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Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Titel: Rescue me - Ganz nah am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Koch
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werde, geht dich zwar nichts an, aber ich sage es dir trotzdem. Ich habe Mom dazu überredet, meinen College Fond zu plündern. Du kriegst das Geld, ich den Wagen.“
    Aus seiner hinteren Hosentasche zog er einen sorgfältig gefalteten Zettel und hielt ihn unter meine Nase. „Hier. Der Kaufvertrag. Unterschreib. Sie besteht darauf. Tu es, und du kriegst den Scheck gleich morgen nach der Schule.“
    Eilig grapschte ich nach dem Wisch. Kaufvertrag. Tausend Dollar, las ich. Verlockend.
    „Schlüssel steckt“, murmelte ich. Dann drehte ich mich auf dem Hacken um und verschwand wieder im Haus.
    In meinem Zimmer schmiss ich mich bäuchlings aufs Bett und vergrub den Kopf in den Kissen. Tausend Dollar. Zweihundert Mäuse Gewinn. Nicht schlecht! Jetzt konnte ich mir den teuren, aber auch wesentlich besseren Rennsitz besorgen. Den bloß mit Glasfaser verstärkten Sitz austauschen, der noch in der Viper eingebaut war.
    Einen Recaro. Vollcarbon. Wildlederbezug. 6-Punkt-Gurt. Dafür waren die tausend Dollar eine gute Investition.
    Ich rollte auf den Rücken und lauschte. Jeden Moment würde der Motor anspringen und Ryan endlich wieder aus meinem Leben verschwinden. So, wie er es schon einmal getan hatte. Keine große Sache.
    Doch unten in der Garage blieb es still. Der Motor schwieg.
    Nach einer Weile konnte ich die Warterei nicht mehr aushalten. Ich erhob mich wieder, stellte mich ans Fenster und sah hinaus. Ryan saß mitten auf der breiten Einfahrt in der prallen Sonne und starrte in die Garage hinein. Auf dem ungepflegten Rasen lag ein rostiges Damenrad, ich hatte es vorhin gar nicht bemerkt.
    „Wieso ist er immer noch hier?“ Ich seufzte. Konnte es mir nicht egal sein? Sollte er doch da unten in der Sonne verbrutzeln!
    „Geh doch runter und frag ihn.“ Dad tauchte auf.
    „Ich werde einen Teufel tun!“
    „Traust du dich nicht?“, stichelte mein Vater. Er schien seinen Spaß an dieser Situation zu haben.
    „Ich? Mich nicht trauen?“, entfuhr es mir. „Red’ nicht so ’n Scheiß!“
    Ich erstarrte. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Gespräche mit meinem Dad in der Nacht, unten in der Garage, waren das eine. Aber solche Gespräche am helllichten Tag, hier in meinem Zimmer, fielen wohl eher in die Rubrik ‚Verrückt‘. Aber ich war nicht verrückt. Ich rieb mir den Nacken. Sagten sie das nicht alle?
     
    Minuten vergingen. Ich beobachtete Ryan, der wiederum ließ den Wagen nicht aus den Augen.
    „Verdammt noch mal“, knurrte ich wütend. Wenn der da weiter in der Sonne rumhockte, würde er noch einen Sonnenstich kriegen, und dann würde ich mich doch um ihn kümmern müssen. „Das kann der aber glatt vergessen!“ Schon rannte ich nach unten.
    „Nimm Ryan was zu trinken mit“, rief Dad mir hinterher. „Er kann es brauchen.“
    Gegen meinen Willen machte ich in der Küche Halt und holte eine kleine Flasche Wasser. Dann lief ich nach draußen. Dicht vor Ryan blieb ich stehen und warf ihm die Flasche zu.
    „Was, verdammt noch mal, machst du noch hier? Versuchst du, den Mustang mit Willenskraft aus der Garage zu bekommen? Ich sagte doch, der Schlüssel steckt. Nimm die Karre und zieh Leine.“
    Ryan sah zu mir auf, hochrot und verschwitzt. Zuckte kläglich mit den Schultern, öffnete den Verschlussdeckel und trank durstig einen Schluck. Dann antwortete er: „Hab keine Fahrlizenz.“

 
Sieben
    Erleichtert räumte Ryan seinen Spind aus. Ferien. Endlich. Drei Monate Ruhe. Er schmiss die letzten zerknüllten Zettel in die Tasche, klemmte sich die Bildermappe unter den Arm und strebte nach draußen. Mom wartete schon am Tor, um ihn abzuholen. Am Sportplatz sah er Allan stehen. Seit ihrer unfreiwilligen Begegnung mit Tyler hatten die beiden ihn in Ruhe gelassen.
    A-Hörnchen Allan stand alleine in der Botanik und starrte bloß finster zu Ryan rüber. Einem unbestätigten Gerücht zufolge sollte B-Hörnchen Bobby vor vier Nächten verhaftet worden sein. Er sei bei Big Eddy eingebrochen, hieß es. Hätte eine Waffe dabeigehabt. Die Kids an der Schule behaupteten, es hätte sich um einen Aufnahmeritus in eine Gang gehandelt. Oder um den Versuch, den Safe zu knacken.
    Als die Alarmanlage losging, sei er weggelaufen, direkt vor die Motorhaube der Cops. Was für ein Blödmann. Als wenn es bei Big Eddy etwas Wertvolles zu stehlen gäbe. Ryan konnte es sich nicht vorstellen, dass sich Geld im Tresor befunden haben sollte. Jeder wusste, die Rostlauben, die da auf dem Gelände rumstanden, waren kaum etwas wert.
    Ryan

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