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Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Titel: Rescue me - Ganz nah am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Koch
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tiefstes Schweigen. Ryan wollte schon zu einem erneuten Versuch ansetzen, da sagte Tyler doch etwas.
    „Vergiss es. Will mit dir und der Scheißkarre nichts zu tun haben.“ Klick. Die Verbindung war unterbrochen.

 
Sechs
    Am Sonntagmorgen, fast noch zu nachtschlafender Zeit, klopfte es unten an der Eingangstür. Ich blinzelte kurz zum Radiowecker, erst zehn. Nörgelnd drehte ich mich noch einmal in meinem zerwühlten Bett herum. Wenn meine Mutter keinen Schlüssel hatte, war sie selber schuld. Für sie würde ich nicht aufstehen.
    Wieder klopfte es. Diesmal lang und anhaltend.
    „Mach auf!“, keifte es über den Flur. Sie war also doch schon da. Alleine? Eine raue männliche Stimme fing an, lautstark zu fluchen. Nein, anscheinend nicht. Hätte mich auch gewundert.
    Ich wühlte mich endlich aus dem Bett heraus. Meine Augen brannten und tränten, ich war schon wieder mal mit meinen Linsen eingepennt. Und wie ein flüchtiger Blick in den Spiegel verriet, auch mit der Schminke im Gesicht. Nur die Lederhose hatte ich mir abgestreift, bevor ich mich gestern Nacht mit ordentlich Wodka abgeschossen hatte. Das Resultat waren hämmernde Kopfschmerzen.
    Als es erneut gegen die Tür hämmerte, raffte ich mich auf, schlappte in Boxershorts und Longsleeve die Treppe hinunter und sah durch die Glasscheibe hinaus. Na toll. Es war Ryan. Hatte der noch nicht genug? Musste ich noch deutlicher werden?
    „Was willst du?“, knurrte ich durch die geschlossene Tür und rieb mir die brennenden Augen. Die Linsen mussten raus. Später. Erst mal musste ich Ryan abwimmeln.
    „Ich muss mit dir reden.“
    „Worüber?“
    „Über den Mustang. Ich will dir ein Angebot machen.“
    „Der ist wieder bei Big Eddy“, log ich. „Hab ihn zurückgebracht. Kannst also verschwinden.“
    So. Das sollte Ryan von hier vertreiben. Wenn nicht, würde ich stärkere Geschütze auffahren müssen.
    Doch Ryan ließ sich nicht so einfach davonjagen. Er straffte sich und schoss, ohne zu zögern, auf die Doppelgarage zu. Schwenkte das rechte Tor auf und ich sah, wie sich ein Lächeln in sein Gesicht stahl. Verdammt. Hatte er den Mustang doch gefunden. Hatte ich die Garage nicht abgeschlossen? Wohl nicht! Idiot!
     
    Ryan stand vor der Garage und starrte hinein. Ich wusste, wie sehr er gerade dieses Modell liebte. Es war das Lieblingsmodell seines Dads gewesen, immer hatte der davon geredet, sich eines Tages einen GT500 anschaffen zu wollen. Ihn mit Ryan zusammen wieder herzurichten, damit der ihn dann fahren konnte. Doch dazu war es nie gekommen. Ich beobachtete, wie sich Ryans Gesichtsausdruck veränderte. Aus Freude wurde Sehnsucht. Dann Trauer.
    Ich spürte, wie mein Puls begann, schneller zu schlagen. Ryan hatte in diesem Augenblick etwas an sich, dem ich mich nicht zu entziehen vermochte. Obwohl ich mir lieber in den Fuß hätte schießen lassen, konnte ich nicht verhindern, dass ich die Tür öffnete und hinausstürmte.
    „Du sollst verschwinden, hast du nicht verstanden? Geh und lass mich in Ruhe. Die Karre bring’ ich gleich morgen früh zu Big Eddy zurück!“
    Ryan drehte sich nicht mal zu mir um. „Ich mache dir ein Angebot. Ich gebe dir tausend Dollar. Für den Mustang.“ Seine Stimme klang fest, so, als würde er nicht eher gehen, bis er bekam, was er haben wollte.
    Damit hatte ich nun nicht gerechnet. „Und woher willst du die Kohle nehmen?“, pflaumte ich. „Du hast ja nicht mal Geld für ein neues Handy!“ Damit spielte ich auf den uralt Knochen an, den ich bei ihm gesehen hatte.
    Endlich wandte sich Ryan mir zu, um im selben Moment erschrocken zurückzuspringen. „Verdammt Mann, Tyler! Ich habe mich fast zu Tode erschrocken! Siehst du auch mal in den Spiegel? Wie kann man nur so rumlaufen?“
    Ich wusste in etwa, wie ich aussah. So wie ich immer aussah, wenn ich mit Make-up ins Bett fiel. Eyeliner und Lippenstift hatten sich mit der weißen Schminke zu einer schmierigen grau-weißen Pampe vereinigt und sich überall auf meinem Gesicht verteilt. Na und?
    „Weißt du, an wen du mich erinnerst?“ Ryan war mit seinem Gekeife noch nicht fertig. „An Heath Ledger, du weißt schon, in seinem letzten Film. Als Joker!“ Dann rümpfte er angewidert die Nase. „Und du stinkst nach Alkohol, wie Bobby!“
    Ungerührt hörte ich zu. „Wenn du mit deinem Geseire fertig bist, dann erklär mir, wo du die Kohle für den Wagen hernehmen willst.“
    Ryan pustete sich eine Locke aus der Stirn und sah weg. Er räusperte sich. „Wo ich es hernehmen

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