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Requiem: Roman (German Edition)

Requiem: Roman (German Edition)

Titel: Requiem: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin McNamee
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fortgesetzt. McCrink stand im Hintergrund des Raumes.
    Mervyn Graham war der Erste, der hereingebracht wurde. Er drehte sich eine Zigarette mit Golden Virginia-Tabak aus einer Blechdose, wobei er eine Maschine verwendete. Er bestätigte, dass er Robert eine Lehre als Schuhmacher angeboten hatte. Er hätte demnächst damit anfangen sollen.
    »McGladdery ist es nie im Leben gewesen.«
    »Warum sagen Sie das?«
    »Weil er nicht dazu fähig ist.«
    »Jeder ist fähig dazu.«
    »Nicht der Geck!«
    »Die ganze Stadt hat mitbekommen, wie er den harten Kerl gespielt hat.«
    »Spielen ist nicht das Gleiche wie sein.«
    »Was macht Sie so sicher bei der Einschätzung von anderen?«
    »Ich war im Krieg. Hab genug Männer sterben sehen. Und was den Richter angeht, ich hab gehört, Richter Curran übernimmt den Fall.«
    »Die Entscheidung liegt bei der zuständigen Behörde.«
    »Wer’s glaubt. Wenn Curran den Fall will, kriegt er ihn auch. Und ich glaube, er will ihn.«
    »Vielleicht wird er ja für befangen erklärt.«
    »Das hätte schon vor vielen Jahren passieren müssen. Der Typ ist der verkörperte Ehrgeiz.«
    »Der Prozess wird nach der Beweislage geführt.«
    »Wenn Richter Curran auf der Bank Platz nimmt, bedeutet das für McGladdery den Strick.«
    »Was hat McGladdery in jener Nacht angehabt?«, fragte Johnston.
    »Das weiß ich nicht. Ich war nicht dabei.«
    »Sie haben doch Augen im Kopf. Besitzt McGladdery einen hellblauen Anzug?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Der nächste Zeuge war ein kleiner Mann namens Donaldson, der ein weißes, bis zum Kragen zugeknöpftes Hemd trug, die Ärmel bis zu den Handgelenken heruntergerollt. Eine Seite seines Gesichtes war von einem Feuermal bedeckt.
    »Dieser McGladdery ist ein schlechter Kerl.«
    »Wieso sagen Sie so was?«, fragte Speers.
    »Weil er unehelich ist.«
    »Haben Sie das Mädchen gekannt?«
    »Ich hab weder sie noch sonst einen aus ihrer Sippe gekannt. Die hat bloß geerntet, was sie gesät hat.«
    »Was ist mit dem Jungen, der sie umgebracht hat?«, fragte Johnston.
    »Ein Instrument des Herrn.«
    »Schimpfen Sie selber von der Kanzel herab?«
    »Ich bin Laienprediger in der Kirche der Wiedergeborenen Christen, falls Sie das mit Ihrer Anspielung meinen«, sagte Donaldson.
    »Er will wissen«, präzisierte Johnston, »ob Sie sich selbst als Instrument des Herrn betrachten? Ich meine, würden Sie ernten, was in Form von neunzehnjährigen Mädchen gesät worden ist, die nach einem Tanz auf dem Heimweg sind? Sind Sie vielleicht nicht normal, Mr Donaldson?«
    »Sie zählen sich selber wohl nicht zu den Frommen, Sergeant«, sagte Donaldson.
    »Das Zählen überlasse ich Gott«, sagte Johnston, »so werden wenigstens keine Fehler gemacht.«
    »Womit verdienen Sie sich ihren Lebensunterhalt, Mr Donaldson?«, fragte Speers.
    »Ich repariere Autos, Lastwagen. Alles, was einen Motor hat.«
    »Es gefällt Ihnen, in Eingeweide vorzudringen, was?«, sagte Johnston.
    »Ist ehrliche Arbeit. Man macht das, was einem liegt. Mir liegen Motoren.«
    »Mir Diebe und Mörder«, sagte Johnston, »ich plage mich ab in den Weingärten der Verdorbenen. Haben Sie McGladdery auf dem Tanz gesehen?«
    »Ich hab gesehen, wie er mit dem toten Mädchen und mit anderen Mädchen getanzt hat.«
    »Was hatte er an?«
    »Kann mich nicht erinnern.«
    »Vielleicht einen hellen Anzug?«
    »Schon möglich.«
    »Heiland, wir sind im Reich Gottes gelandet«, sagte Johnston später, »im Königreich des Himmels.«
    »Was hat er bei einem Tanz verloren, wo er doch so gottesfürchtig ist?«, sagte Speers.
    »Die wollen auf alles ein Auge haben. Mit heraushängender Zunge, wenn man mich fragt«, sagte Johnston, »die verbotene Frucht. Wer ist der Nächste?«
    Das Mädchen hatte einen fettigen, blonden Pony, der ihre Augen beinahe bedeckte. Sie hielt den Kopf gesenkt, während sie redete. An den Händen hatte sie Dermatitis. Sie hieß Susan Hanna.
    »Was hat es bloß auf sich mit dieser Stadt, mit dieser Haut?«, fragte Speers.
    McCrink nahm an, dass es mit der feuchten Erde unter ihren Füßen zu tun hatte. Nachts durchzogen Dämpfe das Marschland. Man sah Leute mit Schuppenflechte, Ekzemen und allen möglichen Arten von Hautreizungen.
    »Sieht aus wie eine Stadt aus dem Mittelalter«, sagte Speers, »man stellt sich auf offene Wunden und Geschwüre ein.«
    »Was arbeiten Sie, Miss Hanna?«, fragte Speers.
    »Ich arbeite in der Färberei. An den Trögen.«
    McCrink sah sich noch einmal die Hände des Mädchens an. Man

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