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Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Titel: Rescue me - Ganz nah am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Koch
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grinste zufrieden und war für einen Moment versucht, Allan den Stinkefinger zu zeigen. Sein Kram flog hinten auf den Rücksitz des alten Hondas.
    „Mom, kannst du mich jetzt gleich zu Tyler bringen?“
    „Jetzt? Heute ist Ferienbeginn, ich dachte, wir gehen Eis essen, oder so. Ich muss erst heute Abend ins Büro.“ Sie lächelte ihn erwartungsvoll an, während sie langsam Richtung Innenstadt fuhr.
    Er versuchte, sich seine Enttäuschung nicht zu sehr anmerken zu lassen. „Oh. Ja. Klar, warum nicht. Eis essen. Gerne.“
    „Schon gut.“ Sie wuschelte ihm mal wieder durch die Locken. „Der Mustang ruft. Damit kann ich nicht mithalten.“
    „Oh, Mom! Sei nicht so!“, rief Ryan. Er hasste es, wenn sie so redete. „Ich mache dir ’nen Vorschlag: Wir holen ein Eis auf die Hand, und dann fährst du mich rüber, okay?
    So machten sie es dann auch, und er hatte ein nicht mehr ganz so schlechtes Gewissen ihr gegenüber. Schließlich würde seine Mom die meiste Zeit seiner Ferien im Büro sein. Sie konnte noch nicht sagen, ob sie überhaupt ein paar Tage gemeinsam verbringen würden.
    Bei Tyler angekommen, hing nur ein Zettel am Garagentor. Ist offen , hieß es da. Von Tyler selbst keine Spur. Er ließ sich also ein und sah sich in der Doppelgarage um. Nichts hatte sich verändert. Alles war so, wie er es in Erinnerung hatte.
    Es roch nach Öl. Nach Benzin. Mit einem Hauch Duftbaum Marke Lollipop. Oder Cherry Ice tea? Vor dem Regal, in dem alle möglichen Sprühdosen aufbewahrt wurden, stand der rot lackierte Werkstattwagen. In der verstaubten Glasvitrine neben der Durchgangstür zum Haus befanden sich ein paar der Rennsport-Trophäen, die John Lafferty einst errungen hatte. Sogar ihr altes Sofa gab es noch. Als Tyler und er noch klein waren, diente es ihnen als Rennwagen. Egal, ob es die NASCAR Nationswide Series waren, das Daytona International Speedway, oder gar das Indy 500 – mit ihrem Rennsofa gewannen sie sie alle.
    Team TyRy. So nannten sie sich damals. Tyler war schon neunzehn, also gut anderthalb Jahre älter, deswegen hatte er immer darauf bestanden, dass die Silbe ‚Ty‘ vorweg kam.
    Wie viele Stunden er schon in dieser Garage verbracht hatte. Fast sein ganzes Leben.
    Entweder waren sie zu viert, also beide Jungs und ihre Väter, oder er hing mit Tyler alleine hier rum. Später, als sie schon etwas älter waren. Immer gab es einen tollen Wagen, an dem geschraubt wurde. John hatte alte, unrestaurierte Fahrzeuge gekauft und diese wieder verkauft, wenn sie fertig aufgerüscht waren.
    Ryan seufzte. Sein Dad und John hatten ihm und Tyler von klein auf beigebracht, wie man Autos repariert. Teile austauschte. John war ein toller Lehrer gewesen. Nichts hatte ihn aus der Ruhe bringen können. Fast spielerisch hatten sie alles gelernt, es war nicht wie in einer Werkstatt zugegangen, sondern eher wie auf einem Abenteuerspielplatz.
    Ryan konnte sich noch an den ersten Wagen erinnern, an dem er mit Tyler fast alleine hatte schrauben dürfen. Ein 78-er Cadillac Eldorado, ein Wagen, so riesig wie ein Schlachtschiff.
    An dem könnt ihr nichts kaputt machen, hatte John bloß gemeint. Zeigt, was ihr drauf habt.
    Mit Feuereifer hatten er und Tyler sich daran gemacht, den Motor durchgecheckt, den Vergaser gereinigt, ein paar Kleinteile ausgetauscht. Ryan lächelte. Eine Fußbank hatte er gebraucht, um überhaupt in den Motorraum schauen zu können. Es gab noch ein altes Foto, Tyler und er, stolz wie Oskar, vor dem auf Hochglanz polierten Cadillac. An dem Tag hatte sein Dad ihm versprochen, einen Mustang mit ihm fertigzumachen. Später. Wenn er größer wäre.
     
    Er rieb sich durchs Gesicht.
    Seit dem Tag des Unfalls hatte er an keinem Auto mehr gebastelt. Und als er sich hier so umsah, wurde ihm klar, wie sehr er es vermisste.
    Stirnrunzelnd sah er zur Wanduhr auf. Wo war Tyler bloß? Er hatte ihm fest versprochen, den Mustang von hier fortzubringen. Sein Onkel Phil, Mom’s großer Bruder, besaß eine eigene Malerwerkstatt. Dort auf dem Gelände gab es ausreichend Platz, den Wagen die nächsten Jahre einzumotten. Bis er genug Geld verdienen würde, um sich entsprechendes Werkzeug zu besorgen.
     
    Er lehnte sich gegen den Wagen. Schade, dass Tyler nicht mehr sein Freund war, denn dann hätte er einfach wie früher hier arbeiten können. John Lafferty hatte sich nämlich eine komplette Werkstatt eingerichtet. Es gab eine große Werkbank, ein Schweißgerät, Schränke, die jedes erdenkliche Werkzeug enthielten, welches

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