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Requiem

Requiem

Titel: Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Kruse
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    »Wenn Sie bitte fortfahren würden, Herr Beaufort«, schaltete sich der Soko-Leiter ein. »Und vielleicht geht es diesmal ohne Unterbrechungen.« Er wechselte einen vielsagenden Blick mit der Journalistin und dem Justizsprecher, die rechts und links von Beaufort saßen.
    Dann setzte der Hobbydetektiv seine Schilderungen fort, und diesmal waren alle ganz still. Er berichtete von seinem Knockout durch die Tropfen und seinem Erwachen im düsteren, kalten Verlies. Anne schmiegte sich eng an seine Seite. Seine strategischen Überlegungen ließ er aus, beschrieb aber ausführlich die Begegnung mit dem Mörder. Er endete mit dem Angriff der SEG, dem Tod des Serientäters und seiner Befreiung.
    Eine Zeit lang herrschte betretenes Schweigen, nur das Klackern der Computertastatur war zu hören. Schließlich brach Beaufort es selbst.
    »Ich würde zu gern erfahren, wie ihr mich überhaupt gefunden habt? Ich hatte schon Angst, dass ich da einsam verschmachten müsste. Habt ihr einen Zeugen aufgetan, der uns an der Kongresshalle beobachtet hat?«
    Jetzt war es an Anne und Ekki zu berichten. Diesmal waren sie disziplinierter und wechselten einander in den Schilderungen ab. Als sie beim Polizeipräsidium und der Entdeckung von Tariq Karim als Hauptverdächtigem ankamen, war es Beaufort, der sie unterbrach und alles genau wissen wollte. Denn er hatte sich die Zusammenhänge nur aus seinen Überlegungen und den Äußerungen des Mörders zusammenreimen können. Der Soko-Leiter schaltete sich ein, gab ihm die nötigen Informationen und berichtete dann selbst von dem Sturm auf Karims Wohnung. Dabei hob er Annes Rolle beim Auskundschaften und Ekkis zündenden Gedanken von der Kongresshalle als Tatort hervor.
    »Aber wie habt ihr mich entdeckt? In der Kongresshalle gibt es mehrere hundert Räume und Keller. Es muss Stunden dauern, jeden einzelnen zu kontrollieren.«
    »Wir haben da angefangen, wo Karims Auto stand und wo es am wahrscheinlichsten war: hier im linken Kopfbau der Kongresshalle, bei den Symphonikern«, antwortete der Soko-Leiter. »Dabei mussten wir äußerst leise und vorsichtig vorgehen, da wir ja wussten, dass Karim vermutlich bei Ihnen war. Bis unters Dach haben wir hier alle Räume durchgekämmt, aber Sie waren nicht zu entdecken.«
    »Und dann?«
    »Haben wir in der unmittelbaren Nachbarschaft weitergemacht und Glück gehabt. Gleich das zweite Portal im Wandelgang ließ sich öffnen. Dann mussten meine Männer nur noch an etwa 30 Türen lauschen, bis wir Sie aufgespürt hatten.«
    »Warum hat er bloß die Außentür nicht hinter sich abgesperrt? Der Mörder ist doch sonst so dezidiert vorgegangen. Merkwürdig, dass ihm derselbe Fehler gleich zweimal unterlaufen ist.«
    Der Soko-Leiter zog einen Mundwinkel hoch, was sein ganzes Gesicht leicht schief aussehen ließ. »Karim hat es nicht vergessen. Der Schlüssel ist ihm im Schloss abgebrochen. Sein Nachschlüssel war aus einer ziemlich spröden Legierung angefertigt. Wahrscheinlich ist es vorhin passiert, bevor er zu Ihnen ins Verlies kam.«
    Beaufort dachte nach. »Wer sagt Ihnen, dass es sich nicht schon ereignet hat, als er sich vor mir versteckte?«
    »Er hat sich nicht versteckt. Sie waren der einzige Zeuge, der ihn identifizieren konnte. Karim musste Sie in eine Falle locken und dann umbringen, wenn er nicht auffliegen wollte.«
    »Und warum hat er es nicht gleich getan?«
    »Keine Ahnung. Wer weiß schon, was in so einem kranken Hirn vorgeht?«, schnaubte Arnold.
    »Ich bin aber kein Neonazi. Ich passe nicht in sein Beuteschema.« Beaufort nahm nachdenklich einen Schluck Tee.
    »Haben Sie vergessen, dass er Sie erstechen wollte? Wir haben Ihnen gerade noch rechtzeitig das Leben gerettet.«
    »Dafür bin ich Ihnen auch allen sehr dankbar. Aber er hätte mich nicht getötet«, sagte Beaufort leise. »Er wusste, dass es aus war für ihn.«
    »Ein klassischer Fall von Stockholm-Syndrom«, sagte der Soko-Leiter und drehte sich zu seinem Mitarbeiter am Computer um. »Nehmen Sie das mit auf ins Protokoll, ja?« Dann wandte er sich wieder Beaufort zu. »Sie sollten, wenn Sie sich ausgeschlafen haben, einen Termin bei einem Psychotherapeuten vereinbaren. So eine Entführung steckt man nicht so einfach weg. Dieser Mann war ein gemeingefährlicher Wahnsinniger.«
    Anne und Ekki machten ratlose, betroffene Gesichter über diesen unerwarteten Verlauf des Gesprächs.
    »Wenn Sie mit Stockholm-Syndrom andeuten wollen, dass ich eine verquere Sympathie für meinen

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