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Requiem: Roman (German Edition)

Requiem: Roman (German Edition)

Titel: Requiem: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin McNamee
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erinnerte sich, wie er die Ermordung von dessen Tochter mit Mervyn besprochen hatte und wie Mervyn ihm gesagt hatte, dass ein Mann, der eines solchen Mordes fähig sei, an den Galgen gehöre. Ihm fiel auf, dass Richter Curran nicht in seine Richtung blickte. Als er in jener Nacht in die Crumlin Road zurückgebracht wurde, erzählte er Hughes, er denke, der Richter führe den Fall fair.
    »Er ist der gleiche Typ Mann, wie ich es bin«, sagte er, »alle anderen Kronanwälte sehen ganz schön ungepflegt aus. An Richter Curran ist alles perfekt. Bei dem sitzt die Robe. Da gibt es keine einzige Falte. Einen hellen Kopf hat er und ist dabei höflich mit allen, egal ob Anwalt oder Putzfrau. Und gerecht, wie’s nur geht, ist er auch. Ein bisschen dröge, aber gerecht.«
    McCrink hatte von der Tribüne beobachtet, dass der Richter höflich und pingelig gerecht war. Genau wie Brown kam er zu dem Schluss, dass es Curran weniger um Rechtschaffenheit ging als darum, alle Wege für einen Einspruch zu versperren.
    Die Nachmittagsverhandlungen befassten sich mit den Vorkommnissen in der Nacht des 28. Januar. Man war sich einig, dass Pearl um 22 Uhr 30 mit Ronnie Whitcroft und dass Robert McGladdery um 23 Uhr 30 mit Will Copeland eingetroffen war. Es war unbestritten, dass Pearl zwei oder drei Mal mit McGladdery getanzt hatte und dass sie um 2 Uhr 15 nach »kurzem Gespräch« mit Joseph Clydesdale zusammen mit zwei Männern und drei Frauen in einem Auto weggefahren war.
    Das Gericht tagte bis um 16 Uhr 30, und Richter Curran erklärte, dass man sich am folgenden Tag ausführlich mit den Geschehnissen der Nacht befassen werde. Margaret wartete vor dem Gericht auf McCrink, er stieg in ihren Renault.
    »Du kümmerst dich gar nicht darum, wer dich sehen könnte?«, fragte er.
    »Es wissen doch ohnehin alle.«
    »Ich bin immer noch verheiratet.«
    »Auch das wissen alle.«
    Sie fuhren zurück nach Newry. Es war der erste kalte Tag des Jahres, Hagelböen wurden durch die Kluft der Berge getrieben, die die Grenze zum Süden markierten. Sie fuhren ins Stadtzentrum von Newry und über die Quais, wo sich Dockarbeiter mit Kohlesäcken auf den Schultern gegen den Graupel stemmten und durchnässte Zigeunerkinder von Hand verschüttete Kohle aufsammelten. Der Rauch ihrer vom Regen gedämpften Feuer wand sich durch die Dunkelheit und verwandelte die Szene in ein Bild, das von schwerer Arbeit und alten Zeiten einer in Dunkelheit gehüllten Stadt erzählte.
    »Wir könnten genauso gut im Mittelalter sein«, sagte Margaret.
    »Das Gefühl hab ich im Gerichtssaal auch. Irgendetwas stimmt an der Sache nicht.«
    »Soll es die Stadt auf ihre Art regeln«, sagte sie.
    »Auch wenn McGladdery unschuldig ist?«
    »Du bist ein mutiger Junge, in diese Stadt zu kommen und von Unschuld zu reden.«
    »Und wenn McGladdery unschuldig ist«, sagte er, »und der Richter schuldig?«
    Zurück in ihrer Wohnung, wollte sie wissen, ob er schon einmal gesehen habe, wie ein Mann gehängt wurde. Sie drängte ihn, Einzelheiten sowie das Verhalten des verurteilten Mannes zu beschreiben. Sie stellte sich den Mann bleich und wie nicht von dieser Welt vor.
    »Man sagt, dass Hinrichtungen Frauen erregen. Stimmt das? Dass es euch erregt?«
    Ihr ausführliches, zynisches Gerede. »Sich erregen.« Als wäre es eine Entwicklung, die man durchlief. Sie führte ihn ins Schlafzimmer und legte sich aufs Bett. Sie stöhnte und rieb sich an seinem Körper, als versuche sie, sich von einem alten Schmerz zu befreien.
    *
    Dienstag, 10. Oktober. Das Geschworenengericht in Downpatrick unter dem Vorsitz von Richter Curran trat um 10 Uhr wieder zusammen. Die Anklage ließ den schmutzigen beigen kurzen Mantel, der zusammen mit anderen Kleidungsstücken in der Sickergrube gefunden worden war, als Beweismittel gelten. Während der Verhandlung lag der Mantel auf einem Tisch direkt vor Richter Curran, starr vom tiefsitzenden Dreck der Grube, in der er gelegen hatte. Die Blicke der Geschworenen waren auf den Mantel gerichtet. Sie hatten das Gefühl, dass sich etwas unvorstellbar Böses in jenem stinkenden Kleidungsstück draußen herumgetrieben und sich in jener Januarnacht Luft gemacht hatte. Die Anklage präsentierte auch den dunklen Anzug, den Robert getragen hatte, wie er behauptete. Sie riefen dreizehn Zeugen in den Zeugenstand, die bescheinigen sollten, was Robert in jener Nacht getragen hatte.
    Maud Wilson, die Frau des Hausmeisters der Henry Thompson Gedenkhalle, sagte aus, dass Robert einen

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