Requiem für einen Rockstar (German Edition)
wissen ja, wo es hinausgeht.»
Nadine sprang auf und ging zur Tür. Ferrari blieb sitzen, die Ruhe selbst.
«Ist noch etwas?»
«Wir sollten uns die Zusammenarbeit nicht unnötig erschweren. Wenn Sie erlauben, erzähle ich Ihnen, was wir wissen. Es wäre für uns ein Leichtes, Sie aufs Kommissariat zu bestellen. Das liegt uns jedoch fern. Wir sind hier, um einen Mordfall aufzuklären. Wenn Sie nichts mit dem Tod von John Lauscher zu tun haben, können Sie unsere Fragen bedenkenlos beantworten. Falls Sie hingegen in den Mord verwickelt sind, ich sage nicht, dass Sie der Mörder sind, falls Sie aber jemanden schützen wollen, dann verstehe ich Ihre Reaktion.»
Helmers schenkte sich einen Cognac ein.
«Jetzt würde ich auch einen vertragen.»
Ferrari übersah die missbilligenden Blicke von Nadine, die sich wieder gesetzt hatte. Helmers reichte ihm ein Glas.
«Vielen Dank. Also, ich lege jetzt unsere Karten auf den Tisch. Wir wissen, dass John Lauscher Sie unter Druck gesetzt hat. Er wollte mit den Devils den Sprung nach Amerika wagen. Am liebsten mit einem Agenten, der gute Beziehungen nach Übersee hat. Und, wie gesagt, Piet Gruber dachte über eine Solokarriere nach. Damit wären die Devils nicht mehr viel Wert gewesen.»
Ferrari schaute zu Nadine.
«Und wir wissen, dass Sie in argen Finanzschwierigkeiten stecken, Herr Helmers. Um es liebenswürdig auszudrücken. Im Prinzip sind Sie nämlich pleite. Die Banken hätten Sie schon längst am Arsch gepackt, wenn Sie nicht den Vertrag mit den Devils als Sicherheit hinterlegt hätten.»
Nadine genoss sichtlich ihren Triumph. Helmers versuchte Zeit zu gewinnen und schenkte sich nochmals nach.
«Auch noch einen?»
«Gern.»
«Nun, sollen wir immer noch verschwinden?», fragte Nadine.
«Ihr Ton gefällt mir nicht, Frau Kupfer. Überhaupt nicht! Sie sind sehr arrogant. Kann ich mit Ihnen unter vier Augen sprechen, Herr Kommissär?»
«Es wäre mir lieb, wenn meine Kollegin bleiben würde. Sie hat mit dem Informanten gesprochen. Nicht ich. Die Jugend schiesst halt oft über das Ziel hinaus. Ich bitte um Ihr Verständnis.»
Nadine schoss nicht nur übers Ziel hinaus, ihr schoss die Röte förmlich ins Gesicht.
«Nun gut, so ist die Jugend halt. Das sehe ich auch bei meinen Jungs. Schwamm drüber. Beginnen wir nochmals von vorne. Einige Dinge, die Sie gesagt haben, stimmen. Andere wiederum nicht.»
Nadine sass stumm am Tisch. Ferrari spürte förmlich, dass sie Helmers am liebsten an die Gurgel gegangen wäre. Und ihm vermutlich auch.
«Richtig ist, dass John von mir eine Tournee durch die USA erwartete. Ich versuchte ihm klar zu machen, dass dies nicht von einem Tag auf den anderen geht. Europa ist nicht Amerika. Amerikanische Stars fassen sehr schnell in Europa Fuss. Europäische hingegen nur selten in Amerika. Sogar Superstars wie Robbie Williams kommen in den USA nicht voran, obwohl sie hier in Europa jedes Stadion füllen. Aber erklären Sie das einmal jemandem, der auf einem Höhenflug ist. Es war hoffnungslos.»
«John drohte Ihnen, auszusteigen», Nadine war zurück im Geschäft.
«Auch das ist richtig. Ich habe ihm gesagt, dass ich mein Möglichstes tun werde, um eine Tournee in Amerika mit einem befreundeten Agenten auf die Beine zu stellen, und dass ich gegen ihn prozessiere, sollte er vertragsbrüchig werden. Das schien er zu verstehen.»
«Wann war das?»
«Vor drei Wochen. Unmittelbar nach dem unglücklichen Konzert in Frankfurt. Davon haben Sie sicher schon gehört.»
«Ja, das haben wir. Welche unserer Informationen stimmen nicht?»
«Piet hat mit mir nie über eine Solokarriere gesprochen.»
Nadine und der Kommissär tauschten unbemerkt Blicke aus.
«Und das mit Ihren Finanzen stimmt natürlich auch nicht», Nadine verfiel bereits wieder in ihren zynischen Ton.
«Doch, da sind Sie wirklich gut informiert. Gratuliere! Das Bankgeheimnis ist auch nicht mehr das, was es einmal war. Ich bin pleite. Mehr noch, ich bin hoch verschuldet. Jeder Franken, den ich von den Devils einnehme, geht direkt an die Banken.»
«Aber Sie haben doch Millionen verdient, Herr Helmers. Wie ist es dazu gekommen?»
«Tja, Herr Kommissär. Das alte Lied. Ich wollte noch mehr. Sie haben doch sicher von Ludwig Otto gehört?»
«Dem Finanzspekulanten?»
«Ich bin eines seiner Opfer. Ein sehr ausgeklügeltes System, das der Mann aufgebaut hat. Zuerst legt man bei ihm eine sechsstellige Summe an. Darunter geht nichts. Ende Jahr erhält man auch prompt die
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