blitz aus heiterem Himmel gekommen. Sogar die alten Füchse der Musikredaktionen, die die Devils übers ganze Jahr akribisch beobachtet und verfolgt hatten, konnten sich keinen Reim darauf bilden, wer ein Interesse daran gehabt haben könnte, John zu ermorden. Spannungen, zumindest gegen aussen, hatte es in der Gruppe keine gegeben. Einzig der «Blick»-Kommentator spekulierte, ob vielleicht der Falsche ermordet worden sei, zumal eine gewisse Ähnlichkeit zwischen John und Mark nicht zu leugnen war. Es sei nicht auszuschliessen, dass ein gehörnter Freund oder Ehemann Mark habe umbringen wollen und aus Versehen John erwischte. Gut, Mark war das Enfant terrible der Gruppe. Er
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