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Requiem

Requiem

Titel: Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Kruse
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Zu seinen Füßen, zehn Meter unter ihm, parkten ebenfalls Einsatzfahrzeuge. Ein Krankenwagen war hell erleuchtet. Zwischen den geöffneten Hecktüren saßen Anne und Ekki einträchtig nebeneinander. Der Justizsprecher hatte tröstend den Arm um die Journalistin gelegt und sprach ruhig auf sie ein. Beaufort ließ seine Hände auf dem Geländer ruhen und schaute sich dieses ungewohnte Bild der Eintracht in aller Ruhe an. Es sah ganz so aus, als hätten seine Herzallerliebste und sein bester Freund endlich Frieden miteinander geschlossen. Ob Anne seinen Blick gespürt hatte? Jedenfalls sah sie plötzlich auf und erkannte ihn sofort. »Frank!«, schrie sie und rannte los. Sie schlüpfte unter dem rotweißen Absperrband hindurch und lief die Treppe hoch, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Oben angekommen, wollte sie sich in seine Arme werfen, bremste aber kurz vorher ab, in der Sorge, sie könnte ihm wehtun. Einen Meter vor ihm blieb sie zögernd stehen und sah in mit ihren Mokkaaugen besorgt an.
    »Bist du verletzt? Geht es dir gut?«
    »Alles okay. Wie hat denn der Club gespielt?«
    »1:0 gewonnen«, erwiderte sie automatisch. Dann erst merkte Anne, was er da gerade gefragt hatte. »Das willst du doch gar nicht wissen, Frank«, schimpfte sie. »Du bist echt ein vollkommener Idiot.«
    »Niemand ist vollkommen«, antwortete er grinsend.
    Da fiel mit einem Mal die ganze Anspannung dieser Nacht von ihr ab. Wasser schoss ihr in die Augen, und mit einem Schluchzer warf sie sich ihm an den Hals. »Ich habe solche Angst um dich gehabt«, heulte sie und drückte ihr tränennasses Gesicht an seines, »und du machst schon wieder Witze. Ich hab’ dich so vermisst.«
    »Ich dich auch«, murmelte er und zog sie ganz fest an sich. »Ich dich auch.« Und dann weinten sie gemeinsam.
     
    *
     
    »Ihr müsst mich nicht wie ein rohes Ei behandeln.«
    Beaufort saß in die Decke eingemummt auf einem alten Sofa, Anne schob ihm eine Wärmflasche unter die Füße, und Ekki reichte ihm einen Becher heißen Tee. Auch der Soko-Leiter und zwei seiner Mitarbeiter waren in dem Aufenthaltsraum der Nürnberger Symphoniker anwesend. Einer von ihnen tippte Gesprächsnotizen in seinen Laptop, was ihm aber ziemliche Mühen bereitete. Nicht, dass er nicht gut tippen konnte, es lag einfach daran, dass die drei Freunde zu viel durcheinander redeten, sich ins Wort fielen, einander gestikulierend ergänzten, sich widersprachen, abschweiften, abbrachen, sich verhedderten, sich zwischendrin herzten, vor Erleichterung lachten und alle auf einmal und sofort die Erlebnisse des Anderen hören und gleichzeitig die eigenen berichten wollten. Schließlich wurde es Arnold bei aller Anteilnahme zu bunt. Er übernahm die Gesprächsführung und erteilte das Wort.
    Zuerst berichtete Beaufort über seine Erlebnisse im Stadion, angefangen bei der Begegnung mit dem betrunkenen Tronka bis hin zur Verfolgung des Mörders quer über das Gelände. Als er erzählte, wie er den schon verloren geglaubten Täter auf dem Volkfest erneut aufgespürt und ihm wieder nachgesetzt hatte, konnte Anne sich nicht länger zurückhalten.
    »Warum hast du denn keine Hilfe geholt?«, wandte sie ein. »Musstest du diesen gefährlichen Mann ganz allein verfolgen? Ich begreife das nicht.«
    »Das habe ich mich auch schon gefragt, als ich im Dunkeln festsaß. Es war wohl so eine Art Jagdfieber. Seit 14 Tagen sind wir diesem Mörder auf der Spur, und dann bringt er quasi vor meinen Augen wieder jemanden um. Ich musste ihm einfach hinterher, da konnte ich nicht noch lange überlegen.«
    »Du hattest nicht mal eine Waffe bei dir, Frank. Wie hast du dir seine Festnahme denn vorgestellt? Hast du gedacht, es reicht, zu sagen: Das Spiel ist aus, und dann folgt er dir willig? Ihr Männer habt doch alle zu viel Testosteron im Blut.« Anne schnaufte wütend. Sie mochte nicht daran denken, dass das alles auch ganz anders hätte enden können.
    »Das mit dem Testosteron ist gar nicht so abwegig«, meldete sich Ertl zu Wort. »Ich habe neulich erst in einem Juristenfachblatt gelesen, dass bei Männern mit dem Testosteronpegel auch die Risikobereitschaft steigt. Die Frauen jedoch sind gegen diesen Effekt immun. Das war total interessant. Also, schwedische Forscher haben Männer und Frauen männliche Hormone schlucken lassen, und ihr glaubt es nicht …«
    »Ekki!«, tönte es gleichzeitig tadelnd von Anne und Frank.
    »Ist ja schon gut«, zog sich der so Geschmähte zurück. »Ich kann euch den Artikel auch

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