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Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Titel: Rescue me - Ganz nah am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Koch
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an.
    „Besser!“ Er nickte zufrieden. „Nun wiederhole, was du eben gesagt hast, und sieh mich dabei an“, befahl er. „Dann glaub’ ich es vielleicht.“
    „Du kannst den Wagen hier fertigmachen. Jetzt. In diesen Ferien.“

 
Acht
    Wenn Ryan geglaubt hatte, Tyler würde sich in irgendeiner Form an den Arbeiten am Mustang beteiligen, dann wurde er schnell eines Besseren belehrt. An jedem der nächsten drei Morgen, wenn er auf dem klapprigen Rad seiner Mom eintrudelte, waren die Jalousien noch heruntergelassen. Lag Tyler noch in seiner Kiste. Und kam dort auch vor Mittag nicht heraus. Und wenn er sich dann hier unten blicken ließ, dann flegelte er schweigend auf den Polstern rum, rauchte in einer Tour und starrte ihn an. Ryan hatte sich an den düsteren Anblick gewöhnt, vergaß sogar ab und zu, dass er nicht alleine war.
    Er hatte mit dem Aus- und Abbau der Teile an der Front des Wagens begonnen. Gerade baute er die restlichen Scheinwerfer aus, entfernte Kühlergrill und Blinker, beschriftete alles ordentlich und packte die Teile dann zu den anderen ins Regal. Gleichzeitig schrieb er eine Liste. Notierte, in welchem Zustand die Teile waren. Was ersetzt oder repariert werden musste.
    Jetzt verglich er alles mit den Ersatzteilen in seinen Schatzkisten. Und musste feststellen, dass mehr fehlte, als er in den Kartons gefunden hatte. Oder es waren Teile vorhanden, die er nicht benötigte. Mist. Er ließ sich aufs Sofa fallen und studierte seine Zettel. Was sollte er denn jetzt machen?
    Sein Dad hatte ständig nach Ersatzteilen Ausschau gehalten. Auf Garagenflohmärkten, auf Tauschbörsen, überall im County. Als Vertreter war er ganz schön rumgekommen. Doch wie sollte er da rankommen? Flohmärkte gab es hier zwar auch, auch den Kirchenbasar. Allerdings konnte er sich nicht vorstellen, dass die Damen vom Kirchenvorstand Ersatzteile für einen GT500 zwischen Häkeldeckchen und selbstgekochter Marmelade horteten.
    Nein. Es musste einen anderen Weg geben. Ob Tyler ihm helfen würde? Sollte er ihn fragen? John hatte ein riesiges Netzwerk von Leuten gehabt, die wie er aus dem Rennsport kamen oder an alten Wagen rumbastelten und es irgendwann mal Tyler überlassen, sich um die Organisation und Beschaffung der Teile zu kümmern. Er war Spezialist darin geworden, Dinge aufzutreiben. Den Preis runterzuhandeln.
    Ryan blies die Backen auf und ließ die Luft zischend entweichen. Tyler fragen. Ihn deswegen vielleicht in seinem Zimmer aufsuchen. Konnte er das wagen? Früher war das überhaupt kein Thema gewesen. Da wäre er einfach hochgegangen, hätte ihn um Hilfe gebeten und fertig.
    Doch jetzt?
    Was soll’s, dachte er. Er würde es versuchen. Mehr als dass er ihn anschwieg oder rausschmiss, konnte ja nicht passieren.
    Ryan sah nach oben, zur Decke. Über ihm befand sich Tylers Zimmer. Er war wach, Ryan hatte seine Schritte schon gehört. Manchmal schien es, als liefe er dort oben Runde um Runde.
    Bevor er es sich anders überlegen konnte, stiefelte er durch den langen Flur, lief die Treppe hoch und öffnete die Tür zu seinem Zimmer. Dunkelheit empfing ihn.
    „Tyler?“ Keine Antwort. Ryan betätigte den Lichtschalter.
    Schwarz war alles, was er sah.
    Das bisschen Licht, das diese – ihm fiel gar kein Wort dafür ein – diese Höhle erhellte, kam von einer nackten Glühbirne, die unter der Decke baumelte. Ryan zuckte zurück, denn es herrschte ein Gestank, da drehte sich ihm glatt der Magen um.
    Kalter Rauch. Alkohol. Vergammeltes Essen. Schweiß und andere Ausdünstungen. Er schnüffelte. Da war noch was.
    „Das darf doch nicht wahr sein, nimmst du etwa Drogen? Hier riecht es doch nach Marihuana!“ Mit zwei Fingern hielt er sich die Nase zu, eilte zum Fenster, wobei er über Klamotten, Pizzakartons und Flaschen stolperte.
    „Verdammt, was für ein Saustall!“ Ryan zog die Jalousien hoch und riss die Fenster weit auf. Hängte sich weit hinaus und sog die frische warme Luft ein. Dann drehte er sich wieder um.
    Es war erschütternd! Schockierend.
    Finsterstes, erdrückendes Schwarz. Überall. Die Wände. Die Decke. Die Möbel. Und mitten drin hockte Tyler, bekleidet mit einem verwaschenen Shirt irgendeiner Band und schwarzen Cargo Shorts. Er saß auf einem alten Sitzsack. Blinzelte ihn schläfrig an. Zog die Stöpsel seines MP3-Players aus den Ohren heraus und gähnte.
    „Du störst.“
    „Ich störe? Bei was? Dabei, wie du zusiehst, wie dir der Müll über den Kopf wuchert?“ Ryan nahm eine vermeintlich leere

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