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Requiem

Requiem

Titel: Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Kruse
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Sie, dass Frank dort oben ist?«, fragte Anne skeptisch. Wie hätte der Geiger ihren Freund dort unbemerkt hinaufschaffen können? Doch vielleicht gab es von der Tiefgarage einen direkten Zugang zum Fahrstuhl.
    »Ich weiß es wirklich nicht, Frau Kamlin. Und wir haben keine Möglichkeit, das vorher herauszubekommen. Deshalb treffen wir für den Sturm auf die Wohnung alle Vorsichtsmaßnahmen, um das Leben einer Geisel zu schützen.«
    »Und wenn er doch woanders gefangengehalten wird?«
    »Dann kriegen wir seinen Aufenthaltsort bestimmt bald aus Karim heraus«, sagte Arnold zuversichtlich.
    Sie gingen an den Hausaufgängen vorbei und kamen an der anderen Seite des Gebäudes wieder auf das Trottoir zurück. Der Soko-Leiter hatte genug gesehen. Gemeinsam überquerten sie wieder die Fahrbahn und bogen in die Carl-von-Linde-Straße ein, wo die Limousine auf sie wartete. Die beiden stiegen ein, und während Anne Ekki erzählte, was sie ausgekundschaftet hatten, gab Arnold den Einsatzbefehl. Er orderte zwei Fahrzeuge in den zweiten Hinterhof, zwei ans untere Ende der Senefelder Straße, zwei direkt vor den Wohnblock, wo noch Parkbuchten frei waren, eines an die große Kreuzung und das Fahrzeug mit den Scharfschützen zu sich ans Einkaufszentrum. Die Anfahrt sollte gestaffelt erfolgen, die zivilen PKW durften über die Bayreuther Straße anrücken, die Streifenwagen mussten ihren Einsatzort auf Umwegen erreichen. Zwei Minuten später hielt der Wagen der Präzisionsschützengruppe mit den beiden Scharfschützen neben dem Auto, in dem Anne und ihre Begleiter saßen. Den einen schickte der Soko-Leiter zusammen mit einem Polizisten hoch in das beigefarbene Haus mit der Hausnummer 68, der andere sollte sich auf dem Flachdach des roten Hauses hinter der Tankstelle postieren. Danach startete der Fahrer den Motor, wendete den Wagen und bog rechts in die Bayreuther Straße ein. Wegen des bewachsenen Mittelstreifens mussten sie mehrere hundert Meter stadtauswärts fahren, ehe sie am Leipziger Platz die Möglichkeit zu einer 180-Grad-Kehre hatten. Sie sausten auf der richtigen Seite zurück und zweigten schließlich hinterm Wohnhaus rechts ab. Die Limousine rollte langsam durch den Torbogen und stoppte im zweiten Hinterhof. In der Dunkelheit standen acht schwerbewaffnete Polizisten der Spezialeinsatzgruppe bereit. Arnold wies Anne und den Justizsprecher an, während der kompletten Operation im Auto sitzen zu bleiben, und stieg mit seinem Assistenten aus. Nach einer kurzen Lagebesprechung und nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass alle auf ihrem Posten waren, erging der Befehl zum Angriff. Acht weitere Männer der SEG rückten zu Fuß von der Senefelder Straße aus an, näherten sich im toten Winkel über die Bayreuther Straße und besetzten sämtliche Fluchtwege und Eingänge des Wohnblocks. Zeitgleich setzten sich die Polizisten auf dem Hinterhof in Bewegung und verschwanden einer nach dem anderen leise in der Tiefgarage.
    Der Soko-Leiter und der Fahrer kamen wieder in den Wagen zurück und verfolgten den Einsatz am Sprechfunkgerät.
    »Wir sind drin im Gebäude«, meldete sich nach kurzer Zeit der Anführer des Kommandos. »Meine Männer und ich gehen jetzt langsam das Treppenhaus hoch … Wir sind jetzt im Erdgeschoss … im ersten Stock …«
    Anne saß neben Ekki auf der Rückbank und hielt vor Spannung den Atem an. Hoffentlich war Frank dort oben. Hoffentlich lebte er. Hoffentlich ging alles gut.
    »…dritter Stock …vierter Stock. Wir sind da. Es ist die rechte Tür. Die Männer sind aufgestellt. Sind alle anderen soweit?«
    Der Soko-Leiter fragte reihum. »Spezialeinsatzgruppe Zwei?«
    »Alles klar. Sämtliche Ausgänge sind besetzt.«
    »Präzisionsschütze Eins?«
    »Ich habe die Wohnung im Visier. Es ist alles dunkel.«
    »Schütze Zwei?«
    »Ich bin in Position.«
    »Gut.« Arnold nickte der Journalistin ermutigend zu. »An alle Einsatzkräfte: Zugriff!«
    Anne sendete ein Stoßgebet gen Himmel. Sie lauschten und hörten es krachen, wie wenn eine Tür aufgebrochen würde. Dann folgten hektische Momente, mehrmals schnappten sie den Ruf »Hände hoch, Polizei!« auf. Schüsse wurden keine laut.
    Ekki schob Annes Hand von seinem Oberschenkel. »Wenn du noch fester zukneifst, bekomme ich einen blauen Fleck«, sagte er.
    »Oh, entschuldige, ich habe das gar nicht gemerkt.«
    »Aber ich«, stöhnte Ertl.
    Oben in der Wohnung wurde es jetzt ruhiger. Es knackte im Sprechfunkgerät. »Der Vogel ist ausgeflogen«, meldete

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