Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Titel: Rescue me - Ganz nah am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Koch
Vom Netzwerk:
Liste mit den Kontodaten zu mir. Wer bekam die beiden Lenksäulenfedern? Ach ja. Mit einem schwarzen Marker notierte ich die erste Adresse. Dann die Zweite.
    „Dass du die Kosten für die Polsterung allein übernimmst.“
    „Ich glaube nicht.“ Ich nahm mir den Karton mit den Schläuchen vor. Auch hier schrieb ich die Anschrift auf die Pappe.
    „Warum tust du es?“, bohrte Dad. „Warum hilfst du ihm jetzt doch?“
    Weil ich ein sentimentaler Idiot war. Weil ich mir nichts auf der Welt mehr wünschte, als dass Ryan mich einmal aus vollem Herzen anlächelte. Mit strahlenden Augen. So, als würde ich ihm tatsächlich etwas bedeuten.
    Ich unterdrückte einen Seufzer. Aber da ich nicht vorhatte, Ryan auch nur ein Sterbenswörtchen von meinem Anteil an der Sache zu verraten, würde der mich auch nicht anlächeln.
    „Darum“, gab ich gleichmütig zurück. „Je eher er seine Teile zusammen hat, desto eher ist er hier wieder verschwunden.“ Was für alle Beteiligte wohl am Besten wäre.
    Meine Hände klopften automatisch die Hosentaschen ab. Doch da war keine Schachtel. Seit gestern Abend hatte ich keine mehr geraucht. Jetzt drängte es.
    Gerade als ich die Werkbank nach einem vergessenen Päckchen absuchte, pochte es ans Garagentor. Ich legte den Karton, den ich gerade hochgenommen hatte, zur Seite und zog das Tor ganz hinauf.
    Vor mir stand der Fahrer des UPS-Wagens, der halb auf dem Gehweg stand. Der verschlafen dreinblickende Mann brummelte ein ‚Morgen‘ durch die schiefen Zähne. Er sah mir kurz ins Gesicht, jedoch ohne echtes Interesse, ich war für ihn nur ein Kunde von vielen. Gähnend drückte er mir einen großen Karton in die Arme und hielt mir sein elektronisches Signatur Tablet unter die Nase. „Hier unterschreiben.“
    Es kam mir mehr als seltsam vor, dass mich jemand ansah, ohne zurückzuzucken, ohne sich erschrocken abzuwenden. Bis mir einfiel, dass ich heute Morgen auf mein schauriges Make-up verzichtet hatte. Brad hatte mich darum gebeten, es wenigstens im Haus wegzulassen. Meinte, es könne sich nur etwas ändern, wenn ich anfinge, mich zu öffnen. Es zuließe, dass sie, also meine Mutter, Brad, Ryan, mich so sahen, wie ich wirklich war. Ohne Maske. Ohne Schutzwall, hinter dem ich mich verstecken konnte.
    Im Großen und Ganzen hatte es Sinn gemacht, was Brad versuchte, mir zu erklären. Doch im Moment fühlte ich mich nicht sonderlich wohl. Eher nackt. Jeglichen Schutzes beraubt. Kein gutes Gefühl.
    Ich atmete tief durch, stützte mein Paket mit einem Knie und kritzelte meine Unterschrift auf das Sensorfeld. Aber ich würde es aushalten. So wie ich alles ausgehalten hatte.
    „Schönen Tag noch.“

 
Fünfzehn
    6er BMW Coupé. Sportvariante. Tiefergelegtes Chassis. Heckspoiler. Verdunkelte Fenster. Tiefvioletter, metallisch-glänzender Lack. Sonderanfertigung. Mächtig breite Reifen auf 22-Zoll-Leichtmetallfelgen. Botticelli. Schwarz-matt.
    All diese Informationen spulten in meinem Hirn ab, bevor ich noch wusste, was ich da beobachtete. Der Wagen stand in ungefähr zwanzig Meter Entfernung am anderen Straßenrand. Ich kannte jedes einzelne Auto hier in dieser Straße, in dieser Siedlung. Und das Coupé gehörte hier nicht her. Ich überlegte einen Moment, dann wusste ich, wo ich es schon einmal gesehen hatte.
    Bei Carlos. Besser gesagt, bei Carlos’ Partner. ‚The Fatman‘ Simpson. Ein gefährlich aussehender Schwarzer, der immer einen Bodyguard an seiner Seite hatte. Ich glaube, dessen Name war Tito.
    Ich war ihm einmal kurz über den Weg gelaufen, als ich mir ein Tütchen Gras besorgt hatte. Musste jetzt knapp ein halbes Jahr her gewesen sein. Ich grinste. Dieser Tito, ein Schrank auf Beinen, war glatt zwei Schritte zurückgewichen, als ich in meinem Prinz-der-Finsternis-Outfit vor ihm aufgetaucht war, und hatte sich hastig bekreuzigt.
    Der Fahrer des BMW trug eine Sonnenbrille und schaute auffallend uninteressiert aus dem geöffneten Seitenfenster hinaus. Was beobachtete er? Oder sollte ich wohl eher fragen, wen beobachtete er? Gab es in der Nachbarschaft etwa Drogengeschäfte? Der Wagen stand bei den McRowan’s vor der Tür. Ich glaubte nicht, dass der alte McRowan mit seinen gut sechzig Jahren angefangen hatte, mit Dope zu dealen. Doch war sein Sohn nicht Cop? Sitte glaubte ich zu wissen. Oder Mord?
    Hm. Vielleicht gehörte dieses Coupé zu einer Polizeiermittlung. Vielleicht war Carlos’ Partner in Wahrheit ein Spitzel. Möglich wär’s.
    Neugierig wollte ich einen genaueren

Weitere Kostenlose Bücher