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Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Titel: Rescue me - Ganz nah am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Koch
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war, oder dass sie mich angesprochen hatte. Sie hatte dunkle Schatten unter den Augen, es sah aus, als hätte auch sie die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Ich selber hatte den Blick in den Spiegel gleich ganz vermieden.
    Gerade goss sie Kaffee in einen großen Becher, dann gab sie einen großzügigen Schuss Milch dazu.
    „Morgen“, grüßte ich leise zurück. Ich warf ihr einen unsicheren Blick durch die langen Fransen vor meinem Gesicht zu. Ein altes Hemd von Dad schlackerte um ihren schmalen Oberkörper, dazu trug sie eine farbverschmierte Jeans, Turnschuhe. Sie war kaum größer als Ryan und wog vermutlich auch nicht mehr als er. Dad hatte sie haushoch überragt. Und so wie es aussah, war ich auf dem besten Wege, es ihm nachzutun.
    „Hier. Bitte.“ Zu meiner Überraschung drückte Peg mir den Kaffeebecher in die Hand und sah hilflos zu mir auf. Ihr Blick streifte den Verband an meinem Arm. „Geht es dir … gut? Willst du … willst du etwas essen?“
    „Äh, danke. Für den Kaffee, mein’ ich“, murmelte ich verlegen. „Ja, es geht mir gut. Essen will ich nichts. Später vielleicht.“ Um nichts mehr sagen zu müssen, pustete ich über das heiße Getränk und trank vorsichtig einen großen Schluck.
    Über den Rand des Bechers sah ich, dass ein großer Teil der Schränke ausgeräumt war. Überall standen Geschirr und Lebensmittelpackungen. Ein prall gefüllter Müllsack lehnte am Kühlschrank. In der Luft hing der penetrante Geruch von Zitrone und Chemie. Er überdeckte sogar den Geruch des Kaffees.
    Peg warf mir noch einen schüchternen Blick zu, dann griff sie sich Putzeimer und Wischlappen und schrubbte einen der Hängeschränke. So wie es aussah, holte sie wohl den Großputz von mehreren Monaten nach.
    Wie Ryan. Ich schnitt eine Grimasse und trank den Becher leer. Selbst jetzt konnte ich es nicht lassen, immer wieder an ihn zu denken.
    Für einen Augenblick sah ich meiner Mutter beim Putzen zu. Sie hielt inne, schaute mich an, wollte etwas sagen, doch bevor ihr vielleicht einfallen konnte, mich ebenfalls bei dieser Aktion einzuspannen, flüchtete ich in die Garage.
     
    Als Erstes klaubte ich die Zeitungen aus dem Altpapierkarton und legte sie auf die Werkbank. Es gab einige Päckchen zu packen. Da ich ja nicht schlafen konnte, hatte ich mein Bankkonto abgefragt. Die letzte Auktion bei Ebay war beendet, alles ausstehende Geld war überwiesen, nun konnten die überzähligen Einzelteile verschickt werden. Ich seufzte und holte einige leere Kartons aus dem Regal. „Diese eine Sache noch. Dann ist endgültig Schluss!“, brummte ich. „Wenn dies hier erledigt ist, ist meine Beteiligung definitiv beendet!“
    Eigentlich wäre es sowieso das Beste, ich würde Ryan samt Mustang aus der Garage verbannen. „Wessen blöde Idee war das noch mal?“
    „Deine, wenn ich recht informiert bin.“ Als ich die Stimme meines alten Herrn vernahm, schüttelte ich unwillig den Kopf.
    „Dad, es war mal wieder rein rhetorisch, ja?“ Ich wickelte eine Lenksäulenfeder in Zeitungspapier und schob sie in den Karton. Dann polsterte ich das Innere noch mit Schnipseln aus. Drei Stück hatte ich in Ryans Kästen gefunden. Also hatten zwei davon versteigert werden können. Genauso wie die Kühlerschläuche, sie verschwanden ebenfalls in einem geeigneten Karton. Sie waren für das 68-er Modell, passten also nicht. Auch für sie hatte ich sofort einen Abnehmer gefunden. Als Nächstes waren zwei der eckigen Außenspiegel an der Reihe. Der, der am Mustang saß, war noch tadellos, deshalb konnte ich diese beiden hier guten Gewissens verkaufen.
    „Zweihundertfünfzig Dollar habe ich dafür von Victor bekommen. Und mit dem, was alles andere bei Ebay gebracht hat, kann Ryan die restlichen Ersatzteile bezahlen“, erklärte ich Dad. Um die Sitze würde ich mich kümmern, hatte ich beschlossen. Leder würde es sein. Echtes, weiches Leder. In Rot. Nicht dieses hässliche Vinyl. Ich hatte es schon ausgesucht. Online. Hatte Glück gehabt, in Brigdewater, nur knappe hundert Meilen entfernt, gab es eine Sattlerei, die so etwas konnte. Die Sitze mussten nur noch dorthin geschafft werden.
    „Und den Rest wirst du dazu beisteuern, richtig?“ Dad klang belustigt.
    „Na und?“ Ich klebte den Karton zu und schrieb Victors Adresse auf die Seite. „Die paar Dollar!“
    „Wie bitte?“ Dad schnaubte spöttisch. „Ich würde achthundert Mäuse nicht ein paar nennen. Zehn sind ein paar. Wirst du es ihm sagen?“
    „Was sagen?“ Ich zog die

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