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Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Titel: Rescue me - Ganz nah am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Koch
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Blick auf den Fahrer werfen und machte ein paar Schritte vorwärts. Doch kaum hatte ich das getan, da startete der Wagen. Der Motor heulte einmal auf, dann brauste der BMW davon. Ich sah ihm hinterher. Ein V8 Motor. Zwei Turbolader? Der Fahrer gab ordentlich Gas. Ja. Es klang nach zwei Turboladern. Ich stieß einen kurzen Pfiff zwischen den Zähnen hervor. 400PS. Minimum.
     
    Während ich immer noch dem BMW hinterherstarrte, kam aus der anderen Richtung eines der gelbroten Taxis. Es hielt vor der Einfahrt, die hintere Tür öffnete sich. Hinaus purzelte Ryan. Konnte sich noch im letzten Moment an der Flanke festhalten, sonst wäre er gestürzt.
    Das Taxi hupte kurz und fuhr davon. Ryan kam die Einfahrt hoch. Doch irgendetwas stimmte nicht mit ihm.
    „Ha… Hallo!“, tönte er laut und schwankte langsam auf mich zu. Stirnrunzelnd stellte ich den Karton, den ich immer noch auf dem Arm trug, auf den Boden.
    Was war los mit ihm? Hatte er etwa sein Shirt verkehrt herum an? Ja. So sah es aus. Das Innere war nach außen gedreht, der Waschzettel hing vorne. Dazu trug er dünne blau gemusterte Sleep Shorts und war barfuß. Unter den Arm hatte er seinen Zeichenblock geklemmt.
    Ich trat einen Schritt auf ihn zu. „Was ist mit dir? Kreislaufprobleme?“
    „Nee. Hi, hi.“ Ryan sah angestrengt zu mir her, machte noch ein, zwei Schritte – und stolperte prompt über seine eigenen Füße. „Oopsie. Doch.“ Er kicherte albern.
    Mit einem Satz war ich bei ihm und konnte ihn gerade noch auffangen. „He mach langsam!“ Irgendetwas an Ryan war merkwürdig. Das war doch kein Kreislaufproblem. Niemals!
    „Tschul… Schulligung“, nuschelte Ryan und blinzelte mich aus verwaschen wirkenden Augen an. „Bis’ du’s Ty?“
    In mir keimte ein Verdacht auf. Der sich prompt erhärtete, als mir die kräftige Fahne ins Gesicht schlug. „Bist du etwa …? Du bist ja betrunken!“, rief ich aufgebracht. „Es ist Montagmorgen, noch keine acht Uhr und du … du bist betrunken?“ Ich legte mir Ryans Arm um die Schulter und schleifte ihn in die Garage hinein, rüber zum Sofa. „Verdammt, wieso tust du so was?“
    Dad mischte sich ein. „Was regst du dich auf? Du warst um diese Uhrzeit auch schon betrunken. Er ist alt genug.“ Er schien nicht sehr besorgt.
    „Ryan ist nicht ich“, stellte ich leise richtig.
    „Na, von Limonade kommt dieser Rausch aber nicht.“ Diese Bemerkung konnte Dad sich nicht verkneifen.
    Ich ignorierte diesen Einwand und sagte an Ryan gewandt: „Nicht wahr, du trinkst doch gar keinen Alkohol!“ Ich hatte ihn noch niemals so erlebt. Im Gegenteil, ich hätte schwören können, dass er keinerlei harte Sachen trank.
    „Tu ich wohl. Tu ich wo… hol!“, widersprach Ryan, wobei er die Worte in angeheitertem Singsang hervorstieß. „Wo-hol, wo-ho-hol!“ Mit beiden Armen fuchtelnd verlor er sein Gleichgewicht, und bevor ich es verhindern konnte, kippten wir zusammen auf die Polster. Der Zeichenblock fiel dabei zu Boden und blieb aufgeschlagen vor dem Sofa liegen. Ryan wollte sich nach dem Block bücken und wäre beinahe kopfüber hinterher gefallen.
    „Oopsie doopsie!“ Er gluckste vor Vergnügen.
    „Wow, wow, langsam!“ Ich packte ihn am Shirt und schob ihn wieder aufs Sofa zurück. „So. Nun erzählst du mir, was der Scheiß soll. Wie kommst du dazu, dich so zu besaufen?“, verlangte ich zu wissen.
    „Mut. Brauch viel Mut“, nuschelte Ryan und pustete sich eine Locke aus der Stirn. „Viel Cognac hilft.“ Inzwischen lag sein Kopf an meine Schulter gebettet. Die Locken waren wild zerzaust, kitzelten weich unter meinem Kinn. Ich widerstand dem Wunsch, mit der Hand darin herumzuwuscheln.
    „Wo hast du den her?“
    „Mom. Schrank“, antwortet Ryan undeutlich, atmete schwer und rückte noch näher an mich heran. Die gerötete Wange lag jetzt im verrutschten Halsausschnitt von meinem Shirt, jeder Atemzug der mich streifte, löste prickelnde Schauer aus. Ich hätte ihn von mir schieben sollen, aufstehen, weitere Päckchen packen – doch etwas hielt mich hier fest.
    Vorsichtig schüttelte ich an Ryan Schulter „Los, rede! Warum hast du das getan?“
    Ryan nahm den Kopf hoch, schwarze Pupillen fokussierten sich träge. „Wo bis’ du?“ Unbeholfen versuchte Ryan, mir die Haare aus dem Gesicht zu streichen. Dann sahen zwei himmelblaue Augen ziemlich ernst und schuldbewusst zu mir auf. „Tschuldigun’. Bist kein Mörder.“ Die Augen füllten sich mit Tränen, bis eine langsam an seiner Wange

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