Requiem für einen Rockstar (German Edition)
Lachhaft ist das. Wir kennen uns ja kaum. Ja, gut, ich war aufgewühlt, emotional berührt und habe aus dieser Gefühlsanwandlung heraus zugesagt. Wie hätte ich Margrith Gruber auch etwas abschlagen können? Selber schuld, Weichei. In der Tasche vibrierte sein Handy. Nadine, bestimmt will sie wissen, wo ich bin.
«Nein, ich bin bereits wieder in der Stadt. Ich sitze im Café Bücheli.»
Zehn Minuten später sass sie bei ihm.
«Wie ist Piets Mutter?»
«Eine liebenswürdige Frau. Sie wohnt in einem schönen Haus mit wunderbarer Sicht ins Leimental. Ihre Krankheit trägt sie mit Fassung. Bewundernswert. … Sonst war nichts.»
«Ich glaube dir kein Wort.»
«Gut! Sie hat mich gebeten, auf Piet zu achten, wenn sie nicht mehr da ist.»
«Und?»
«Ich habe es ihr versprochen. … Ja, ja, lach nur. Sitz du mal einer todkranken Frau gegenüber, die dich um etwas bittet. Dann schmilzt du auch wie Butter in der Sonne. Piet wird das Angebot sowieso nicht annehmen. Du kannst dich ja um ihn kümmern.»
«Ich?»
«Sitzt hier sonst noch jemand? Du bist ja im ‹Hirschi› beinahe in ihn hineingekrochen. Also, mach dich gefälligst an ihn ran.»
«Ha! Das ist wieder einmal eine feine Art, die eigenen Probleme auf andere abzuwälzen. Nein, nein, mein Lieber, diese Suppe hast du dir selbst eingebrockt. Löffle sie also auch selber aus.»
«Entschuldigung … war nicht so gemeint. Ich könnte mich ohrfeigen für meine Feigheit. Ich hätte ihr sagen müssen, dass ich das nicht kann.»
Nadine schüttelte den Kopf.
«Man kann dich nirgends allein hinlassen. Wie geht es jetzt mit unserem Fall weiter?»
«Ich bin deiner Meinung. Die Helmers haben John umgebracht oder umbringen lassen. Bevor wir sie aber weiter in die Mangel nehmen, müssen wir mehr Informationen sammeln. Wir müssen alles über sie herauskriegen. Sobald wir konkret etwas in der Hand haben, schlagen wir zu. Zum jetzigen Zeitpunkt würde uns Borer nur auslachen. Die wenigen Indizien reichen nicht für einen Haftbefehl. Weder für Hanno Helmers noch für seine Frau.»
«Wir könnten über deinen Bankdirektor den Druck auf Hanno verstärken. Ein Tipp und seine Urkundenfälschung fliegt auf.»
«Diesen Joker sollten wir noch in der Hinterhand behalten. Was ist eigentlich mit Christine und Mark? Mit Christine haben wir noch gar nicht gesprochen. Und Mark ist bisher auch kein Brunnen der Erkenntnis gewesen.»
«Wie philosophisch! Ich kümmere mich um die beiden. Und du?»
«Ich fahre nochmals ins Gundeli und unterhalte mich mit Lukas Egloff. Der kennt Ina Helmers am besten. Vielleicht schaut da noch etwas mehr raus.»
«Viel Spass! Diesen kultivierten Mann überlasse ich dir gern», kicherte Nadine und winkte fröhlich.
Es dauerte über eine Stunde, bis Nadine Mark auf dem Handy erreichen konnte. Die Zwischenzeit nutzte sie, um übers Internet so viel wie möglich über die beiden in Erfahrung zu bringen. Marks Weg war von kleinen Skandalen gepflastert. Aber eben, nur von kleinen. Hauptsächlich Affären während den Tourneen, aber auch in Basel, um die Langeweile zu vertreiben. Mark war der Jüngste des Quartetts und gleichzeitig mit Alf zur Band gestossen. Eher durch Zufall, weil der Favorit von John und Piet den Sprung zum Profimusiker nicht gewagt hatte. Christine war ein vollkommen unbeschriebenes Blatt. Es gab nur ganz wenige Hinweise über sie. Eigentlich nur dann, wenn Mark wieder einmal über die Strenge geschlagen hatte. Die Medien titulierten sie als die beschränkte, betrogene Freundin, meistens mit der Frage verbunden, wie lange sie Marks Eskapaden noch mitmachen würde.
Nadine traf Christine und Mark in der «Harmonie» auf der Lyss.
«Wir waren im Spital», erklärte Christine.
«Bist du krank?»
«Nein. Wir haben eine Freundin besucht, die ein Baby bekommen hat. Das war total schön. Ein Mädchen. Ich durfte es sogar halten. Superschön.»
Mark verzog das Gesicht.
«Hör auf, Mark! Du weisst, dass ich auch ein Baby will.»
«Können wir das Thema wechseln, Chrissi?»
«Immer weichst du aus, wenn es ums Kinderkriegen geht. Du bist und bleibst ein Feigling.»
Mark lachte.
«Schon gut, Chrissi, wir besprechen das in Ruhe heute Abend.»
«Vom Reden gibts keine Babys!»
Nadine hörte interessiert zu und schmunzelte.
«Tja, da hat sie recht, Mark. Es sollte doch für dich ein Leichtes sein, ein Baby zu machen. Bei deinem Ruf.»
«Ein noch schlechteres Thema», stöhnte er.
«Dann wollen wir das Thema schleunigst wechseln. Was ich
Weitere Kostenlose Bücher