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Requiem: Roman (German Edition)

Requiem: Roman (German Edition)

Titel: Requiem: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin McNamee
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beleuchteten Ortes herum. Dies war der Teil der Nacht, der am schwierigsten in Erinnerung zu rufen war, die Halle des Oranier-Ordens in ihrem Rücken, über ihnen das ziegelrote gotische Gebäude. Paare hatten sich gefunden und gingen weg. Es wurde kaum geredet. Die ganze Arbeit war bereits drinnen erledigt worden, die verschämten Blicke, die Täuschungsmanöver. Jetzt war der Tauschhandel in vollem Gange, Brunst lag in der Luft. Sie hatten das Ziel der Nacht erreicht, das wollüstige Wesentliche, standen in Reihen an der Rückwand der Halle. Die Titte. Der Busch. Die Möse. Ronnie wurde von McKnight, der mit dem Rücken am Zaun des Kriegerdenkmals lehnte, an sich gezogen. Sie blickte zu dem bronzenen Infanteristen auf dem Sockel hoch, das Bajonett gezogen, als führe er vielleicht eine Armee der Nacht an.
    »Wo war Pearl zu diesem Zeitpunkt?«
    »Pearl ging mit Joseph Clydesdale die Church Avenue hoch.«
    »War er ihr Freund?«
    »Pearl hatte keinen festen Freund, aber es würde was fehlen, wenn man an einem Samstagabend keinen Macker hat.«
    Einen Macker. Ronnie glitt in den Jargon der Hafenstadt, die Gaunersprache, den Slang.
    Spears und Johnston hatten Clydesdale ausführlich dazu befragt. Clydesdale konnte nicht sagen, was ihn geritten hatte, Pearl um den Spaziergang auf der Church Avenue zu bitten, und war davon ausgegangen, sie würde sich weigern. Aber sie war mit ihm mitgegangen und hatte ihn ruhig begleitet. Clydesdale waren ihr Make-up und ihr Kleid aufgefallen, die sie orientalisch aussehen ließen, eine Gestalt aus vergangenen Zeiten, die man mit wilder Ehe und anderen Diensten in Verbindung brachte.
    »Ich hab nicht gewagt, sie anzufassen, als wir da waren«, sagte er, »ich hab ihr einen Kuss auf den Mund gegeben, mehr hab ich mich nicht getraut.«
    Ein Rückzug. Ein Sich-am-Riemen-Reißen. Clydesdale sagte aus, dass es gewirkt habe, als wäre sie gar nicht mehr anwesend gewesen.
    »Sie hat gar nichts mehr zu mir gesagt«, sagte er, als hätte sich ein Schweigen wie die Nacht auf sie gesenkt, eine Stille, die aus den geschichtsträchtigen Eichen und den unbeleuchteten Zufahrten zur Hauptstraße kroch.
    Nach fünfzehn Minuten kamen Pearl und Clydesdale wieder die Church Avenue herunter. Clydesdale ging zu seinen Freunden zurück. Ronnie hatte für sich und Pearl eine Mitfahrgelegenheit mit zwei Männern aus dem Ort gefunden, Billy Morton und Derek Chambers. Auch Pearls Cousine Evelyn Gamble und Rae Boyd setzten sich zu ihnen in Mortons Ford. Chambers und Morton saßen vorn, die vier Mädchen zwängten sich auf die Rückbank. Es gab die üblichen Neckereien, wie jede Samstagnacht. Ronnie wurde gehänselt, weil ihre Haut vom Bart gerötet war, Pearl presste sich an die Innenseite des Autos, und starrte aus dem Fenster. Chambers fuhr vorsichtig, hielt auf der ungesalzten Straße Ausschau nach Blitzeis und musste wieder und wieder schalten, während sie Richtung Damolly Cross hochfuhren und sich die anderen Tänzer in der Nacht verloren.
    »Was geschah dann?«
    »Pearls Haus lag am nächsten. Wir ließen sie am Damolly Cross raus. Das war das letzte Mal, dass wir sie gesehen haben.«
    Ronnie verstummte. Es gab keinen Grund, noch etwas hinzuzufügen. Sie hatte die Geschichte von Pearls letzten Momenten oft genug erzählt, um zu wissen, dass es besser war, auf Ausschmückungen zu verzichten. Ihr Bericht war knapp und knochentrocken.
    Ronnie wurde von Brown ins Kreuzverhör genommen. Der Kronanwalt hatte nur eine einzige Frage.
    »Sind Sie auf der Damolly Lane einem anderen Auto begegnet?«
    »Sind wir. Am Damolly Hill kreuzten wir ein Auto, direkt in der Kurve.«
    Die Anklage rief die anderen Fahrgäste des Autos in den Zeugenstand. Keiner von ihnen erinnerte sich daran, beim Damolly Hill ein anderes Auto gekreuzt zu haben.
    *
    Robert und Will Copeland fehlen in der Szene vor der Halle. In der Verhandlung würde Robert dann aussagen, dass er auf Joan Donergan,
     die hübsche Dunkelhaarige, das Mädchen, mit dem er sechs Mal getanzt hatte, gewartet habe. Als sie aber nicht auftauchte, sei er nach Hause gegangen. Der
     Hausmeister Wilson sagte aus, dass er gesehen habe, wie McGladdery die Halle um 2 Uhr morgens verlassen habe. Robert bestand darauf, dass er um 2 Uhr 15
     noch immer dort gewesen sei, was bedeutete, dass er nicht genügend Zeit gehabt hätte, um zum Damolly Cross zu gelangen und Pearl zu überfallen. Wo sich
     Will Copeland aufgehalten hatte, wurde nicht festgestellt.

Zwanzig
    W ährend des

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